Es scheint der Zeitpunkt gekommen zu sein, wo die Pubs pleite gehen. Zumindest hier in Ennis. Die Library Bar hat dicht gemacht. Der Pächter und Hurling-Star Gerry Quinn erzählte mir vor kurzem, dass der Besitzer nicht mit der Miete runtergehen wollte. Nachdem der zweijaehrige Mietvertrag abgelaufen ist, hatte er also beschlossen auszusteigen. Wer das ganze jetzt übernimmt, weiss man nicht. Die Pforten sind vorerst geschlossen.
Die Geschichte dieser Bar ist ziemlich typisch für die jüngste Entwicklung der Pub-Szene in Irland. Nachdem vor ung. vier Jahren das Teil neu renoviert bzw. gebaut und mit riesen Pomp und Gloria eingeweiht wurde, erhoffte man sich den grossen Reibach. Die Kings Bar kostete über eine Million Euro und sollte das Pendant zu dem gegenüber liegenden Queens-Nightclub darstellen. Man wollte vor allem ältere Kunden gewinnen. Doch von Anfang an gab es Probleme. Statt der erwarteten Kundschaft kamen nur youngsters, die man zwar nicht haben wollte aber größtenteils die einzigen Kunden waren. Nach ung. zwei Jahren wechselte der Betreiber. Gerry übernahm und machte daraus die Library Bar. Anfangs lief es noch ganz gut, doch nach und nach blieb die Kundschaft und somit auch die erhofften Einnahmen aus. Die Flut letztes Jahr im November gab der Library Bar den Rest, da sie für mehrere Wochen schließen musste. Jetzt ist sie ganz zu.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der Cruises' Pub. Als Teil des Queens Hotel und Nightclubs war es der beste pub in town. Auch hier sieht es sehr schlecht aus. Nachdem wiedermal der Manager gewechselt hat, wurden mehr oder weniger sämtliche life-gigs gecancelt. Außerdem wird Cruises neuerdings von den trad-playern boykotiert. Angeblich wollte man diese nicht mehr bezahlen. Jetzt sollen DJ's Schwung in den Laden bringen.
Ich weiß nicht, ob ich über das Ganze weinen oder lachen soll. Zumal auch ich alle meine gebuchten gigs in Cruises verloren habe!
Die komplette Situation ist wiedermal typisch irisch. Nur mal als Beispiel: Brian, der Betreiber des Rowan Tree Hostel und Restaurants meint, dass die Pub-Szene einen langsamen Tod stirbt. Das fing vor ung. vier Jahren an und geht jetzt so langsam in die Endphase. Seiner Meinung nach wird sich da auch nichts ändern, sofern die Pubs nicht ihre Preise senken. Seine eigenen Preise will er jedoch beibehalten, sonst lohnt sich das Geschäft nicht mehr. Mit einfachen Worten: jeder glaubt zu wissen wo das Problem liegt aber keiner macht was!
Das ist symptomatisch für das ganze Land. Viel eher wird eine neue Hungersnot ausbrechen als das man die Preise senkt!
Doch trotz allem verhalten sich viele Iren als wäre überhaupt nichts geschehen. Ganze Großfamilien gehen jeden Tag zum Lunch in's Rowan Tree. Jedes Familienmitglied bekommt sein eigenes Essen und isst dieses noch nicht mal zur Hälfte auf. Unter 100 Euro gehen die da auch nicht wieder raus.
Die Pubs erhoffen sich gute Geschäftseinnahmen während der Touristensaison. Doch auch das anscheinend nur halbherzig. Als vor kurzem Freunde aus Frankreich zu Besuch kamen, suchten sie nach trad-sessions und fanden nur einen einzigen Pub wo welche angeboten wurde: im Brogans spielen immer noch Eoin O'Neill und Quentin Cooper ... seit ung. 100 Jahren und noch nicht mal besonders gut!
Auch versucht man die Eingeborenen mit folgenden Angeboten zu koedern: Drink three Heineken and get fourth for free! Frage ist nur, wer trinkt drei Heineken wenn eines 5 Euro kostet? Da geht man doch lieber in's Off-Licence, kauft sich für's gleiche Geld zwei sixpacks und geht wieder nach hause!
Ich weiß nicht wo das ganze noch hinführt. Ich habe jedenfalls bis jetzt für dieses Jahr überhaupt keine Auftritte buchen koennen. Bringt sowieso nix, wird ja eh wieder storniert.
Sieh zu, das du woanders hingehst - dz stehst auf verlorenem Posten...
AntwortenLöschenWuerde ich ja gerne nur wie gesagt: es fehlt das noetige Kleingeld! Auf der anderen Seite: klingt vielleicht komisch aber ich hab das Gefuehl wir sind hier noch nicht ganz fertig.
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