Samstag, 25. Dezember 2010

Nachträglich



... ein frohes Weihnachten an alle! Hoffe, ihr hattet einen schönen Weihnachtsabend. Wir hatten Bescherung im kleinsten Kreis: Ella & ich mit Sarah & Andre. Zu Essen gab's Hähnchen mit Knödeln, Gemüse und Salat. Andre brachte sein neues Hundemädchen "Sativa" mit. So hatten wir fünf Hunde im Haus! The family is expanding ...

Die Woche war ereignisreich. Trotz Rezession und Eiseskälte lief mein Weihnachtsgeschäft hervorragend! Habe mir zwar den Arsch abgefroren aber es hat sich gelohnt: je näher Heiligabend, desto besser die Einnahmen. Donnerstag war schon der Hit. Wäre nicht der Termin um 16.00Uhr mit Wolfgang (meinem Masseur) gewesen, hätte ich bis 17.00Uhr durchgespielt. Wurde dann gestern nachgeholt. Habe mir gleich Vormittags drei volle Becher Glühwein reingezogen. Das half: mir wurde wärmer und ich hatte super Laune! Kam bei den Leuten auch gut an. So viele Zehner und Fünfer hatte ich warscheinlich noch nie! Noch nicht mal zu Zeiten des erkältischen Tigers. Ich glaube, dass ich allein gestern so viel verdient habe wie insgesammt in den vier Tagen davor! Erinnerte mich an das erste Weihnachtsjahr in Irland. Da machte ich in drei Stunden €450! Ein Stundenlohn von €150. Gestern wars ung. genauso! Als ob der Weihnachtsmann die Rezession ausgesetzt hätte. Ich sag immer, wenn man an Weihnachten nix verdient, verdient man nie was.

Doch natürlich lief nicht alles ganz so reibungslos. So gegen Mittag kam eine rumänische Familie. Einer von denen hatte einen Puppenwagen mit Musik dabei. Er stellte sich quasi um die Ecke und drehte voll auf! Ich dachte mir ok, kannste haben, drehte meinen Verstärker in seine Richtung und gab Vollgas! Das ging ung. eine Stunde, bevor er dann ein paar Meter weiterzog. Würde ich ohne Verstärker spielen, hätte ich einpacken können! Ella erzählte, dass weiter unten am Markt der südamerikanische Panflötenpuster sein Zeug aufgebaut hatte und dermaßen laut zu seinen Anden-Playbacks zwitscherte, dass man ihn noch weit vorne an der Kathedrale hören konnte. Das ist eine Strecke von mind. 300m! Kann von Glück sagen, dass Anden-Pedro nicht in meiner Nähe stand!

Doch dann passierte etwas bemerkenswertes: einer der Rumänen kam auf seinen Krücken vorbei und gab mir eine handvoll Münzen! Er erzählte (in hervorragendem Englisch), dass er halb Rumäne, halb Italiener wäre und als Kind an Polio erkrankt sei, wünschte uns frohe Weihnachten und humpelte davon. Ella und ich sahen uns an und waren sichtlich gerührt. Da ist man sauer auf solche Leute, weil sie betteln. Dabei sind das im Grunde Menschen am Rande der Gesellschaft, die auch nur gut leben wollen. Oder bessergesagt: sie kämpfen jeden Tag ums Überleben. Später sah ich sie in ihrem Mercedes wegfahren. Leben und leben lassen, dachte ich mir.

Es herrscht sibirische Kälte. Im Gegensatz zum Rest des Landes haben wir jedoch keinen Schnee. Mindestens bei der Hälfte aller Häuser ist das Wasser eingefroren. Wir hatten vor ein paar Tagen auch das Problem. Ella rief mich morgens an und sagte das warme Wasser fließt nicht mehr. Später war auch das kalte Wasser weg. Zum Glück waren nicht die Leitungen eingefroren! Ich weiß zwar immer noch nicht wie hier das warm- und Kaltwassersystem in den Häusern funktioniert, weiß aber zumindest, dass es nicht für solche Kältephasen ausgelegt ist. Unser Problem lag beim Kaltwassertank auf dem Dachboden. Das Ding steht da wie eine Badewanne: offen und bis oben hin voll. Jedesmal wenn wir Wasser verbrauchen, wird dem Tank automatisch neues hinzugeführt. Wie beim Wasserbehälter in der Toilette, misst ein Stopper die Wassermenge. Dieser Stopper war in der oberen Position festgefroren. Es lief also kein neues Wasser mehr nach. Irgendwann war der Tank leer. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir das Problem erkannten. Jetzt lassen wir die Dachluke offen, damit wenigstes ein bisschen Wärme nach oben kommt. Das Haus ist eh nicht besonders gut isoliert und die offene Dachluke führt zu höherem Ölverbrauch.

Die Einen sagen das Wetter ändert sich nach Stevens Day, dem 26.12. Die Anderen sagen es bleibt den ganzen Januar 2011 so. Sollte das der Fall sein, werden wir das meiste Geld nur für Heizöl ausgeben! Schaumermal ...

Da ich warscheinlich bis ins neue Jahr hier nichts mehr schreiben werde, wünsche ich euch allen einen guten Rutsch. Möge der kommende Sommer so heiß werden, wie dieser Winter kalt ist ...

Sonntag, 19. Dezember 2010

Positiv ... oder was?!



Man wirft mir ja gerne vor, ich würde hier größtenteils nur negatives schreiben. OK, dann versuch ich's mal positiv.

Vor einigen Wochen trafen sich die Mädels aus unserem Freundeskreis zu einem gemütlichen Abend, um neueste Neuigkeiten auszutauschen. Schwerpunkt dabei war die Geburt von Jimenas kleinem Töchterchen. Jimena erzählte wie sie im Midwestern Regional Hospital in Limerick 46 Stunden auf einem Stuhl gesessen hat, nachdem ihre Fruchtblase geplatzt war. Es war kein Bett frei. Die Ärzte und Krankenschwestern hatten alle viel zu tun und keine Zeit. Nur der heftigen Reaktion von Jimenas Mutter (die aus Argentinien kommt und kein Wort englisch kann) ist es zu verdanken, dass Jimena ihr Kind nicht im Wartezimmer zur Welt brachte: sie packte eine Krankenschwester am Kittel und machte einen riesen Aufstand! Daraufhin war auf einmal sofort ein Bett frei! Nach 46 Stunden wohlgemerkt. Positiv: das Baby kam gesund und ohne Probleme auf die Welt.

Maria arbeitet in einem Center für Traveller. Sie kennt so gut wie jede Traveller Familie in Ennis. Das sind Leute, die mehr oder weniger am Rande der Gesellschaft leben, weil keiner was mit ihnen zu tun haben will. Sie erzählte von einem Ehepaar, das eines Abends zum Essen ausgehen wollte. Doch leider bekamen sie nirgendwo einen Platz im Restaurant. Nicht weil es überall voll war, sondern weil man sie einfach nicht bedienen wollte! Es blieb ihnen nichts anderes übrig als beschämt wieder nach hause zu gehen. Positiv: sie leben noch und sind nicht verhungert.

Natalia erzählte von dem kaputten Wasserhahn in der Küche iheres Appartements. Schon vor Wochen sagte sie der Hausverwaltung bescheid. Die schickten dann irgendwann statt einen Klemptner einen Versicherungsfritzen, der den Schaden erstmal begutachten sollte. Dieser wusste jedoch überhaupt nicht was er da begutachten sollte, da er überhaupt nicht dafür zuständig ist. Der Wasserhahn ist immer noch kaputt und die Heizung funktioniert auch nicht mehr so richtig. Positiv: es ist noch nichts eingefroren und schließlich kann Natalia froh sein, sie hat immerhin ein Dach über dem Kopf.

Ella erzählte von ihrer work-experience in der creche. Der städtische Kindergarten wurde vor zwei Jahren gebaut. Die Kinder bekommen größtenteils Süßbapp zu essen. Natürlich bringen sie auch von zuhause aus was mit. Ein Junge z.B. hatte eine ganze Packung weißes Toastbrot dabei. Es gibt keinen Sandkasten. Dafür spielen die Kleinen im Schlamm. Positiv: die arbeitslosen Eltern können von Glück reden, dass sie sich einen Kindergartenplatz leisten können. Schließlich wird das Ganze immer noch vom Staat finanziert. Dafür können sie sich in aller Ruhe den ganzen Tag zuhause mit computer-games beschäftigen, shoppen gehen oder neue Kinderchen zeugen.

Bei mir ist auch alles positiv. Das Weihnachtsgeschäft läuft gut. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt spiele ich munter meine Songs. Bin froh, dass es nicht stürmt und regnet. Ich hatte bisher noch keine Erkältung und bis auf meine Rückenprobleme gehts mir ziemlich gut. Abends im Bett habe ich zwar immer noch Palpitationen, doch versuche ich diese einfach zu ignorieren und schlafe dann auch meistens so nach ein, zwei Stunden ein.

Habe es sogar geschafft meinen faulen Hintern mal wieder ins Studio zu bewegen, um ein paar Instrumentalnummern aufzunehmen. Dabei habe ich festgestellt, dass es viel besser ist wenn man die Geräte direkt um sich herum anordnet. Früher musste ich jedesmal aufstehen um den Laptop zu bedienen. Jetzt steht er direkt neben mir. Es macht einfach Spaß mit gutem Equipment zu arbeiten. Wen's interessiert: Stereo Röhren-Mikrofon-Preamp "DTC" von Mindprint, Rode Classic II Röhrenmikro, verschiedene Neumanns. Das alles geht über das RME 800 Audio Interface in den Laptop. Aufgenommen wird noch mit dem alten Cubase 32.

Bevor ich jedoch in's Studio gehe muss ich jedesmal vorheizen. Der Wintergarten macht seinem Namen sonst alle Ehre!

Es ist also alles durchaus positiv. Es gibt überhaupt keinen Grund zum jammern. Ich bin guter Dinge und fühle mich sauwohl. So soll es auch bleiben!

Samstag, 4. Dezember 2010

You're in labour!

Heute ist mir ein kleines Malheur passiert. Ich kenne diese Frau vom sehen. Wir haben mal ihren Hund für einige Tage bei uns aufgenommen, nachden er von zuhause ausgebüchst ist.
Sie steht also mit ihrem dicken Schwangerbauch vor mir und ich sage:
"You're in labour!"
Sie schaut mich verdutzt an und erwiedert: "No, I'm not!"
Ich: "But you look like you're in labour!"
Sie: "No, I'm certainly not!"
Ich: "You're well fed then!"
Sie: "Sorry?!"
In diesem Moment merke ich was ich da gesagt habe und meine:
"You're pregnant ..."
Sie: "Yes, I am!"
Ich: "I'm sorry!"
Manchmal sollte man am besten nur schweigen ...

Freitag, 3. Dezember 2010

Tough

November ging ziemlich unspektakulär vorbei. Vielleicht ein-zwei Wochen Sturm und Regen, das war's. Verglichen mit letztem Jahr eher harmlos. Trotzdem wäre die Sat-Schüssel fast aus der Wand gerissen worden! Nachdem ich sie neu befestigt hatte, hielt sie. Doch nach ein paar Tagen hatten wir wieder kein Empfang. Es dauerte bis ich raufklettern konnte, um zu sehen was los ist: der Sturm hatte die Schüssel regelrecht nauch außen gebogen! Als ich dagegen drückte machte es "plopp" und wir hatten wieder deutsches Fernsehen.

Doch es gab auch Tragödien. Darragh, ein Bekannter aus Sarahs Freundeskreis starb nach einem Autounfall. Er war 22 Jahre alt und lag eine Woche im Koma. Letzte Woche verunglückte ein siebzehnjähriges Mädel bei einem Reitunfall. Sie fiel vom Pferd und brach sich das Genick!

Wie vorausgesagt schlägt der Winter auch hier erbarmungslos zu. Wir haben zwar keinen richtigen Schnee, dafür aber klirrenden Frost! Gestern gab ich nach zwei Stunden Straßenmucke auf und ging nach Hause. Ich hatte die Woche davor ausgehalten. Doch gestern merkte ich, wie mir die Kälte langsam die Beine hochkroch. Ich fühlte mich wie ein Eisklotz!

Eine Bekannte hat erzählt, sie und ihr Freund hätten die letzten Nächte vor dem Kamin im Wohnzimmer verbracht. Der Rest des Hauses ist ein Kühlschrank, da sie sich kein Heizöl leisten können.

Trotzdem ist mir die Kälte lieber als Regen und Sturm. Heute soll es den ganzen Tag schneien. Schaumermal ...