Gestern war Samstag, der beste Tag der Woche für Straßenmusik. Von fünf Stunden habe ich mindestens zwei mit Quatschen zugebracht. Ich hatte auch richtig Lust dazu.
Da war z.B. Jerry, ein alter Bekannter der eine Autowerkstatt betrieb, bis zu dem Tag als ihm die Bank den Hahn zudrehte. Seine Werkstatt wurde von Tom Hogan aufgekauft. Hogan ist einer der größten Autohändler hier in der Gegend. Jerry arbeitet jetzt für Tom ... Tom & Jerry sozusagen. Nach eigener Aussage gefällt Jerry Tom's Geschäftsphilosophie nicht besonders aber zumindest hat er keine "Kopfschmerzen" mehr. Jerry erzählte auch von seinen zwei Häusern. Das eine steht leer, hatte im letzten Winter einen Wasserohrbruch und gehört der Bank. Jerry konnte die Raten nicht mehr bezahlen und sagte der Bank "Nehmt es, ihr könnt es haben". Doch die AIB wollte nicht! "Wir sind keine Landlords" meinten die nur und wollten sich mit Jerry darüber einigen wie es weitergeht. Was will auch die Bank mit einer weiteren Immobilie, die im Grunde nichts mehr wert ist?
Apropos Bank: Die Irish National in Ennis macht jetzt dicht und wird nach Limerick verlegt. Die Angestellten, die dort (noch) arbeiten haben davon aus der Zeitung erfahren. Zuerst wurden Stellenkürzungen angekündigt. Man sagte den Mitarbeitern jedoch nicht wann. Kurze Zeit später wurden die Stellenkürzungen wieder aufgehoben. Jetzt ist die Hälfte arbeitslos und die andere Hälfte weiß nicht ob sie nach Limerick geht oder in die Arbeitslosigkeit.
Eine andere Bekannte, die in der Bank Of Ulster arbeitete, macht jetzt einen Kurs ... oder wie man man bei uns in Deutschland sagt: eine Umschulung. Diese Kurse sind bei einer Arbeitslosenrate von ung. 10% (Tendenz steigend) im wahrsten Sinne des Wortes der letzte Schrei!
Oder die "Kommilitonin" in Ellas Kurs für childcare, die früher eine teure Boutique hatte, glücklich verheiratet war und in einer Villa wohnte mit zwei Hektar Grundstück. Sie wohnt jetzt mit Kind und Hund in einem estate. Der Hund muss sich noch an den kleinen Garten gewöhnen, es ist ja nur ein kleines Haus in einer Wohnsiedlung. "... but it's the inner values that count!"
Da lob ich mir doch meinen spot in the lane. Bisher konnte mir den Platz in der Gasse noch niemand wegnehmen. Ich habe zwar noch 8.000 Euro Schulden aber ehrlichgesagt habe ich nicht vor die zurück zu bezahlen. Ich bin der bescheidenen Meinung, wenn die Bank die Leute bescheißt, sollten die Leute die Bank bescheißen. Ja, werden jetzt die Moralapostel sagen, am Ende trifft es wieder den Steurzahler! Klar. Aber wenn man nicht arbeitet, kann man auch keine Steuern zahlen. Wenn es nämlich so weitergeht, ist die eine Hälfte der Bevölkerung arbeitslos und die andere Hälfte dorthin ausgewandert, wo das Gras grüner ist als in Irland!
Außerdem ist es mir völlig Wurscht. Vor drei Jahren hat mir die Bank als ofiziell Arbeitslosen 10.000 Euro regelrecht in den Arsch geschoben. Der Banker hat sich über seine Provision gefreut und ich konnte es nicht glauben. Heute kann ich mein Konto nicht mal um ein Euro überziehen. Sollen sie also zusehen wo sie ihr Geld herbekommen. Von mir bekommen sie keins. Jedenfalls nicht so wie die sich das vorstellen.
Gestern traf ich auch mal wieder Dirk und die Kinder. Dirk ist der lovely husband von Birte (3schweine). Ich freue mich immer wenn ich sie sehe. Freut mich auch, dass es ihnen gut geht und sie immer noch hier sind. Es sieht nämlich so aus, dass immer mehr Deutsche aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis den Abflug machen aus Irland. Doch das ist eine andere Story ...
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