Sonntag, 5. September 2010

Ein paar Worte zum Sonntag

Der Herbst steht vor der Tür und ich mache mir Gedanken darüber wie wir wohl durch den Winter kommen. Es dauert nicht mehr lange und wir müssen Heizöl bestellen. Weiß nicht wieviel der Liter im Moment kostet aber ich schätze mal so irgendwo zwischen 0.55 - 0.60 Euro. Bei einem 1000 Liter Tank sind das mal locker 600 Euro, wenn man ihn voll macht. Letztes Jahr haben wir drei volle Tanks verbraucht. Das sind 1.800 Euro, 150 Euro monatlich.

Die letzte Stromrechnung betrug 270 Euro für zwei Monate. Das wären 135 pro Monat.

Wir brauchen ung. 400 Euro im Monat für Speis und Trank.

Die Miete beträgt 750 Euro im Monat.

Da wäre noch der laufende Kredit von 200 Euro monatlich.

War da noch was? Ach ja, die Kreditkarte ist mit 2.700 Euro überzogen. Die müssen natürlich auch noch abbezahlt werden mit sagen wir mal 100 Euro im Monat.

Summa summarum wären das 1.735 Euro im Monat.

Ersparnisse gibt es keine. Nicht mehr. Ist alles aufgebraucht. Mit einfachen Worten: wir sind total Pleite. Vor zwei Jahren hatten wir noch 100.000 Euro auf dem Konto. Alles weg! So wie viele andere hier in diesem Land, haben auch wir über unsere Verhältnisse gelebt. Wir haben uns eben angepasst. Klingt vielleicht bescheuert, ist aber so.

Dabei lief alles so gut. Ich weiß noch als wir in College Grove wohnten, war unsere finanzielle Situation geregelt. Wir mussten zwar umziehen aber das war kein Problem. Das Haus in dem wir wohnten gehört einem hier lebenden deutschen Tierarzt aus Stuttgart und war eine Bruchbude. Die Heizung funktionierte nicht und der Abwasserkanal war ständig verstopft. Es zog dermaßen durch die geschlossenen Fenster, dass man an stürmischen Wintertagen beobachten konnte, wie sich die dicken, zugezogenen Vorhänge bewegten. Wir heizten mit dem Kamin im Wohnzimmer, der einen backboiler hatte. So wurde wenigsten auch der Rest des Hauses ein wenig geheizt. Trotzdem froren wir uns den Arsch ab. Als dann der geizige Schwabe kein Geld für Reparaturen ausgeben wollte zogen wir aus.

Seitdem leben wir hier in diesem schönen Haus mit fünf Schlafzimmern (!) und wunderschönem Garten. Natürlich hat das seinen Preis. Die Miete beträgt zwar nur 100 Euro mehr als in der vorigen Bruchbude aber es muss beheizt werden. Der Nachteil ist, dass der Kamin im Wohnzimmer umgebaut wurde und dort jetzt ein Ölofen steht, der nicht funktioniert. Bedeutet, wir können bei Ölknappheit kein Holz, Kohle oder Torf verfeuern. Leider. Als wir hier einzogen, richteten wir uns für rund 20.000 Euro ein. Es waren ja keine Möbel drin und man will's ja schön haben. Außerdem habe ich mir im Wintergarten ein Musikstudio zugelegt das nochmal 30.000 Euro kostete. Die restlichen 50.000 gingen in den folgenden zwei Jahren drauf. Wie gesagt, wir lebten über unsere Verhältnisse.

Jetzt bin ich noch nicht mal mehr Rentenversichert, weil ich einen Rückkauf meiner Versicherung durchziehen musste. Ein neuer Umzug in ein kleineres, kostengünstigeres Haus wäre schwierig. Mit vier Hunden und einer Katze käme da nur eine kleine Farm in Frage. Die würde jedoch ein wenig außerhalb von Ennis liegen. Da wir jedoch in baldiger Kürze kein Auto mehr haben werden, kommt das nicht in Frage. Sofern es sich unser Vermieter nicht anders überlegt, bleiben wir hier wohnen und machen das Beste draus.

Wir sind also total pleite und haben Schulden. Das alles weil wir im Grunde genommen nicht mit Geld umgehen können. Habe auch kein Problem das zuzugeben. Komischerweise bereitet mir unsere Situation überhaupt keine schlaflosen Nächte. In letzter Zeit schlafe ich sogar noch besser als in Zeiten geregelter finanzieller Verhältnisse.

Die Frage ist also: Wie kommt das? Mancheiner der das jetzt hier liest wird wohl denken: Nenad, das kommt daher weil Du ein Vollidiot bist! Auch hier hätte ich kein Problem zuzugeben, dass das stimmt. Teilweise. Mein ganzes Leben lang habe ich so gelebt. Mal hatte ich Geld, mal hatte ich so wie jetzt überhaupt nix. Bin es also gewohnt. Das Wichtigste für mich war jedoch nicht das Geld. Geld kommt und geht. Wichtig ist für mich, dass ich mit dem was ich mache glücklich und zufrieden bin. Und das bin ich: happy! Das wir in einem Land leben, wo ich nach wie vor mein Ding durchziehen kann, meine Nische gefunden habe, macht mich happy. Das es vielen anderen hier finanziell ähnlich geht, tröstet mich irgendwie. Drei Jahre fuhr ich ein SUV. Demnächst fahre ich mal wieder Fahrrad. Na und, was soll's!

Wie sieht die Zukunft für uns aus? Keine Ahnung! Wer kann das schon genau sagen. Klar werde ich älter und die Zipperlein häufen sich. Was meinen Rücken angeht bekomme ich jetzt Massagen und Akupunktur. Manchmal stehe ich da draußen mit mehr oder weniger Schmerzen. Manchmal wache ich morgens auf und wundere mich darüber, dass ich überhaupt keine Schmerzen habe. Das passiert jedoch immer seltener. Meistens tut mir irgendwas weh. Dann gehe ich auf's Laufband und laufe eine halbe Stunde meine vier Meilen und es geht mir besser. So der liebe Gott will, werde ich auch noch mit 60 draußen stehen und Knocking On Heavens Door singen ... bis zu dem Tag an dem ich wirklich an die Himmelspforte klopfe. Bis dahin bleibe glücklich und zufrieden. Die Tatsache, dass meine Frau Ella so einen Verrückten wie mich gheiratet hat, macht mich noch glücklicher.

4 Kommentare:

  1. DAS finde ich so ziemlich die richtige Einstellung...
    meine bisherige Erfahrung war...je weniger du dich ums Geld kümmerst, desto einfacher ist es damit.

    Aber was mich stark wundert...270 Euro für 2 Monate Strom???
    Das muss doch auch mit weniger gehen?

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  2. Das mit dem Strom ist bei uns etwas kniffelig! Da wir im Moment kein Öl haben und auch keinen Kamin mit backboiler, heizen wir das Wasser zum Duschen mit Strom. Das kann je nach Bedarf teuer werden. Im Winter, wenn die Ölheizung läuft, wird das Wasser automatisch mitgeheizt. Dann fällt die Stromrechnung auch niedriger aus.

    Außerdem ist unsere jüngere Tochter vor kurzem ausgezogen und hat ihren Freund, der hier ebenfalls wohnte gleich mitgenommen. Von daher wird das Ganze noch billiger. Auch wechseln wir gerade den Stromanbieter und gehen von ESB zum billigeren Airtricity. Da sparen wir 10%.

    Im Normalfall betrug die monatl. Stromrechnung bei uns um die 80 - 100 Euro.

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  3. wir brauchen auch Oel und da es deutlich teuerer geworden ist als letztes Jahr bin ich auf diese Seite gestossen: http://www.cheapestoil.ie/
    LG aus Kildare

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  4. Ich schau mir das mal an. Danke für den Tipp! Gruß, Nenad

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