Donnerstag, 5. Oktober 2017
Harley Benton Gitarre
Meine alte Tanglewood Straßenmucker-Klampfe, die ich vor Jahren bei meinem Freund Phil von Buskers Music in Ennis gekauft habe ist total runtergenudelt, d.h. sie müsste neu bundiert werden und braucht auch einen neuen Sattel. Kostenpunkt ung 250 Euro. Ein stolzer Betrag wenn man bedenkt, dass die Gitarre 600 Euro gekostet hat. Also ließ ich sie erstmal liegen und spielte meine teure Furch auf der Gass'. Jetzt, wo der Winter kommt wollte ich diese jedoch nicht mehr rausnehmen. Rein zufällig stieß ich dann beim Musikhandel Thomann auf die Hausmarke Harley Benton. HB-Gitarren werden in China hergestellt (wo sonst?), und kommen quasi vom Hersteller direkt in die deutschen Wohnstuben. Sind also äußerst günstig und zwar so günstig, dass man sie fast als Geschenk betrachten könnte. Anfangs war ich ziemlich skeptisch. Wie können denn bitteschön so billige Instrumente gut sein, fragte ich mich. Das geht doch garnicht. Trotzdem schaute ich mir einige Videos darüber bei YouTube an, las einige Kritiken und entschied mich letztedndlich für eine Gitarre mit der Bezeichnung Harley Benton Custom Line CLD-1048SCE NS (Bild). Kostenpunkt: 189 Euro. Ich dachte mir, was soll's, wenn sie Scheiße ist, gebe ich sie einfach wieder zurück.
Am Montag bestellt, Dienstag Feiertag und am Mittwoch war sie da. Voller Erwartung packte ich sie aus und traute meinen Augen nicht! Was ich da in Händen hielt war ein tolles Instrument. Makellos verarbeitet, ohne Macken, super eingestellt und mit aktivem Fishman Tonabnehmer. Die Bünde und Mechaniken tadellos. Ok, dachte ich, wollen wir doch mal hören wie sie klingt. Und siehe da, ein voller, runder Ton mit der nötigen Brillianz in den Höhen. Laut und ausgewogen. Die Intonation ist in allen Lagen hervorragend. Die Gitarre ist matt lackiert, hat einen breiten, flachen Hals (48 mmm am Sattel), einen Cutaway und fühlt sich vom ersten Moment gut an. Ich war fassungslos! Wie kann es sein, dass ein solches Instrument nur 189 Euro kostet?! Wie geht das? Allein der Tonabnehmer kostet so viel.
Ich konnte es kaum abwarten sie auszuprobieren, packte alles zusammen und ab ging's uff die Gass`. Ich spielte verstärkt, also mit Anlage. Auch hier machte die HB eine super Figur. In meiner 40jährigen Laufbahn als Musiker besaß ich so an die hundert Gitarren namhafter Hersteller. Die teuerste war eine Martin OM45, die mich damals 4.500 DM kostete und das zwei mal, weil ich sie zwei mal kaufte und wieder verkaufte. Ich hatte Gitarren von Fender, Gibson, Martin, Lowden, Larrive, Guild, Fylde, Gurian, Levin etc. Alles teure Instrumente, die mich viel Geld gekostet haben. Jede einzelne dieser Gitarren hatte irgendwo eine Macke. Egal wie teuer, keine war tadellos. Nach all den Jahren besitze ich jetzt eine der billigsten Gitarren, die ich jemals gekauft habe und sie ist einfach nur genial. Das muss man sich mal vorstellen! Für das Geld bekam man früher nur Schrott, wenn überhaupt. Heute bekommt man eine Harley Benton Custom Line CLD-41S WN, die teuerste aus der Serie für sage und schreibe 249 Euro, die bei Martin das zehnfache kosten würde. Die Zeiten haben sich zu Gunsten des Verbrauchers geändert. Ob das so bleibt, wird sich zeigen.
Ich bin absoluter Harley Benton Fan geworden. Im Grunde könnte ich mir von heute an jeden Monat ein oder zwei Gitarren kaufen. Da wären noch so einige Schätzchen. Ich kann jedem Gitarristen nur empfehlen die Dinger mal auszuprobieren. Es loht sich.
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