In diesen Zeiten, wo alles mehr oder weniger komplett aus dem Ruder zu laufen scheint, bin auch ich einer von denen, die sich fragen, wie es weiter geht? Wohin geht die Reise?
Ich werde jetzt 60 und habe schon einiges erlebt. Meine ganzes Leben habe ich der Musik gewidmet, habe viel dafür geopfert, verloren aber auch gewonnen. Es gab Phasen, da wollte ich alles hinschmeißen und was völlig anderes machen. Das tat ich im Jahre 2000, als ich eine zweijährige Umschulung absolvierte. Zwei Jahre rührte ich die Gitarre nicht an. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf das Neue.
Mit 39 und einem Abschluss der Umschulungsmaßnahme als Webdesigner bekam ich nirgends einen Job, packte die Gitarre wieder aus und machte da weiter, wo ich zwei Jahre zuvor aufgehört hatte. Diesmal machte ich es jedoch besser. Wenn mir vorher jemand gesagt hätte "fahr mal den Computer runter", hätte ich gefragt: wohin? Jetzt nutzte ich mein Computer-Fachwissen für die Musik. Ich wurde zu meinem eigenen Musikproduzenten und Toningenieur und baute mein digitales Homerecording-Studio auf.
2004 ging es dann für zehn Jahre nach Irland. 2014 zurück nach Deutschland. In Irland lernte ich als Musiker vor allem eines: überleben!
Jetzt, fast zehn Jahre später, scheint all das nichts mehr wert zu sein. Niemals zuvor hatte ich das Gefühl, dass alles was ich bisher gemacht habe und was mich ausmachte Schnee von Gestern ist. Die Zeiten haben sich geändert und ich fühle mich wie ein Dinosaurier. Und weil das so ist, habe ich keine Lust mehr. Es geht noch nicht mal darum, dass ich körperlich nicht mehr so kann wie früher, dass meine linke Hand (speziell der kleine Finger) steif geworden ist, obwohl ich jeden Tag vier bis sechs Stunden Gitarre spiele oder dass ich immer weniger Städte bzw. Locations habe, wo ich spielen kann.
Es geht darum, dass meine Leidenschaft, mein Feuer so gut wie erloschen ist.
Das war vorher noch nie so und ich bin mir nicht sicher, ob ich es jemals wieder haben werde. Ich denke, ich bin einfach nur alt geworden. Wenn ich Glück habe, bleiben mir noch 20 bis 25 Jahre. Die Frage ist: was mache ich damit? Was mache ich mit dem Rest meines Lebens?
Das versuche ich herauszufinden. Es heißt, wir leben in einer Zeit großer Veränderungen, Umwälzungen. Ich habe nicht den geringsten Schimmer, wohin mich mein Weg führt. Zum ersten mal im Leben habe ich keinen richtigen Plan. Mit 60 treibe ich wie ein Stück Holz auf dem Ozean. Wenigstens bin ich kein Wrack. Körperlich und geistig geht es mir den Umständen entsprechend gut.
Quo vadis? Nescio!
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