Eskapismus meint das mentale Flüchten in eine unwirkliche, vielleicht bessere, aber auf jeden Fall in eine weitab von der realen Lebenssituation, den alltäglichen Sorgen und von der tristen gesellschaftlichen Gemengelage gelegene Welt, in der vereinfacht gesagt die Gesetze des Märchens herrschen.
Wenn man sich gegenwärtig die Kino-und-Streaming-Angebote so anschaut, könnte man auf den Gedanken kommen, daß nur noch Geschichten für Kinder produziert werden. Der überwiegende Teil dieser Filme und Serien besteht aus mit zig Millionen Dollar produzierten Fantasy- und Superhelden-Produkten. Selbst das Horror-und-Action-Genre arbeitet fast nur noch mit Elementen des Phantastischen, sei es bei der Figurengestaltung, sei es im Storyaufbau. Fernab von wirklichen Konflikten der Welt und uninspiriert von der persönlichen Gegenwart des Zuschauers ist alles angesiedelt in einem kindlichen Traumreich, wo es um völlig abstruse Pseudo-Probleme geht und es zur Mindestanforderung an den Helden das Fliegen ohne Flugzeug gehört.
Auch wenn sie mit künstlerisch-technischem Aufwand auf höchstem Niveau daherkommen, es sind in Wahrheit allesamt Kindergeschichten, die sich immer wiederholen. Kein Wunder, Kinder lassen sich ein ihnen bereits bekanntes Märchen gern auch zum hundertsten Mal erzählen.
Bezog der Horrorfilm früher seine Faszination aus der Darstellung des Bösen oder daraus, daß man seinen Verstand verliert, so ist heute das Böse oder der psychische Kontrollverlust zu einer Art kultiger Halloween-Maske verkommen, bei deren Betrachtung man so tun muß, als sei sie furchteinflößend, doch eigentlich nur ein weiteres Teil in der Spielzeugkiste ist.
War der Splatterfilm früherer Tage ein Tabubruch und reine Anarchie gewesen (The Texas Chainsaw Massacre USA 1974 / Regie: Tobe Hooper), über den seriöse Filmkritiker die Nase rümpften, so ist er heutzutage ein infantiler Schabernack mit Gummigliedern mit Kunstblut-Sirup drüber, komplett familientauglich. Vom Zombie-Film, der inzwischen zu einem zusätzlichen Karneval-Event mutiert ist, gar nicht zu reden.
Und selbst der Actionfilm, einst ein Testosteron-geschwängertes Terrain von Petrolheads, gestandenen Knochenbrechern, heißen Girls, Rauchern und Säufern mit wettergegerbten Gesichtern, ist inzwischen kein Vehikel mehr, um markante Charaktere aufeinander loszulassen, sondern ein irreales Ballett von Gerät und Mensch, ein Selbstzweck von sich jeden sexistischen Spruch verkneifenden Modell-Körpern (John Wick, James Bond), wenn es sich bei den Protagonisten nicht sogar um vollschlanke Frauen handelt, die ein halbes Jahr vor dem Dreh durch fünf Personal Trainer darauf vorbereitet werden, sich bei den Schlägerei-Szenen keinen Nerv einzuklemmen. Okay, die Autostunts sind dafür atemberaubender als jemals zuvor.
Die Folge davon: Es gibt keine wirklichen Stars mehr! Gibt es sehr wohl, mag mancher nun protestieren, einige von ihnen kassieren sogar 50 bis 100 Millionen Dollar für einen Film. Allerdings nur, wenn sie in diesen irrealen Franchise-Produkten für Kinder spielen. Sie sind keine richtigen Schauspieler, keine richtigen Stars, sondern Mietgesichter und -körper, genauer Images, die mit ihren von einer seelen- und ideenlosen Industrie konzipierten Comic-Charakteren verschmelzen und auch nur noch so wahrgenommen werden.
Man mag es kaum glauben, aber selbst ein Vin Diesel hat einst ernsthafte Filme gedreht (Find Me Guilty – Der Mafiaprozess USA 2006 / Regie: Sidney Lumet), bevor er sich auf das Abzählen von „The Fast and the Furious“ verlegte – bald erscheint der 10. Teil. Und auch der höchstbezahlte Movie-Berg der Staaten „The Rock“ Dwayne Johnson spielte mal einen hinreißenden Schwachkopf, über den man herzlich lachen konnte (Pain & Gain USA 2013 / Regie: Michael Bay). Eine Scarlett Johansson wiederum, „the sexiest Beast at all“, deren Stimme allein einen so wundervollen Film wie „Her“ (USA 2013 / Regie: Spike Jonze) über das weibliche Denken prägt und trägt, ohne daß sie ein einziges Mal zu sehen ist, hat sich endgültig im Superhelden-Universum verloren wie in einem Irrgarten.
Was ich damit meine, ist, daß all diese Schauspiel-Schwergewichte die Leute nicht mehr ihretwegen ins Kino oder vor den Streamingschirm locken, ihre „normalen“ Filme floppen.
Früher war es völlig anders. Man ging ins Kino, weil man den neuesten Streifen von einem Star sehen wollte. Eigentlich war es egal, um welche Story es sich dabei drehte. Man wollte einfach den neuen Mel Gibson sehen oder den neuen Jack Nicholson oder die neue Meg Ryan. Heute ist ein Robert Downey Jr. nicht mehr der Star eines Filmes, sondern eine Action-Spielzeug-artige, digital animierte Gestalt namens „Iron Man“, hinter der der Star total Banane ist. Es ist in der Tat wie im Schultheater, wo es keine Rolle spielt, wer in der Märchenaufführung in welcher Qualität den „König“ oder den „Jäger“ gibt, allein die Marken „König“ und „Jäger“ sollen fesseln. Kinderquatsch eben.
Doch wann hat es angefangen, daß das Erwachsenenpublikum sich fast nur noch mit diesem Kinderquatsch begnügte und so gar keine Lust mehr verspürte, von seiner Erwachsenenwirklichkeit inspirierte Unterhaltung zu konsumieren?
Nun gab es seit Beginn des Kinos viele phantastische Genres, Horror, Fantasy, Mystery, den gefakten Historienfilm usw. Und es ist auch nicht so, daß Filme und Serien, die sich mit Befindlichkeiten des Erwachsenendaseins beschäftigen – Liebe und Sex, Familienkonflikte, Freundschaft, das Streben nach Wohlstand und Glück, Krankheit und Tod, Verbrechen, Mord und Krieg und dergleichen – nicht weniger phantastisch wären. Schließlich ist die Unterhaltung ja dafür da, daß das Leben überspitzt, hochdramatisch, exotisch, aufregend, ja, sehr oft auch eskapistisch dargestellt wird, als ein verrückter Zirkus halt. Wer will denn schon seinen grauen Alltag und sein monotones Leben auf der Leinwand sehen?
Trotzdem hat es in den letzten Jahrzehnten beim Film eine gewaltige Gewichtsverlagerung zugunsten des Phantastischen und Comicartigen gegeben, also zu Stoffen, die früher der B-Film, der Kinderfilm, das Jugendbuch, Sagen und Legenden aus einer phantasierten Historie und eben der Comic abgedeckt haben.
Sicherlich verhalfen dem Durchbruch zur Infantilisierung und Zurückentwicklung zu Ur- und Primitivmustern des Geschichtenerzählens solche mit viel Geld hergestellten Franchise-Produkte wie die „Harry-Potter“, „Herr der Ringe“ und einige Filme aus dem Marvel-, DC- und Disney-Universum.
Nichtsdestotrotz glaube ich, daß diese Entwicklung zum größten Teil mit den Veränderungen der Gesellschaft in den letzten 20 Jahren zusammenhängt. Die Flucht des Publikums in eine Drachen-, Feen-, Fake-Mittelalter-, Superhero- und Zauber-Welt hat unmittelbar mit der sich kollektiv ausbreitenden Depression und dem immer klarer werdenden Wissen um die Vergeblichkeit des eigenen Handels zu tun, damit, daß man sein Schicksal nicht mehr selbst gestalten kann.
Das sich besinnungslose Zurückziehen in bisweilen nur noch psychedelisch zu nennende Phantasie-Welten gleicht dem Verhalten eines immer unglücklicher und verzweifelter werdenden Menschen, der Trost in Drogen sucht, weil diese ihn für einige Zeit alles reale Ungemach vergessen lassen und ihn in ein überschaubares Zauberreich entführen. Die Herausforderung namens Leben soll ausgeblendet werden.
Insbesondere in Deutschland ist diese Entwicklung zunächst gemächlich, dann jedoch geradezu im Zeitraffertempo verlaufen. Dazu muß man wissen, daß das Demokratie-Spiel nur funktioniert, wenn eine zum Wohlergehen und zur Wohlstandsmehrung des Volkes verpflichtete Politik, eine unparteiische Justiz, insbesondere jedoch diese beiden rational und mißtrauisch kritisch beäugende und bewertende Presse existiert. In deren Folge reflektiert dann die Kulturindustrie auf künstlerische Art und Weise die Stimmung im Lande und in der Welt.
Wenn eine dieser Dreien ausfällt, ist es schon keine Demokratie mehr, sondern ein von sinisteren Interessen geleitetes Vollzugsorgan zum Schaden des Volkes. Eine völlige Katastrophe ist es jedoch, wenn diese Drei sich zusammentun, warum auch immer einer Meinung sind und das demokratische Instrument nur zum Schein allein für ihre egoistischen und ideologischen Zwecke nutzen. Das ist dann keine Demokratie mehr, sondern eine Diktatur der „demokratisch Herrschenden“, in der der Einzelne von allen Seiten solcherweise umzingelt ist, daß er diesen Käfig als alternativlose und unabwendbare Realität wahrnimmt. Siehe die Impfverbrechen während der Corona-Zeit, in der Tausende zu Behinderten und zu Tode gespritzt wurden, der immer noch andauernde Tsunami der illegalen Ausländer und die Klimaerwärmungs- und Erneuerbare-Energie-Lüge, die außer die herrschende Klasse alle arm gemacht hat.
Mangels einer von Medien und der Justiz als ein Verbrechen gebrandmarkten Wehrmöglichkeit fügt man sich in sein Schicksal und zieht sich sukzessive in die innere Emigration zurück, wo einem primitive Kindergarten-Storys à la „Avatar“, „Spider Man“ und „Thor“ gleich dem Drogenrausch einlullen mögen. Bis am nächsten Morgen der Kater kommt.
Dazu zwei Beispiele. Anfang der Achtziger kaufte sich meine damalige Freundin regelmäßig die Zeitschriften „Schöner Wohnen“, später auch noch „Architektur & Wohnen“. Wir waren arm wie die Kirchenmäuse und lebten in beengten Wohnverhältnissen auf Sperrmüllmöbeln. Die Vorstellung, daß sie und ich jemals in wie in diesen Zeitschriften abgebildeten Edelhabitaten leben würden, war ein Witz. Ein Witz allerdings, der gar nicht mehr so witzig klang, wenn man unsere Träume, Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen die Zukunft betreffend berücksichtigte. Wir waren jung, gesund und enorm fleißig. Wir hielten den Spruch „Das Glück ist mit dem Tüchtigen“ trotz aller finanzieller Engpässe und Rückschläge keineswegs für ein verlogenes Versprechen, nein, wir glaubten daran. Andere hatten es doch auch geschafft, warum sollten wir es nicht schaffen?
Heute wird „Schöner Wohnen“ von Gruner + Jahr (RTL) abgewickelt bzw. an den Meistbietenden verhökert, weil die Verkäufe katastrophal zurückgegangen sind. Der jetzige junge Mensch, auch wenn er ordentlich verdient, träumt nicht mehr davon, sich irgendwann eine Wohnung oder Haus kaufen und schöner wohnen zu können. Es wäre auch ein völlig sinnloser Traum, da der halbkommunistische Staat mit seinen millionenfachen Gesinnungshyänen, Transferheeren und der milliardenschweren Umweltschutz- und Sozial-Mafia bis auf ein paar Krümel alles Lohn für seine Hände Arbeit wegraubt. Der junge Mensch von heute hat den Traum auf mehr Wohlstand verlernt, aufgegeben. Im Gegenteil, ihm wird gesagt, daß er den Planeten rettet, wenn er weniger besitzt und besitzen kann, als seine Eltern und Großeltern. Das heißt man hat ihm eigentlich gar nichts gesagt, sondern die Schweine-Dreifaltigkeit aus Politik, Justiz und Medien hat es so verkündet und in Gesetze gegossen, daß es jetzt einfach so ist. Deshalb schaut er nun nach getaner Arbeit „The Avengers“ auf Disney+, anstatt von Zielen eines Erwachsenen zu träumen. Auf dem geistigen Niveau eines Sechsjährigen ist er ja schon und kann die Story verstehen.
Zu meiner Zeit platzierte man gern geile junge Frauen in der Werbung und in Automessen halbnackt auf Motorhauben von schnittigen Wagen, um alle Aufmerksamkeit auf das Produkt zu lenken. Die Idee dahinter war, daß der potentielle männliche Käufer allen Ernstes denken sollte, daß er mit dem Erwerb des Wagens automatisch auch an so eine Schnitte rankommen würde. Es kursierten damals auch viele Witze und Legenden, daß die Schönen durchdrehen und mit einem sofort ins Bett hüpfen würden, käme man mit dem neuesten Porsche-Modell bei ihnen an. Das Produkt wurde also sexualisiert.
Irgendwann aber wurde befunden (von wem eigentlich?), daß diese Art des Appetitanregers für den männlichen Automobilisten nicht mehr zeitgemäß sei, weil er mit der Würde der Frau kollidiere, sie zum verfügbaren Sexualobjekt degradiere und überhaupt ein stinkendes Relikt aus einer vergangenen Macho-Kultur sei, in der die Frau wie eine sexuell verfügbare Ware dargestellt werde.
Es ist uninteressant, ob dem wirklich so war oder nicht. Denn die hübschen Models auf der Motorhaube kassierten für ihren Job ja gutes Geld und wären nicht im Traum draufgekommen, daß ihre weibliche Würde dadurch verletzt sein würde. Ich glaube eher, daß sie innerlich jubilierten, weil sie nur mit Motorhauben-Sitzen und immer schön lächeln vor diesen Nobelkarossen das Zehnfache einer Kassiererin im Supermarkt einstrichen. Der restlichen Damenwelt ging solcherart männliches Har-har-har! sowieso am Arsch vorbei.
Ganz ehrlich, wen ärgerten also die heißen Mädels auf den Motorhauben, außer eine Handvoll Emanzen und Berufsschwätzerinnen, die im besten Falle nicht so heiß aussahen, im schlimmsten Fall eher wie Männer? Hauptsache die Karren wurden verkauft. Und hielt man Männer wirklich für so doof, daß sie geblendet von so viel Sexiness auf der Motorhaube Haus und Hof verpfänden würden, um sich so einen Wagen zu leisten?
Irgendwann verschwanden die „Schnecken“ von den Motorhauben, so wie das Seite-1-Girl aus der BILD verschwand. Und nicht nur das, irgendwann verschwanden auch die richtigen Autos und die Automessen und machten Platz für Bekloppten-Modelle mit Batterie, wie sie auch in Spielzeug-Autos Verwendung finden, und in den nur dem Namen nach gebliebenen Automessen präsentierte man tatsächlich Lastenfahrräder.
Man kann so etwas als einen positiven Beitrag gegen die angebliche, in Wahrheit dreckig dahergelogene Klimaerwärmung nennen, obwohl trotzdem 99 Prozent der Menschen lieber in warmen Gestaden Urlaub machen wollen als am Nordpol. Man kann es auch eine Riesenverarsche bzw. Verschwörung von Politik, Medien und Justiz nennen, damit Menschen mitten im Leben nicht auf den dummen Gedanken kommen, das Geld, das sie sich hart erarbeitet haben, für ihre wirklichen Bedürfnisse, ihre Lieben und dafür, was ihnen Spaß macht, auszugeben. Sie müssen es per Gesetz, Verordnung und Verbot in den gierigen Schlund von Vollversagern mit abgebrochenem Studium, psychisch auffälligen Teenagern aus Millionärsfamilien, größenwahnsinnigen, gelangweilten Milliardären, insbesondere jedoch von im sozialistischen Brutkasten des Staates millionenfach herangezüchteten Faulenzern und nichtsnutzigen Geschwätzakrobaten schmeißen.
Nimmt es da Wunder, daß der von Staats wegen ausgeplünderte, mit immer neuen Katastrophenszenarien belogene, trotz eines Mittelschichtsgehalts eigentlich prekär lebende und sogar an seinem Geschlecht zu zweifeln habende Untertan sich seine Träume von Freiheit und erarbeitbarem Wohlstand selbst verbietet und wie ein sabberndes Kleinkind in solcher Kinderkacke wie „Ant-Man“ Ablenkung und Erfüllung findet? Darin spielt übrigens auch Michael Douglas mit, ein Gigant des Hollywood-Kinos, der in der guten alten Zeit noch so einen genialen Erwachsenenfilm wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975 USA / Regie: Miloš Forman) produziert hat.
Ich jedenfalls vermisse die Frauen, die auf Motorhauben sitzen, auch wenn ich seit 40 Jahren persönlich kein Auto mehr fahre.
Akif Pirinçci
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