Donnerstag, 31. Mai 2012

The rise and fall of the Merchant Bar

Der Mann, der mein Equipment geklaut hat heist John Galvin. Er ist ein erfolgreicher Bauunternehmer, Multimillionaer und wohnt auf einem grossen Anwesen in Barefield. Ihm gehoeren u.a. das Kino, die Bar, das Casino und die Wohnungen in der Parnell Street. Er ist einer der einflussreichsten Leute in Ennis, wenn nicht sogar in ganz Irrland. Man sagt, dass wenn man vor seinem Anwesen steht und sich einmal im Kreis dreht, alles Land ihm gehoert soweit das Auge reicht.

Jetzt wird sich vielleicht der eine oder andere fragen, was will denn so jemand mit meinem Equipment?

Doch erstmal der Reihe nach. Viele irische Millionaere sind nicht etwa dadurch reich geworden, weil sie sich wie Samariter verhalten, sondern weil sie ihre eigenen Leute gnadenlos ueber den Tisch ziehen. Gerade im Baugewerbe ist das oft der Fall und John Galvin ist das Vorzeigemodell.

Als Mark Freeman letztes Jahr die Merchant Bar uebernahm, sah zunaechst alles gut aus. Der Makler versprach ihm ein gutes Geschaeft. Schliesslich liegt die Bar zentral in einer Fussgaengerzone, direkt neben dem Kino. Bei einer Monatsmiete von nur €2.000 konnte eigentlich nichts schiefgehen. Doch erstmal musste das Ding renoviert werden. Bevor Mark seinen erstes Pint ausschenkte investierte er €80.000 in die Einrichtung. Er bezahlte €7.000 Monatsmiete im voraus. Das Geschaeft fing gut an. Die Bar war brechend voll ... mit Travellern. Die Jungs soffen als gaebe es kein Morgen und gaben dafuer ein Vermoegen aus.

"Die kamen rein, knallten das Geld auf den Tresen und orderten Vodka. Nicht ein Glas oder eine Flasche, sondern gleich den ganzen Vorrat. Alles, was da war!" sagte Mark.

Die Umsaetze waren traumhaft. Eigentlich war alles in Ordnung bis auf die Tatsache, dass es eben Traveller waren. Auf lange Sicht haetten sich dadurch nur Probleme ergeben. Man stelle sich eine Kneipe vor, brechend voll mit taetovierten und durchgeknallten Neandertalern alle mit Buerstenhaarschnitt! Erinnert an die Zeit als die Amis noch in Deutschland waren und am Wochenende auf der Lamboystrasse in Hanau der Ausnahmezustand herrschte. Nur dass hier die MP (Millitary Police) leider nicht zur Stelle war und ein Grund warum andere Leute die Merchant Bar mieden wie die Pest. Als Mark sich verwundert darueber erkundigte meinte der Makler, ja, die Bar waere schon laenger ein beliebter Traveller Treff gewesen und er solle doch zusehen, dass er sie los wird. Schliesslich waeren sie schlecht fuer's Geschaeft und das persoenliche Ansehen John Galvins.

"Einmal kam ich extra spaeter, weil ich hoffte die waeren dann woanders hingegangen. Draussen weit und breit kein Mensch. Ich hatte gerade das Licht angemacht als ploetzlich wie aus dem Nichts dreissig Traveller im Raum standen!" meinte Mark.

Es stellte sich also die Frage, wie kriegt man die wieder los?

Die Loesung des Problems kam in Person von Luan, einem Kossovo-Albaner, der als Bouncer (Rausschmeisser) arbeitet. Empty Pockets ist eine Bar in Ennis, die von der Kossovo-Community betrieben wird. Dort findet man ebenfalls jede Menge Traveller. Nach einigen Schlaegereien in der Merchant Bar schaffte es Luan die Traveller rauszukriegen. Er stellte sie einfach vor die Wahl: entweder sie verpissten sich oder sie durften demnaechst auch nicht mehr zu Empty Pockets. Kurze Zeit spaeter war das Problem geloest. Luan arbeitete von nun an als Bouncer im Merchant. Doch das Kind war schon in den Brunnen gefallen. Die Merchant Bar hatte das Stigma und bekam es nicht mehr los.

Ich liebte diese Bar von Anfang an. Sie hatte eine sehr gute Akustik, war liebevoll eingerichtet und ich fuehlte mich dort pudelwohl. Etwas, das ich nicht von vielen Pubs in denen ich bis dahin gespielt hatte behaupten koennte. Sie hatte das Potential eine richtig gute Musik-Bar zu werden und genau das war unser Ziel.

Als ich Mark das erste Mal traf, spielte ich schon fast zwei Jahre in keinem Pub mehr. Hatte nicht nur was damit zu tun, dass ich kein Auto mehr besass und die Pubs generell nicht mehr gut liefen. Ich war's einfach leid fuer besoffene Schweine zu spielen. Das sagte ich, doch Mark liess nicht locker und letztendlich ueberredete er mich. Es muss irgendwann Anfang Februar 2012 gewesen sein als ich dort das erste Mal auftrat. Obwohl ueberhaupt nix los war konnte ich zwei, drei Mal die Woche fuer €50 am Abend spielen. Wie gesagt, ich mochte die Bar. Mark war mein groesster Fan. Was ich machte gefiehl ihm. Er half mir beim Auf- und Abbau, holte mich zuhause ab und fuhr mich spaeter wieder heim. Er war einer der angenehmsten Geschaeftspartner, die ich je getroffen habe und als er mir versicherte, dass mein Equipment in der Bar sicher aufgehoben waere, liess ich es einfach voll aufgebaut stehen. Es war ein geiles Gefuehl einfach reinzuspazieren und loszulegen.

Das einzige Mal, dass ich mein Zeug habe stehen lassen war damals in Cloghane, wo ich ueber dem Pub schlief, am naechsten Morgen abbaute und wieder nach Hause fuhr. Es gibt eine goldene Regel: lass dein Equipment auf keinen Fall in der Bar stehen! Murphys Law besagt, wenn Scheisse passieren kann, passiert sie auch frueher oder spaeter. Die irische Variante davon waere: Scheisse ist hier an der Tagesordnung. Obwohl mir das sehr wohl bewusst war, ging ich das Risiko ein.

Als Mark erzaehlte, er haette eine jaehrliche Wasserrechnung von ueber €24.000 und eine zweimonatige Stromrechnung von €3.000, die er nicht bezahlen wollte, klingelten bei mir immer noch keine Alarmglocken. Stattdessen machte er John Galvin ein Kaufangebot: €800.000 fuer die Bar, das Casino, Kino und die Appartements. An Paddys Weekend hatten wir zwei Bands in der Bar: mich und noch eine Combo aus Limerick. Es waren ung. 50 Leute da. Nicht die Welt aber wir hatten das Gefuehl, es geht langsam aufwaerts. Mark kommt aus Tipperary und arbeitet in Dublin. Er war es langsam muede staendig hin und her zu fahren und fragte mich deshalb, ob ich nicht Lust haette die Bar zu uebernehmen. Ich lehnte ab. Stattdessen einigten wir uns darauf innerhalb der Bar ein Cafe aufzumachen. Ella sollte das Cafe fuehren und freute sich schon darauf. Alles sah gut aus. Bis zur ersten Aprilwoche. Dann machte Mark fuer drei Wochen dicht. Seine zwei Jahre alte Tochter lag mit akuter Meningitis im Krankenhaus und waere fast gestorben.

Als er wiederkam war das Schloss ausgewechselt und er konnte nicht rein. Jetzt denke ich, dass mein Equipment schon da bereits lange verschwunden war. Als Mark John Galvin anrief, sagte ihm dieser er solle sich verpissen und das Equipment waere schon laengst verkauft. Denn Mark hatte fuer die letzten drei Wochen keine Miete bezahlt! Ohne schriftliche Abmahnung oder Kuendigung wurde Mark aus dem Pub geworfen. Mein Zeug wurde eingesammelt und verkauft. Jetzt hat dort bereits ein neuer Pub aufgemacht. Die Einrichtung ist die gleiche, nur der Name und der aeussere Anstrich wurden geaendert. Das Ding heisst jetzt Bar Code.

Die Story ist noch nicht zu ende. Doch sie zeigt wie es um die heutige Geschaeftsmoral und Pubs in Irrlad bestellt ist. Was die Traveller angeht: haette man sie doch bloss drinbehalten!

Fortsetzung folgt ...

2 Kommentare:

  1. Hi Nenad, wenn Du den Namen hast, dann erstatte Anzeige. So würde ich das hier machen, ich weiss nicht, wie das da oben ist.
    greetz
    Dieter

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  2. Hier laufen die Dinge anders.

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