Samstag, 15. Oktober 2022

Oliver Moylan RIP - Ein Nachruf

Oliver Moylan 1935 - 2022


Oliver Moylan war mein Unterstützer, Förderer und Fürsprecher in Ennis Co. Clare. Ohne ihn wäre es mir niemals möglich gewesen zehn Jahre lang, jeden Tag am begehrtesten Spot in der Arthurs Row, genau gegenüber seinem Haushaltswarenladen Straßenmusik zu machen. Am Ende legte man mir sogar eine Stromleitung, damit ich mit einer Anlage spielen konnte. Die Lautstärke war beachtlich. Oliver mochte es. Er stand immer voll hinter mir. Ich bin überzeugt, dass Oliver ein gutes Wort für mich bei den Behörden einlegte. Durch seinen Einfluss und seine Beziehungen bekam ich regelmäßige Auftritte im Preachers Pub, Temple Gate Hotel, also direkt nebenan. Ich bin mir sicher, dass es den einen oder anderen Gast gab, der sich über den von mir erzeugten, allmorgendlichen "Krach" zwischen 10.00 und 14.00 Uhr bei der Hotelleitung beschwerte. Davon mitbekommen habe ich jedoch nichts. Auch die Ulster Bank hinter mir, mit ihren Bürofenstern, wo ung. 30 Mitarbeiter ihren Job verrichteten, ließ keine Beschwerde von sich hören. Jedenfalls nicht bei mir. Ich durfte mein "Zeug" bei Oliver im Laden deponieren, sowie im Elektroladen von Fenton Meaney, der mir später auf eigene Kosten die Stromleitung legte. Für 20 Euro im Monat konnte ich seinen Strom nutzen. Dabei musste ich ihm das Geld regelrecht aufdrängen. Fenton wollte es nicht. Vom Mocha Cafe bekam ich jeden Morgen meinen obligatorischen Cappuccino. Dafür half ich den Mädels beim Aufbau der Außengarnitur. Da war noch Mary Brooks, eine sehr nette, ältere Dame, die in Olivers Haushaltswarenladen arbeitete und mich bei jeder Gelegenheit vor den Kunden lobte. Die politischen Diskussionen mit Peter Moylan (Olivers Sohn) waren interessant und aufschlussreich. Josephine Carr, auch eine nette, ältere Dame wohnte genau oben drüber und hat sich auch nie beschwert. Im Gegenteil: sie fand es ganz hervorragend, dass "endlich mal gescheite Musik lief" - das waren ihre Worte.

Trotz des miesen Wetters und sonstiger Strapazen, von denen ich hier im Blog ausführlich berichtet habe, war es eine unvergessliche Zeit, die ich dort ohne die Hilfe der Menschen nicht überstanden hätte. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, doch die Iren waren einmalig. Sie gaben mir das Gefühl dazu zu gehören, zuhause angekommen zu sein. Ich war einer von ihnen.  

Beim Abschied schüttelten Oliver und ich uns die Hände. Ich bedankte mich für seine jahrelange Unterstützung. Er verabschiedete mich mit den Worten:

"You will never have it better anywhere else than here" (Du wirst es nirgendwo besser haben als hier)

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The late Oliver Moylan of The Ennis Cash Company has been remembered as a man who made a unique contribution to his hometown. Photograph by John Kelly.

(Oliver in action)

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Nach all den Jahren zurück in Deutschland, wo ich manchmal das Gefühl habe in einem Alptraum gefangen zu sein, muss ich sagen, Oliver hatte recht.

Jetzt erfuhr ich auch, dass das Rowan Tree Hostel (ehemals Abbey Youth Hostel) seine Pforten dicht machen musste. Der Ort, an dem mein Irlandabenteuer begann und zehn Jahre andauern sollte. Oliver Moylan gestorben, das Hostel geschlossen. Irgendwie schließt sich der Kreis. Dieser Blog wurde jahrelang als politischer Blog "missbraucht". Meine Posts hatten absolut nichts oder nur sehr wenig mit Irland zu tun. Deshalb erscheint es mir mehr als angemessen, mit diesem Post hier abzuschließen. Die Tür dieses Blogs wird zumindest vorübergehend geschlossen.


Mit fast 60 Jahren befinde ich mich wieder mal an einem Wendepunkt in meinem Leben. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was die Zukunft bringen wird.

Oliver Moylan starb am 3. August 2022 im Alter von 87 Jahren. Ich betrachte sein Bild und hebe das Glaß zum Toast:

"Thank you Oliver. Thank you for everything. It was an honor, my pleasure to know you. May you rest in peace. See you on the other side."

Mein Dank geht auch an alle, die diesen Blog jahrelang gelesen haben. Es war mir eine Freude. 

So long.









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