Dienstag, 29. Dezember 2009

Fad

... war mir heut' trotzdem nicht! Bin wie immer um 6.00 aufgestanden nur um festzustellen, dass das Wetter Scheisse ist! Wind und Regen bei ung. einem Grad C. Also nix mit Strassenmucke. Hab mich dann in mein Studio verkrochen und an neuen Backingtracks gearbeitet. Spaeter noch an meinem Equipment rumgeschraubt ... man will ja staendig seinen Sound verbessern. Manchmal geht aber auch der Schuss nach hinten los und der Sound wird schlechter. Weiss nicht wie oft ich in den letzten 12 Monaten meinen Krempel umgestellt habe. Zwischendurch war's richtig gut, dann war's mal richtig Scheisse. Im Moment bin ich nicht 100% zufrieden. War ich noch nie. Kommt davon weil ich so Equipmentgeil bin. Jedes neue Teil muss unbedingt angetestet werden ... zum Zwecke der Selbstbefriedigung oder des Spieltriebs oder beides. Gerade bin ich auf dem Tripp, die Anlage zu reduzieren und zwar so, dass ich sie schnell auf- und wieder abbauen kann ... aber nicht auf Kosten des Sounds. Deshalb muss alles so zusammengeschraubt werden, dass ich im Pub nicht ewig rummachen muss. Rein, schnell aufbauen, zwei Stunden spielen und danach schnell wieder raus. Dabei darf der Aufbau nicht laenger als eine halbe Stunde dauern (inkl. Soundcheck). Der Abbau muss sogar noch schneller gehen. Es gibt nix schlimmeres, als dieses ewige Rumgekrieche, inmitten von Besoffenen, die dann auch noch was von einem wollen oder einem einfach nur im Weg rumstehen. Am besten waere man haette einen Sklaven, der diesen Job uebernimmt (inkl. Massage und Blowjob). Naja, traeumen darf man noch ...

Ella erzaehlte, ihr irischer Chef haette sich darueber aufgeregt, dass wegen der Kaelte womoeglich Fluege gestrichen werden. Eine russische Kollegin fliegt jetzt fuer ein paar Wochen in die Heimat, wo es minus 25 Grad sind. Als er das hoerte sagte er woertlich: "Those fucking irish idiots are not able to handle the cold, the flood, not even the heat! The only thing we are able to live with, is the rain!"

Hallellujah ...

Montag, 28. Dezember 2009

Steven's Day und der Tag danach

Samstag war Steven's Day, ein irischer Feiertag, wo man die Gelegenheit nutzt, um sich richtig die Kante zu geben. So kurz nach Heiligabend, daheim mit Famlie, laesst man am Steven's Day die Sau raus. Ich fuhr also zu meinem Gig nach Bunratty, mit der Erwartung dort den Saustall vorzufinden. Doch siehe da: es war dead trousers! Ueberhaupt nix los, weder in J.P.Clarks noch in ganz Bunratty! Vielleicht hing es auch mit dem Wetter zusammen. Am Vorabend und am naechsten Morgen war es so glatt, dass die Leute einfach Angst hatten in's Auto zu steigen.

Ich hing also eine halbe Stunde dort rum mit der Hoffnung, dass die Bude vielleicht doch noch voll wird und fuhr dann wieder nach Hause.

In Ennis dagegen gab's das Uebliche: Schlaegereien und Messerstecherei mit einem Toten. In Enzo's Imbiss versuchten zwei besoffene Schlampen sich gegenseitig die Augen auszukratzen.

Am Sonntag Abend war ich dann in der Cloister Bar, wo meist nur junge Kundschaft vertreten ist. Nachdem ich ungefaehr eine halbe Stunde akustisch spielte, griff ich dann zur Stromgitarre und dudelte zu Backingtracks: Highway To Hell, Stairway To Heaven, Hotel California etc. Die Leute waren zuftrieden, ich nur bedingt: der Sound dort ist ziemlich bescheiden.

Beim Abraeumen passierte mal was erfreuliches: einer der Bouncer half mir beim Einladen! Es geschehen noch Wunder ...

Samstag, 26. Dezember 2009

Schlittschuhlaufen

... koennte man jetzt auf irischen Strassen! Gestern (sowie gerade eben) gab es eine Waermephase und es regenete. Abends wurde es dann wieder richtig kalt und der Regen gefror zur spiegelglatten Eisbahn! Als wir gestern abend so gegen 20.00Uhr Freunde besuchten, war es eher eine Rutschpartie als eine Autofahrt. Gott segne den Vierradantrieb!
Die Iren sind solche Wetterverhaeltnisse garnicht gewohnt und dementsprechen wenig vorbereitet. Vor ein paar Tagen erzaehlte mir jemand vom council, dass die Sandsaecke zum Eindaemmen der Hochwasserflut zum Streuen benutzt werden. Vorher musste man sie jedoch alle einsammeln und den Sand mit einer Maschine wieder zerkleinern, weil er durch das Wasser hart wurde wie Beton!

Auf den Hauptstrassen wurde ein wenig gestreut, auf den Nebenstrassen und in Wohnsiedlungen ueberhaupt nicht. Wie gesagt, ist es jetzt gerade wieder waermer, so um die 6 Grad Celsius. Das kann sich aber im Laufe der naechsten Stunden wieder aendern.

Freitag, 25. Dezember 2009

Die vergangenen zwei Tage

... waren sehr arbeitsintensiv und die Belohnung dafuer gab's an Heiligabend. Aber erstmal von vorn: Vorgestern spielte ich vier bis fuenf Stunden in der Lane. Das Geschaeft lief schon sehr viel besser. Wie jedes Jahr zu Weihnachten bekam ich eine Flasche Whiskey von Oliver Moylan, einem Geschaeftsmann. Auch wurde ich mit hot chocolate vom Mocha-Coffee-Shop versorgt. Fuer irische Verhaeltnisse sehr ungewoehnlich, ist es immer noch bitterkalt. Das Auto ist dauergefrostet und wenn's so weitergeht muessen wir Heizoel nachbestellen.
War dann recht froh wieder zuhause zu sein, im warmen Kaemmerlein. Doch dann bekam ich einen Anruf mit der Anfrage, ob ich abends in der Cloister Bar spielen koennte. Obwohl ich ueberhauptkeine Lust dazu hatte, sagte ich natuerlich ja. War auch gut so, weil ich bis jetzt noch nicht dort gespielt habe und somit einen neuen Pub in meinem Terminkalender eintragen kann. Es folgen neue Termine, der Naechste ist am So, 27.12.

Am 26. und 31. spiele ich im J.P.Clarks in Bunratty.
Gestern ging's dann so richtig rund in der Lane. Habe ung. fuenf bis sechs Stunden gespielt. Ella kam vorbei und brachte Whiskey, den ich mir zu dem dem Tee aus der Thermosflasche zumischte. Danach wurde mir eine bischen waermer! Wie gesagt, spielte ich am Vorabend in der Cloister Bar. Ging ung. um 1.30Uhr ins Bett, stand um 6.00Uhr wieder auf, fuhr dann schnell runter in die Lane, baute dort meinen Schirm auf und danach wieder nach Hause. Somit war der Platz gesichert. Um 8.00 stand ich dort auf der Matte und um 10.00 fing ich an zu spielen.
Abends gab es dann die Bescherung mit Weihnachtsessen und allem drum und dran ... so, wie sich das gehoert. Obwohl ich ueberhaupt kein Fan von Weihnachten bin und mich am liebsten von dem ganzen Rummel druecken wuerde, geniesse ich es dann doch irgendwie.

Hinterher fuhren wir in's Rowen Tree-Hostel und blieben bis 1.00Uhr. Auch dort gab's jede Menge Essen. Es wurde irish music gespielt (von Franzosen). Ella und ich kochten Gluehwein und wir sassen alle gemeinsam beim Torffeuer: Franzosen, Deutsche, Russen und Suedamerikaner.

Alles in allem war's ein schoenes Weihnachtsfest!

Dienstag, 22. Dezember 2009

Frost

Der Winter hat Irland fest im Griff ... zumindest bei uns hier ist es die letzten Tage eiskalt ... below zero! Heute Morgen dauerte es ung. eine halbe Stunde bis ich das Auto enteist hatte. Zwischendurch musste ich unten auf der Hauptstrasse nochmal stehenbleiben und kratzen.

In der Lane war's dann sehr unangnehm. Erinnerte mich an Deutschland als ich bei minus zehn Grad Celsius im Vortaunus oder in Fulda gespielt habe. Fulda war irgendwie kaelter. Damals hatte der erste Peugot J5 noch keine Standheizung. Weiss noch wie ich um die Weihnachtszeit herum mitten im Zentrum geparkt habe, nicht weit entfernt von da wo ich spielte. Die Mittagspause (Mittagsruhe) verbrachte ich schlafend im Bus, eingemummelt im Schlafsack und zusaetzlicher Decke. Peppik (mein Hund) lag vorne eingemummelt auf dem Beifahrersitz. Nach ung. einer Stunde waren die Scheiben auch von innen vereist. Ich kochte dann Tee und Kaffee und es wurde ein bischen waermer. Spaeter sind wir (Peppik und ich) nach Hause gefahren. 80Km nach Hanau, auf eisglatten Strassen. Bekomme nostalgische Gefuehle wenn ich daran zurueckdenke. Das waren noch Zeiten ...

Heute lief das Geschaeft eher schleppend ... keine besonderen Zuvorkommnisse. Denke, dass es morgen und uebermorgen besser wird.

Montag, 21. Dezember 2009

Weihnachtsvorbereitungen

Es sind noch drei Tage bis Heiligabend. Am 24. gehen wir nach der Bescherung ins Rowan Tree Hostel zur Weihnachtsparty. Es kommen sogut wie alle Angestellten mit Anhang. Wird bestimmt lustig. Ella und ich machen Gluehwein. Am Sonntag gehen wir in's Season 52 essen. Soll sehr gut und garnicht mal so teuer sein. Bin mal gespannt. Die Andulis (Andi und Uli) kommen auch. This is the plan ...

Heute lief nicht viel ausser Einkaufen und Rechnungen bezahlen auf der Bank und Post. Habe nicht gespielt. Dafuer werde ich bis Weihnachten richtig zuschlagen. Das Wetter soll gut bleiben.

Also dann ...

Blumenkinder

Sitze gerade am Fruehstueckstisch mit einer Tasse frischgebruehten Kaffees und mache mir Gedanken ueber so gewisse Leute, die nach Irland kommen oder sich in entsprechenden Foren tummeln. Ich nenne sie mal Blumenkinder.

Es gibt ja bekanntermassen Irlandfans, die dieses Land lieben und gerne hierherkommen obwohl es in stroemen regnet und die Preise jenseits von gut und boese liegen. Ist auch ok und nix dagegen zu sagen ... jeder hat so seine Vorlieben. Diese Menschen haben einen Irlandtraum. Aber was ist das eigentlich? Der Traum von gruenen Wiesen, Schafen und Kuehen? Einem einsamen Cottage irgendwo in den gruenen Huegeln, wo ein Wildwasserbach fliesst? Das gemuetliche Zusammensitzen im Pub mit einem pint, Torffeuer und traditioneller Musik? Ich weiss es nicht, denn ich habe keinen solchen Traum.

Es gibt aber auch Blumenkinder, die ein verzerrtes Bild von diesem Land haben und denken, hier laufen immer noch Trolle nachts durch die Huegel, begleitet von Feen und Elfen (die hat der gemeine Paddy bestimmt auch schon gesehen nach dem zehnten pint ...). Lustig wird's wenn man den Fehler macht und den Blumenkindern versucht zu erklaeren, dass dem nicht so ist, nie so war und niemals sein wird. Da droht dann eine ganze Welt einzustuerzen, denn die Blumenkinder brauchen ihren irischen Traum wie die Luft zum atmen.

Es gibt aber auch eine ganze Riege Moechtegernintellektueller die auf den Spuren Boells wandeln, im Sinne des irischen Tagebuchs. Manche haben dabei jeden Sinn fuer Humor verloren oder hatten erst garkeinen. Diese Leute hegen und pflegen ihre Phillosophie und ihren Wortschatz wie Canabis. Hier mal so einige Phrasen: reudiger Hund, verhasstes Rudel , frisch getünchtes Fell, Schleimblase, Geruch verdecken usw. Sie reden von Paranoia, Geheimdiensten, Synapsen, Alarm, krankhaftes Verhalten etc. dass sich einem die Haare kraeuseln!

Ich habe ja naiverweise gehofft, dass man solchen Menschen nur in Deutschland begegnet aber die gibt es natuerlich ueberall. Wenn Paddy wuesste, wer da im Cottage nebenan haust, wuerde er ihn warscheinlich so lange mit Guinness abfuellen, bis diese boesen Geister ausgetrieben sind.

Vielleicht wuerden dann die Blumenkinder ihre gruene Brille ablegen und endlich mal zu Specsavers gehen.

Aber das ist auch nur so eine weiterer naiver Gedanke ...

Sonntag, 20. Dezember 2009

Samstag Abend

Auftritt im Temple Gate Hotel. War ziemlich voll, weil nebenan im Grossen Saal eine Weihnachtsfeier stattfand. Zwei Stunden durchgespielt. Die Reaktionen hielten sich in Grenzen.
Hinterher beim Abbau kamen dann einige und meinten "A good gig, great sound!" Das uebliche eben ...

Interessant war's aber draussen als ich mich mit Peter, einem polnischen Security unterhielt. Er arbeitet von 22.00 Uhr bis 5.00 Uhr morgens und hasst den job. Eigentlich wuerde er lieber was anderes machen aber es gibt im Moment nix anderes. Ich hab dann gemeint mir haette es auch keinen Spass gemacht aber Geld ist Geld. Daraufhin sagte er wortwoertlich: "Die Iren sind Ignoranten und wenn sie Alkohol trinken wird's noch schlimmer!"

Tagsueber habe ich ung. drei Stunden Strassenmusik gemacht. Lief prima, Wetter war gut und die Leute in Weihnachtsstimmung. Habe noch die ganze naechste Woche bis Weihnachten. Wenn das Wetter mitspielt, wird's bestimmt sehr gut. Wann soll's denn sonst gut laufen wenn nicht an Weihnachten?

Im Moment schneits ...

Hallo!

Hallo ihr Lieben!

Ich habe meine Drohung wahrgemacht und einen Blog eroeffnet. Wie der Name schon sagt wird das so'ne Art Tagebuch ueber mein Musikerleben hier in Irland. Wird sich aber nicht nur um Musik drehen, sondern ueber alles moegliche.

Morgen, spaetestens uebermorgen geht's los.

Bis dann

Nenad