Samstag, 2. Juli 2016

„Offenbach ist ganz okay“

Foto: Die Welt

Die Biennale in Venedig ist eine internationale Kunstausstellung. Neben dem Musik- und Theaterfestival gibt es auch eine Architekturausstellung. In diesem Jahr lief der deutsche Beitrag unter dem Motto „Making Heimat. Germany, Arrival Country“. Dazu wurden in einem Pavillon symbolisch alle vier Wände entfernt, um Deutschland als offenes Land zu zeigen, das seine Tore im vergangenen Jahr weit für Menschen in Not geöffnet hat. Der Direktor des Deutschen Architekturmuseums Peter Cachola Schmal hat gemeinsam mit seinem Team den Auftritt gestaltet unter der Überschrift „Reporting from the front“.

Der Hauptteil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Frage, wie die Integration der Flüchtlinge gelingen kann. Etwa ein Viertel der Ausstellungsfläche nehmen Fotos von Bauprojekten für Flüchtlinge ein. „Making Heimat“ beschreibt thesenhaft die Anforderungen an typische „Ankunftstädte“, in denen Zuwanderer besonders leicht Fuß fassen. Die Thesen wie „Die Arrival City ist ein Netzwerk von Einwanderern“ oder „Die Arrival City braucht die besten Schulen“ werden mit Beispielen aus ganz Deutschland, vor allem aber aus dem Rhein-Main-Gebiet belegt.

Offenbach dient hier als Paradebeispiel. Offenbach ist „Arrival City", die "erste Stufe auf der Leiter des gesellschaftlichen Aufstiegs". Frankfurts Nachbarstadt wurde unter der Überschrift „Offenbach ist ganz okay“ ein eigenes Kabinett gewidmet.

„Und Offenbach ist gleichzeitig überall“ sagte der Frankfurter Planungsdezernent Olaf Cunitz (Die Grünen) nach einem Rundgang durch die Ausstellung. Auch Offenbachs Oberbürgermeister Horst Schneider (SPD) freute sich über die prominente Präsentation seiner Stadt.

So weit so gut.

Ich frage mich, ob irgend ein Teilnehmer der Ausstellung (außer Cunitz und Schneider) jemals in Offenbach waren?

Man muss einfach mal mit dem Auto mitten durch Offenbachs Innenstadt fahren und den Blick umherschweifen lassen. Oder mal einen Tag in der Fußgängerzone verbringen, um das Ganze auf sich wirken zu lassen. Oder einfach mal eine zeitlang dort wohnen, so wie meine Schwester, die schon seit fast fünfzehn Jahren in Offenbach lebt. Vielmehr könnte man diesbezüglich einige der Anwohner interviewen und fragen, wie sie die Stadt und ihre Bewohner sehen.

Offenbach hat eine große Salafistenszene (wenn nicht die größte in Deutschland) und die meisten Hartz IV Empfänger Hessens. "Offenbach ist eine schlimme Stadt" wird im Focus nach dem gewaltsamen Tod von Tugce berichtet. Zitat:
Offenbach sei so schlimm geworden, weil das angrenzende Frankfurt zu teuer geworden sei. Dann habe es „die ganzen Asozialen nach Offenbach geschwemmt. Drogendealer, Kriminelle, Junkies.!"
Auch ein interessanter Artikel mit dem Titel "Multikulturelle Unwirklichkeit" von jungefreiheit aus dem Jahr 2004 sollte hier mal hervorgehoben werden. Alt aber gut.

Doch davon haben die Aussteller der Biennale anscheinend noch nichts gehört. Es passt ja auch nicht da hin. Cunitz und Schneider können hier auch mal auf Kosten des Steuerzahlers einen Trip nach Venedig machen, um der Wirklichkeit für kurze Zeit zu entfliehen.

Auch das frankfurter Bahnhovsviertel wird erwähnt als ein Viertel, in dem sich Migranten besonders oft niederlassen. Vielleicht sollte man besser sagen: Drogendealer, Kriminelle, Junkies. War ja schon immer so und ist heute nicht anders. Ist aber schlimmer denn je! Während dort aus welchen Gründen auch immer die Immobilienpreise in die Höhe schießen, spielen sich unten am Bahnhof Szenen wie aus der dritten Welt ab. Glaubt man nicht? Einfach mal hinfahren, gucken und sich mit den Geschäftsinhabern in der Taunus- und Kaiserstraße unterhalten. Der persönliche Eindruck vor Ort ist immer noch entscheidend.

Zusammengefasst kann man sagen: diese Architekturausstellung mit ihrem Motto ist eine Geisteserfindung weltfremder Sesselfurzer. Mit der Wirklichkeit hat sie relativ wenig zu tun. Und dass man hier dem Besucher den Eindruck vermitteln möchte es wäre die Wirklichkeit, grenzt schon an kriminelle Propaganda. In der Politik ist man das ja gewohnt aber dass jetzt die Künstler auch noch dabei mitmachen ist schon der Hit! Wo bleibt die Kritik?

Nach der Biennale müssen die Öffnungen im Pavillon wieder zugemauert werden. Wobei der Direktor des Deutschen Architekturmuseums sie gerne offenlassen würde. Zitat:
„Es wäre in unserem Sinne, dass die Öffnung selbstverständlich wird.“
Geile Nummer! Es wäre vielleicht im Sinne der Menschen, wenn man ihnen einfach mal die Wahrheit sagen würde ...

Hier der Fernsehbericht in der ARD-Mediathek

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