Donnerstag, 27. Januar 2011

Musik: Die 90er = Dirty Thirty


Dirty Thirty heute

Bandmäßig lief in den 90ern für mich eigentlich sogut wie nix. Ich wollte es auch so, da ich mich verstärkt auf die Straßenmusik und die akustische Gitarre konzentrierte. Doch ich weiß nicht mehr wie es dazu kam aber plötzlich spielte ich bei Dirty Thirty (D30) aus Obertshausen. Die Truppe bestand aus Martin Delto (Gitarre), Jürgen "Jupp" Winter (Bass und Gesang), Heribert Franz (Drums) und mir. Es war eine reine Fun-Band, nichts ernsthaftes. Wir coverten alles mögliche und probten recht selten.

Heribert ist einer der merkwürdigsten Schlagzeuger, den ich kenne. Auf der einen Seite spielt er miserabel. Auf der anderen Seite hat er jedoch die Fähigkeit, sich im richtigen Moment zu steigern (sofern gut drauf und nicht nervös)! Jupp singt als hätte man ihn kastriert, spielt aber einen guten Bass! Martin kenne ich noch aus alten Tagen: ein hervorragender Gitarrist und Musiker. Er spielte auch auf Landscapes. Vom musikalischen Anspruch aus gesehen war es die schlechteste Band bei der ich jemals mitgewirkt habe. Trotzdem spielten wir ungefähr zehn Jahre zusammen. Ich war vorher noch sie so lange bei einer Band! Ich kann es nur so beschreiben: wir hatten sehr viel Spaß zusammen und die Chemie zwischen uns stimmte. Dadurch konnte man den musikalischen Anspruch einfach außer Acht lassen.

Das Beste waren jedoch die Auftritte: wir spielten auf Hochzeiten, Partys, Bierfesten und was weiß ich wo sonst noch. Dadurch wurden wir zu einer richtig guten Live-Band! Mannomann, was hatten wir für ein Spaß!!! Jedesmal wenn ich daran zurückdenke, muss ich lachen! Hier ein paar Anekdoten:

Wir spielten jährlich an Fasching beim "Spanier" in Obertshausen. Jupp lebt teilweise in Brasilien und brachte zu diesem Anlass einen ganzen Koffer voll Caipirinha mit. Wir füllten das Zeug mit Eis, Zucker und Zitrone in Eimer. Jeder von uns hatte seinen eigenen Eimer neben sich stehen, aus dem ein Schlauch am Mikroständer entlang nach oben führte. So konnte man zwischendurch immer wieder daran nuckeln. Dachten wir jedenfalls. Nuckeln ging nicht und richtig saugen auch nicht. Dafür war der Schlauch einfach zu lang! Also kippten wir uns das süße Zeug becherweise in den Hals! Ich weiß noch, ich hatte an dem Abend so ein Kostüm an: Leopardenleggins (von meiner Frau), Motorradstiefel, Lederweste (mit nix drunter) und eine alte Motorradbrille. Gleich bei der ersten Nummer beschlug die Brille von innen und ich konnte nichts mehr sehen! Jedesmal wenn ich mich zum Eimer runterbeugte, hing mir der Arsch aus der Hose! Irgendwann war der Eimer leer. Doch es gab jede Menge Nachschub. Der Laden war brechend voll, die Mädels tanzten in ihren Kostümen und es wurde bis morgens um sechs gefeiert! Später wunderte ich mich darüber, dass ich keine Alkoholvergiftung hatte und nicht mal kotzen musste! Ein unvergesslicher Abend ...

Eimal spieleten wir in einem kleinen Bistro auf der Bergerstraße in Frankfurt. Wir standen direkt im Durchgang zum Klo neben dem Zigarettenautomat. Vorne wurden irgendwann die Lichter ausgemacht. Als wir fertig waren und die Anlage durch die Vordertür nach draußen brachten, war das Bistro immer noch brechend voll: mit Pärchen, die eng umschlungen bei Kerzenlicht und heruntergelassener Jalousie es zur Sache gehen ließen! Während wir uns also mit unseren Instrumenten da durchzwängen mussten, ließen sich die Liebenden überhaupt nicht stören und feierten den Auftakt einer Orgie!

Ein andermal bewarfen Heribert und ich uns gegenseitig mit Weichkäse und geriebenem Parmesan am Buffet einer Geburtstagsparty im Bürgerhaus Karben. Just in dem Moment kam die Gastgeberin in den Raum und fragte gutgelaunt, ob alles in Ordnung wäre. Wir standen käseverschmiert da und machten Komplimente über das Essen und die Party ... während hinter ihr ein großes Stück Bresso langsam an der Wand entlang runter rutschte!

Wenn man uns ließ, spieltem wir in einer brachialen Lautstärke! Bei einer Geburtstagsfeier in Obertshausen donnerten wir im Wohnzimmer des Gastgebers bei offener Terassentür mitten im Wohngebiet. Mich wunderts heute noch, dass die Polizei nicht kam. Bin mir sicher, dass man uns bis nach Offenbach hören konnte! Am nächsten Tag spielten wir im Festzelt beim Lamboyfest in Hanau. Obwohl wir nur halb so laut waren wie am Vortag, mussten wir trotzdem aufhören!

Und da gab es noch Die Rose! Dazu sag ich aber nichts ...

Als Jupp die Band verließ, kam an seine Stelle Ralf Müller. Ralf ist ein Freund und Musikerkollege aus alten Tagen. Wir spielten schon zusammen bei Treibhaus. Als Sänger holten wir Ilhan Yanik dazu. In dieser Besetzung spielten wir ein paar Jahre.

Heute gibt es Dirty Thirty wieder in Urformat. Ich wurde durch einen Keyboarder ersetzt. Egal wie: Dirty Thirty war eines der geilsten Kapitel meiner bisherigen Musikerlaufbahn! Ich vermisse diese Chaoten und würde wenn ich könnte und dürfte jederzeit wieder mit einsteigen!

Jungs, ich vermisse euch ...

Sonntag, 23. Januar 2011

Musik: Die 90er



Nachdem mein Vater starb, stand für mich musikalisch alles still. Der Schock war zu groß! Wir alle wussten, dass es wohl bald zu Ende gehen würde. Als es dann wirklich passierte, war es ein Schlag. Es wurde ein Hirntumor diagnostiziert und ein Jahr später war mein Vater tot! Um seinen Tod zu verarbeiten schrieb ich einige Songs. Doch mit der Zeit konnte und wollte ich diese nicht mehr spielen. Es dauerte zwei Jahre, bis ich wieder so einigermaßen normal arbeiten konnte. Zur gleichen Zeit kam ein Song von Mike & The Mechanics raus: The Living Years. Das Lied beschreibt diese Situation auf den Punkt. Manchmal fühlte ich mich wie der kleine Junge in dem Musikvideo Silent Running ... jedoch ohne Schlüssel! Auch die Band Mr. Mister mit dem Album Go On... zog mich in ihren Bann. In dem Song Dust heist es:
And when we leave, we leave our dust, we slap our clothes, we shake it off
Cambodia, Laos, Vietnam
Out of the dust reach tiny hands to touch their fathers in other lands ...

Kurze Zeit später legte ich mir einen Hund zu. Ich nannte ihn Peppik. Peppik wurde mein ständiger Begleiter ... für die nächsten fünfzehn Jahre! Egal wo ich war, er war mit dabei.

1992 lernte ich einen Musikproduzenten kennen. In seinem Studio nahm ich meine CD Landscapes auf, mit akustischen Gitarrenstücken, die ich bis dato geschrieben hatte. Ohne Gesang. Auf der Straße verkaufte ich dann um die 800 Kopien. Nicht viel aber dafür wenig :o) Es war auf jeden Fall ein Erfolgserlebnis, da ich von den Leuten größtenteils nur positive Kritik bekam. Ich wollte dann unbedingt so weitermachen und suchte nach einem Label.

Ein alter Bekannter namens Peter Finger gründete schon 1989 das Acoustic Music Records. Ich kannte Peter noch aus der Zeit als ich Anfänger war. Damals spielte er überall in Deutschland, u.a. auch im Jazzkeller Hanau. Aus nächster Nähe konnte ich dort sein Spiel bewundern. Peter gehört zu den weltbesten Gitarrenvirtuosen unserer Zeit. Ihm ist es zu verdanken, dass die bis dahin relativ leblose Akustik-Gitarrenszene in Deutschland zu neuem Leben erweckt wurde. Er holte nationale- sowie internationale Akustik-Gitarristen in sein Label. Die absolute Elite! Seine Philosophie ist, dass jeder Gitarrist genau das auf der Bühne spielen kann, was er im Studio aufgenommen hat. Also keine Overdubs oder sonstiger Schnickschnack. So hat er es mir jedenfalls erklärt.

Ich dachte also, ich könnte diesem Verein beitreten und schickte Peter eine Kopie von Landscapes. Doch ich bekam keine Antwort. Irgendwann fuhr ich zu einem Gitarrenfestival nach Edenkoben. Peter war der Organisator und ich sprach ihn dort an. Das Gespräch verlief ung. so:

Ich: "Wie findest du meine CD, Peter?"

Peter: "Wer braucht denn so was?"

Ich (schluck): "Wie meinst du das?!"

Peter: "Na ja, die Stücke sind zwar schön und gut gespielt aber du hast keinen eigenen Stil! Was du brauchst ist Wiedererkennungswert. Du bist zwar talentiert und musikalisch aber ohne eigenen Stil bist du nur einer von vielen."

Ich: "Und was soll ich jetzt deiner Meinung nach machen?"

Peter: "Du musst deinen eigenen Stil finden. Wir kennen uns nun schon so lange und ich weiß, dass du das drauf hast. Beweise es! Ich gebe dir zwei Jahre Zeit. Melde dich danach wieder!"

Ich meldete mich jedoch nie wieder bei ihm! Zuerst war ich gekränkt und beleidigt aber das war nicht der Grund. Nachdem ich mich ein wenig beruhigt hatte musste ich zugeben, dass er Recht hatte! Nun stand ich vor der Wahl: entweder sperrte ich mich irgendwo ein, vergaß alles um mich herum und arbeitete an meinem Stil oder ich machte einfach so weiter wie bisher. Die Frage war also: was will ich?

Ich machte so weiter wie bisher!

Weil ich einfach keine Lust hatte bis zum Erbrechen auf der akustischen Gitarre rumzududeln! Natürlich ging es hier nicht nur um rumdudeln, sondern um harte Arbeit und noch was viel höheres: um Authenzität und Selbstverwirklichung. Außerdem war es auch eine Herausforderung, Peter und vor allem auch mir selbst zu beweisen, dass ich das konnte. Ich wusste genau was das bedeutete. Es war eine Chance!

Stattdessen gab ich meinen Job als Gitarrenlehrer auf und machte nur noch Straßenmusik. Das alles ist schon fast 20 Jahre her und ich habe bis heute diesen Schritt nicht bereut. Ich sehe mich selbst nicht als Gitarrenvirtuosen, sondern als Musiker, der versucht den Job so gut es geht zu machen und dabei sein Geld zu verdienen. Ob ich irgendwann meinen Stil finde oder nicht ist mir ziemlich Wurscht. Oder anders ausgedrückt: ich sehe mich als einfachen Handwerker. Punkt.

1991 trafen Ella und ich uns wieder. Ich verkaufte meinen Krempel und wir gingen für zwei Monate nach Portugal. 1992 kam Sarah auf die Welt. Bis 1999 machte ich Straßenmusik in einem 100km Radius um Hanau, doch nie in Hanau selbst! Ich kaufte einen ausgebauten Peugeot J5 Campingbus. Zusammen mit Peppik fuhr ich das ganze Jahr über nach Bad Homburg, Oberursel, Königstein, Hofheim, Frankfurt Bornheim, Bad Nauheim, Butzbach, Bad Orb, Aschaffenburg, Miltenberg, Wertheim, Marktheidenfeld, Lohr, Fulda, Dieburg u.A. Ich spielte instrumentale Gitarrenmusik und verkaufte meine CD im Winter bei -20°C in Fulda und im Sommer bei 35°C in Lohr. Einmal ging ich sogar auf "Montage" und fuhr für eine Woche am Main entlang Richtung Würzburg und rüber nach Baden Würtenberg. Das war mal eine Woche von zuhause weg. Sonst fuhr ich jeden Tag abends wieder heim. Heute tut es mir leid, dass ich nicht in ganz Deutschland auf "Montage" war. Wäre bestimmt interessant gewesen!

Es war eine Zeit der Abenteuer. Anders kann ich es nicht beschreiben. Irgendwann kaufte ich ein Motorrad und fuhr am WE durch die Gegend, um neue Standorte zu erschließen. Das Motorradfahren wurde zu einer Art Hobby. Bald hatte ich zwei Motorräder: eine Yamaha XT500 und eine Yamaha XS750, an denen ich draußen im Hof ständig rumschraubte. Oliver Pospech, den ich über das Motorradfahren kennen gelernt hatte, war ein Experte in Sachen Modifikationen. Wir wurden schnell Freunde und er führte mich sozusagen in die Kunst der "Schrauberei" ein. Wir machten aus unseren Maschinen richtig gemeine Teile! Ich habe heute noch den Geruch von Benzin und Öl in der Nase. Oliver war Motorradfahrer mit Leib und Seele. Fast jeder seiner Knochen im Leib war gebrochen, weil er einmal mit 120km/h frontal auf einen Mercedes fuhr. Er musste danach wieder das Laufen lernen. Deshalb gab ich auch das Motorradfahren wieder auf. Es wurde mir zu gefährlich!

Musikmäßig lief alles normal weiter. Bis kurz vor der Jahrtausendwende. Vorher traf ich Jörg Fuhrmann, Ky Wolfe und "Dirty Thirty"!

Freitag, 14. Januar 2011

Und ab ins neue Jahr!

Schon haben wir mitte Januar! Die Zeit vergeht wie im Pflug ... am 31.12.2010 kamen Freunde und Familie zu Besuch. Die Hütte war voll: 7 Erwachsene und ein Baby! Dazu noch die Haustiere. War ein lustiger Zirkus! Natürlich fiel genau an dem Tag das Wasser aus, von morgens um 8.00 bis abends um 20.00 Uhr. Ohne Vorwarnung. Danach jeden Tag für mehrere Stunden. Irgendwo war die Hauptwasserleitung kaputt und man drehte zwecks Reparaturen den Hahn zu. Tagsüber. Nachts, wo's keiner brauchte wurde wieder aufgedreht. Das ging ung. eine Woche so. Unsere Gäste bekamen dadurch einen kleinen Einblick in den alltäglichen Ir(...)sinn.

Es wird immer schwieriger hierher- und wieder weg zu kommen. Die Reise nach Irland gestaltet sich wie die Reise nach Jerusalem. Für 150 Euro wurden unsere lieben Gäste mit einem Taxi von Kerry nach Ennis gefahren. Somit blieb ihnen wenigstens die Juckelei im Bus erspart. Den Shannon-Airport kann man getrost vergessen. Da geht (fliegt) sogut wie nichts mehr. Dafür hat man an Dublins Flughafen das neue Terminal gebaut ... wo auch nichts geht. Sieht aber super aus: eine Vorzeigemodell! Im Rest des Landes fährt das öffentliche Verkehrssystem langsam aber sicher den Bach runter. Ella befürchtet, dass bald niemand mehr herkommen will, weil's den Leuten einfach zu blöd ist.

Was gibet sonst neues? Ach ja, ich habe die Straßenmucke in Sachen Darbietung erweitert. I took it to the next level ... sozusagen. Habe zum ersten Mal die elektrische Stromgitarre und Hintergrudmusik mit nach draussen genommen. Prompt bekam ich ein Angebot: wenn ich will, kann ich Straßenmusik in einem neu eröffnetem Teppichlager spielen. Von 10.00 bis 17.00 Uhr! Ein unglaublicher Aufstieg in meiner Karriere als Musiker! So was gibet nur in Irrland ...

Donnerstag, 6. Januar 2011

Another sleepless night!

Habe letzte Nacht allerhöchstens zwei Stunden geschlafen: Palpitationen! Der Tag wird lustig ...