Donnerstag, 12. September 2024

Amen

Dem geneigten Leser wird wohl nicht entgangen sein, dass die Themen dieses Blogs schon seit Jahren weniger irlandspezifisch sind, als vielmehr politisch deutsch bezogen. Warum gerade dieser Blog dafür herhalten muss ist ganz einfach zu erklären: Weil von den zwei Blogs, die ich betreibe dieser hier der bekannteste ist, mit den meisten Klicks und durchschnittlich einhundert Besuchern täglich. Diejenigen, die hier regelmäßig reinschauen wissen das. Seit 2015, als wir von Irland nach Deutschland zurückkehrten, versuche ich die desaströse politische Realität dieses Landes abzubilden, die mir persönlich dermaßen gegen den Strich geht, dass ich gar nicht so viel essen kann, wie ich kotzen könnte. Was hat es genutzt? Hat es mich glücklicher oder zufriedener gemacht? Antwort: Es war vergebene Liebesmüh und glücklicher bin ich deswegen auch nicht. Im Gegenteil. Die tägliche Betrachtung des Wahnsinns zieht mich runter und macht mich depressiv. Ich hatte ja schon ein paar mal versucht das zu ändern und habe sämtliche YouTube-Kanäle, die ich abonniert hatte gelöscht. Doch dann kam ich immer wieder zurück, weil ich mich dem Wahnsinn nicht entziehen konnte und dachte, ich könnte irgendwas daran ändern, indem ich hier darüber berichte.

Die Wahrheit ist, dass selbst diejenigen, die diesen Blog gut finden und mir deswegen auf die Schulter klopfen wissen, dass es nichts nützt. Der Widerstand gegen die Apokalypse findet nicht virtuell, sondern draußen auf der Straße statt. Wie in alten Zeiten. Dass ich hier seit 2009 die Sau rauslasse, dient vornehmlich nur einem Zweck: Die Sau rauszulassen. Jetzt rennt sie also frei herum die Sau, und es interessiert keine Sau. Es gibt genügend Blogger da draußen, die das Gleiche tun. Wahrscheinlich aus den gleichen Motiven heraus. Bequem vom Computersessel gegen die Ungerechtigkeit der Welt, einen Latte mit Haselnussgeschmack schlürfend, oder so. Ich ziehe Whiskey vor, denn wenn ich eines von den Iren gelernt habe: Ist die Welt nicht schön, muss man sie sich schön saufen. Und während wir uns die Finger wund tippen, schaffen die da draußen Fakten. 

Die Frustration, die daraus entsteht kommt spätestens dann, wenn man man begreift, dass es nichts bringt, es aber verdrängt und trotzdem weiter macht, weil man nicht weiß, was man sonst tun könnte.

Damit soll jetzt Schluss sein.

Es wir Zeit weiterzuziehen. Bedeutet aber nicht, dass ich aufgebe. Ich verlege mich woanders hin. Wohin, geht niemand etwas an. Im Gegensatz zu früher, werde ich kein Wort mehr darüber verlieren. Holt euch also eure tägliche Ration Amüsemang anderswo. Hier werdet ihr sie nicht mehr finden.

Amen



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