Donnerstag, 10. August 2017

Rolf Bingenheimer - ein letzter Nachruf

Seit Rolf nun schon einige Monate unter der Erde liegt, gehen mir so ein paar Dinge durch den Kopf. Die Beerdigung war relativ unspektakulär. Es waren ung. dreißig Leute da. Der Pfarrer hielt eine Rede, die von einem Freund Rolfs geschrieben wurde. Es wurde Musik vom Band gespielt u.a. auch eine live-Aufnahme von Rolf himself. Das Urnengrab ohne Grabstein wird wohl für den einen oder anderen, der nicht bei der Beerdigung dabei war und an einem anderen Tag ein paar Blumen hinlegen wollte unauffindbar gewesen sein. Vielleicht ist da jetzt auch ein einfaches Holzkreuz mit Rolfs Namen. Ich weiß es nicht. Bin nicht mehr hingegangen. Angeblich wollte Rolf kein großes Brimborium mit Grabstein und so. Wie auch immer: diejenigen, die vielleicht noch auf sein Grab pissen wollen, werden es nicht leicht haben. Da hat ihnen Rolf noch ein letztes Schnippchen geschlagen.

Ungefähr Mitte der Neunziger ging es los mit Rolfs Koks-Karriere. Da war dieser Typ, ein Dealer, der hochwertiges Zeug aus Brasilien importierte und die High-Society von Frankfurt und Umgebung versorgte. Dieser Typ wohnte eine zeitlang bei Rolf und das war der Anfang vom Ende. Rolf fing an zu koksen und es sollte sein Untergang sein. Nicht sofort aber auf lange Sicht schon.

Rolf war ein gutaussehender, sportlicher Typ: groß, schlank, mit langen, dunkelbraunen Haaren. Als ich ihn kennenlernte hatte er einen Vollbart. Er war Marathonläufer, trainierte jeden Tag morgens und abends und war topfit. Manchmal joggten wir gemeinsam stundenlang durch den Taunus. Rolf hatte immer Geld und war sehr großzügig. Es kam nicht selten vor, dass er einen einfach so zum Essen einlud. Er war gut gelaunt und gebefreudig, humorvoll und smart. So war Rolf wie ich ihn anfangs kannte, doch das alles sollte sich ändern.

Die Vorzeichen des Niedergangs gab es schon vor seiner Koks-Karriere. Anfang der Neunziger lief der Gitarrenladen nicht mehr so gut. Ich liebte und sammelte B&K (Bingenheimer & Kortmann) Gitarren. Jede Einzelne war ein Kunstwerk-Unikat und klang fantastisch. Ich hatte so um die zehn Stück und ließ mir noch eine Akustische bauen, die ich jahrelang spielen sollte, bis sie irgendwann regelrecht auseinanderfiel. Doch das Geschäft mit diesen Gitarren lief schlecht. Es gab ein paar Liebhaber aber ein Großteil der Kunden wollte was anderes. Der Vintage-Hype war gerade in vollem Swing und jeder wollte eine alte Strat oder Tele.

Da kam Rolf eine Idee. Er kannte da einen Typen, man nannte ihn den Türken (weil er so geschäftstüchtig war). Der Türke dealte mit Vintage-Gitarren von Fender und Gibson. Rolf hatte schon eine beachtliche Sammlung um sein Schlafzimmerbett stehen. Die Gitarrenbelegschaft leckte sich die Finger danach und so kam es, dass Rolf und der Türke ein Geschäftskonzept entwickelten, welches die hungrige Gitarrengemeinde mit "alten" Fender Strats und Teles versorgte. Das Konzept sah so aus: der Türke besorgte JV-Squiers und man modelte sie zu pre-CBS Fenders um. War zwar nicht legal aber dafür scheißegal. So wurde aus einer 800 DM Japan Vintage Squier Strat eine 6.000 DM teure pre CBS Fender. Das Geschäft lief hervorragend. Viele die ich kannte kauften so ein gefaktes Teil und waren happy! Es war ein Rip-Off, eine Verarschung im großen Stil. Rolf genoss das Ganze und war voll im Ellement. Nach so vielen Jahren, wo er sich regelrecht den Arsch aufgerissen hatte B&K Gitarren an den Mann zu bringen, fand er endlich einen Weg richtig viel Geld zu verdienen. Nach all dem Frust konnte er es den blöden Gitarrenfudlern endlich heimzahlen. So sah er es zumindest und kaufte sich ein Haus in der Toscana.

Ich war eingeweiht, hielt mich jedoch raus und kaufte weiterhin B&K Gitarren, die auf einmal besonders günstig wurden.

Oft lief es so: Rolf brachte eine original alte Fender oder Gibson aus seiner privaten Sammlung in den Laden und dudelte tagelang auf ihr rum. Die Gitarristen kamen reihenweise, zogen sich das rein und wurden richtig geil. Während der Peepshow stand ich draußen in der Fußgängerzone und machte Straßenmusik. Zwischendurch kam ich rein und wenn gerade niemand da war erzählte mir Rolf von seinen Geschäften. An einen Fall kann ich mich besonders gut erinnern. Da war dieser Kunde, der wollte eine alte Tele. Rolf zeigte ihm eine, der Kunde probierte sie aus, war aber nicht zufrieden. Da meinte Rolf, er hätte noch so eine zuhause, die er ursprünglich nicht verkaufen wollte, weil sie besser wäre. Der Kunde wollte sie unbedingt sehen. Also nahm Rolf die gleiche Tele mit nach hause, schraubte sie auseinander, schob den Body in den Ofen und ließ ihn etwas nachgaren. Hinterher ging er noch ein bisschen mit Schmirgelpapier drüber und fertig war die "andere Tele". Der Kunde war begeistert und kaufte das Ding für mehr Geld als was sie vorher gekostet hätte.

Als ich Rolf irgendwann mal fragte warum er nicht eine aus seiner privaten Sammlung verkaufte, sagte er nur "Ich bin doch nicht bescheuert!". Später kam raus, dass er viele dieser alten Schätzchen, die er vom Türken bekam nicht bezahlt hatte. Mit anderen Worten: die Gauner bescheißten sich gegenseitig. Das konnte nicht lange gutgehen. Als ihm die Sache zu heiß wurde, stieg Rolf komplett aus dem Geschäft aus und überließ den Laden seinem Geschäfstpartner Thomas Kortmann. Thomas hatte nicht die geringste Ahnung was gelaufen war und musste hinterher die ganze Scheiße ausbaden. Nicht nur, dass Rolf einen Haufen unbezahlter Rechnungen hinterließ und Thomas mit dem Finanzamt zu kämpfen hatte. Die betrogenen Kunden kamen zu ihm in den Laden und beschwerten sich. Auch gab es viele Gitarren, die Rolf in Kommission genommen hatte und nach seinem Ausstieg einfach verschwunden waren. Komischerweise hat keiner der Geschädigten jemals Anzeige erstattet.

Rolf wurde nicht nur ein Gauner, sondern auch größenwahnsinnig, denn das ist was Koks aus einem macht. Er hatte Keksdosen voll mit Stoff bei sich zuhause rumliegen und puderte sich bei jeder Gelegenheit die Nase. Seine Lieblingsfilme waren die von Quentin Tarantino und oft verwechselte er Fiktion mit Realität und umgekehrt. Da gab es diese Kneipe in der Nähe vom Gitarrenladen. Dort traf sich Rolf mit seinen zwielichtigen Kumpels. Sie zogen sich eine Line nach der anderen rein. Rolf sah sich selbst als eine Art Don, der seinen Gefolgsleuten eine Runde Stoff spendierte. Sie ließen es richtig krachen. Natürlich sprach sich das rum und irgendwann wurde auch die Polizei hellhörig. Sie schickte zwei Zivilbeamte und die hoben den Laden aus.

Irgendwann schlug er mir vor, Leslie Link in seinem Gitarrenladen in Hanau auszurauben. Es war um Weihnachten herum als Rolf mich darüber ausquetschte, was der Leslie so in seinem Laden stehen hatte. Ich erzählte ihm von den teuren Fender Custom Shop Gitarren und Verstärkern. Rolf schlug vor als Nikoläuse verkleidet mit einem geklauten Auto vorzufahren und mit abgesägten Schrotflinten den Laden auszunehmen. Leslie und seine Frau Sonja würden wir mit Isolierband aneinanderfesseln und das Ding in aller Ruhe durchziehen. Als ich ihn darauf hinwies, dass in der Nähe eine Polizeistation wäre meinte er nur, das sei noch besser: niemand würde einen solchen Coup dort wagen. Wenn wir es richtig anstellten, würde keiner was mitkriegen. Zuerst dachte ich, es wäre einer seiner Jokes, doch dann merkte ich er meinte es ernst. Da wurde mir klar, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.

Oder die Sache mit dem Supermarkt. Rolf machte es sich zur Gewohnheit jeden Samstag mit seinem Körbchen einkaufen zu gehen. An sich nix ungewöhnliches, wenn man für seinen Einkauf bezahlt. Rolf tat es nicht. Er lud das Körbchen bis oben hin voll und spazierte einfach aus dem Eingangsbereich wieder hinaus. Als er bei Körbchen hundert angelangt war, installierte der Supermarkt eine elektronische Doppelschwingtür, die unterschiedlich auf- und wieder zuging.

Der größte Coup gelang ihm jedoch auf der Musikmesse. Am Vortag der Eröffnung fuhr er mit seinem VW Passat hin. In aller Seelenruhe lief er die Stände ab, nahm alles mit was er so tragen konnte und lud es in den Kombi. Danach ging er wieder hoch und wiederholte das solange, bis das Auto voll war. Außer ein paar Securityhansels war sonst niemand da. Die Musikmesse wurde am Abbautag streng überwacht, denn da wurde das meiste Zeug geklaut. Am Vortag der Eröffnung dagegen nicht. Das wusste Rolf. Als er fertig war, legte er eine Wolldecke drüber und fuhr hinaus. Niemand hinderte ihn dabei.

Das Problem war: Rolf konnte das alles nicht für sich behalten und prahlte damit. Er hielt sich für Don Corleone. Trotz allem wurde er nie erwischt. Sein Motto war: Man darf alles, man darf sich nur nicht erwischen lassen. Damit hatte er bis zum Schluss Erfolg.

Zwischenzeitlich war Jocco Abendroth, der Rocker aus Bad Camberg wieder da. Jocco war ein alter Freund von Rolf und hatte jahrelang wegen Drogenschmuggel in Cuba im Knast gesessen. Man hatte ihn dort mit viel Geld rausgeholt. Als Jocco schwer krank wurde und kurz vor seinem Tod im Krankenhaus lag, besuchte ihn Rolf und zog auf dem Nachttisch neben dem Bett eine Line. Doch Jocco lehnte ab. Am nächsten Tag war er tot.

Alles drehte sich nur noch um Koks. Ich hatte mich deswegen schon lange von Rolf abgewendet und sah ihn nur noch selten. Was seine private Gitarrensammlung angeht: die hatte er sich komplett durch die Nase gezogen. Das Haus in der Toscana auch. Als ich aus Irrland zurück kam, hab ich ihn ein oder zwei mal in Bad Homburg gesehen. Er sah fürchterlich aus. Rolf litt Zeit seines Lebens an Asthma. Später bekam ar auch noch Diabetes. Er war stark übergwichtig und hatte kaum noch ein Hals. Sein Kopf ging direkt in die Schultern über. Ich freute mich ihn zu sehen und wir redeten kurz. Dabei fiel mir ein, dass ich ihn vor Jahren beschissen hatte. Als er damals aus dem Geschäft ausstieg verkaufte er mir noch irgendwas. Ich weiß nicht nehr was es war, doch es ging um ung. 400 DM. Ich habe ihm das Geld nie gegeben. Bei unserem Wiedersehen erwähnte Rolf die Sache mit keinem Wort, doch ich bin mir sicher, dass er es nicht vergessen hatte. Ich habe das Schlitzohr übers Ohr gehauen und es tut mir in keinster Weise leid.

Trotz allem waren wir Freunde und nur das zählt.

Kleiner Tip am Rande, wen's interessiert, sollte sich mal die Kommentare hierzu unten drunter anschauen. Mich wundert sowieso nix mehr ...

30 Kommentare:

  1. Nenad, danke für Deine Erzählung.Tja, während wir hier in Hanau eine große Kollektion von Original Fender Custom Shop Gitarren immer für viel Geld eingekauft haben und präsentierten, hatten Andere wohl gewinnbringendere Ideen Gitarren zu verkaufen und dabei zu verdienen.Aber, da uns ja von vielen Seiten im Laufe der Jahrzehnte das Verkaufen dieser Produkte durch z.B. die Dumpingpreise sehr schwer bzw. unmöglich gemacht wurde, kann ich über die angedachte oben genannte Aktion heute nur schmunzeln .

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  2. Das glaub ich Leslie! Stell dir vor, wir wären damals wirklich bei euch aufgetaucht! Da hättest du mal deine Knarren ausprobieren können. Das wäre ein richtiger showdown geworden ... muahahaa! Gruß, Nenad

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  3. Nenad, vorausgesetzt, es wäre zu keinem Schußwechsel ( die Knarren habe ich übrigens vor Jahrzehnten alle verschenkt)gekommen, wäre Euer Überfall fast ein Spaß im Gegensatz zu dem gewesen, was uns hier im Laden sonst so passiert ist. Deshalb : Friede seiner Seele!Leslie

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  4. Soweit ich weiß, schuldest du Rolf noch Geld, du klamphelde proviliergunssüchtige Wanderhure !

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  5. Du weißt nix. Lern erstmal schreiben, du Analphabet ...

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    1. Du hast aber schnell reagiert

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    2. Du hast Recht, aber ich bin zu wütend, um auf Rechtschreibung zu achten

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    3. Das ging aber schnell

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    4. Wir treffen uns morgen früh um 5 hinter der Mühle, Rolf hätte es geliebt

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    5. Ich kann nicht! Da hab ich gerade einen Termin bei der Fußpflege ...

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  6. Aber du hast Recht, ich war so aufgeregt, dass ich wie ein Analpabet geschrieben habe

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  7. Du hast Recht, aber ich bin zu wütend, um auf Rechtschreibung zu achten

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  8. Sag mal Nenad du elender Schmierfink....was schreibst Du den für eine Scheiße? Welch geistes Kind bis Du den über einen verstorbenen, der sich naturgemäß nicht wehren kann, so einen Dreck zu verbreiten? Was willst Du damit erreichen? Mann oh Mann. Jede Kakerlake hat mehr Charakter als Du. Selbst wenn das alles stimmt was Du da von Dir gibst: Redet man so über einen Freund? Du bist einfach ekelhaft!

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  9. Sag mal Nenad du elender Schmierfink....was schreibst Du den für eine Scheiße? Welch geistes Kind bis Du den über einen verstorbenen, der sich naturgemäß nicht wehren kann, so einen Dreck zu verbreiten? Was willst Du damit erreichen? Mann oh Mann. Jede Kakerlake hat mehr Charakter als Du. Selbst wenn das alles stimmt was Du da von Dir gibst: Redet man so über einen Freund? Du bist einfach ekelhaft!

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    1. Kakerlake... soso. Das ist Nazi-Jargon, fehlt nur noch "Volksschädling" oder sowas. Wer bist du denn, Anonymus, der du sowas absonderst und keinen Namen abbekommen hast?

      Nenad schmiert hier nix, sondern hat EIN, zwei Sachen geschrieben, ich könnte drei bis vier nachschieben (s.u.). Ich halte es für legitim, Dreckschweinereien auch so zu benennen. Man hat ja auch die Sauereien von Barschel oder Kohl spät/er aufgedeckt. Darf man dann nicht drüber schreiben, nur weil jemand das Zeitliche gesegnet hat???

      Was du machst, ist kläffen hinter'm Zaun ... du arme Haut!..

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  10. Das hab ich nur gemacht, damit sich so Arschgeigen wie du darüber aufregen. Wie ich sehe, ist mir das voll gelungen oder um es mal mit Rolfs Worten zu sagen: "Reib dir einen" *lol*

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  11. Du bist noch mieser als ich dachte..damit ich und möglicherweise andere Arschgeigen sich aufregen...ziehst Du jemanden den Du als "Freund" bezeichnet hast...nach dessen Tod...mit Deinem widerlichen Geschmiere durch den Schmutz?...Du bist weiter nichts als eine widerliche, armselige Wurst...Das einzige was Dir wirklich voll gelungen ist, ist dich als charakterloses Arschloch zu outen...Glückwunsch!

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  12. Natürlich bin ich ein Arschloch. Aber da sind wir schon zwei. Sich hier als anonyme Moralapostel aufspielen kann jeder. Deine abgehobene Meinung kannst du dir sonstwo hinschieben. Zieht mir völlig am Arsch vorbei. Interessiert mich einen Scheiss was du oder deinesgleichen von mir denken. Also verkriech dich wieder dahin wo du herkommst.

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  13. Man kann verschiedener Ansicht sein, ob ein positiver, aufklärender, ehrlicher, schmähender oder welcher Nachruf auch immer eine Person richtig beschreibt. Nenad hat es eben so gemacht, und Anonym macht es eben so... Jede/r kann sich sein eigenes Urteil bilden, Jede/r hat eigene Erfahrungen mit Rolf gemacht.

    Ich habe Rolf über einen Freund kennengelernt, das war so ab 1974. Rolf spielte schon auf der Bleiche in Oberursel unter dem Namen "Captain Rock" open air, es gab Sessions im Black&White oder anderen Musikkneipen.

    Ich hatte so ca. 1978 den Wunsch, mir eine echte Gibson Les Paul zu kaufen. Das ganze Geld war noch nicht zusammengespart, ich hatte noch keinen festen Job. Ich ging zu Rolf in den Laden und sagte ihm, ich hätte so 1200 Mark zusammen. Kein Problem, er hätte da ne schöne Paula zuhause, die wollte er eigentlich nicht verkaufen, aber er bringt sie am Samstag mal mit in den Laden. so kirschrot-ahorn geflammt, eine echte Riegelahorndecke und super sustain, ey, da steht der Ton fast ne Minute… hahaha, ja, de Henry E-Gittarr…hahaha… Ich da mit 140-er Puls hingetigert, er nahm sie vom Haken und jagte ein paar gekonnte Riffs über die Marshalls. Klang echt geil!

    Also habe ich die angezahlt, und so bis 1.800 Mark weiter abgestottert, bis ich die 2.400DM zusammen hatte, damals ne Hütte voll Kohle. Bei Gitarrenunterricht hat man damals so um die 10-12 Mark bei der VHS oder privat verdient. Da muss auch n junger Kerl lange für zupfen!

    Also habe ich die Paula gekauft und losgelegt. Alles super, boooaaah, geil, ne echte Dschibbsen, mannmannmann! Da ist man schon ein halber Gary Moore. Ab und zu neue Saiten geholt, Rolf immer cool drauf, oft ein bisschen arrogant und abgehoben, er war ja Captain Rock.

    Ich musste die Gibson später wieder verkaufen, aus finanziellen Gründen. Ich also inseriert, zig Anfragen, na und einer hat sie dann für 2.100 DM genommen, ich brauchte das Geld eben. Drei Tage später ein wütender Anruf in meiner WG, ich war nicht da, WG-Genosse nimmt ab und wird mordsmäßig angebrüllt. „Heyhey langsam, ich bin's nicht...“

    Als ich heimkomme, soll ich mal dringend den und den anrufen... habe ich sofort gemacht: "Du alter Drecksack, was bist du denn für ein kriminelles Axxxxoch, ich hau dir in die Fresse, du kommst jetzt sofort hierher und bringst das Geld wieder zurück, oder du bereust das, du...."!!!!

    Ok, ich nach Frankfurt gedüst, wollte echt keinen Ärger! Der Typ hatte sich wieder eingekriegt, und hat mir gezeigt, worum es geht: "Ich will neue Saiten aufziehn, da sehe ich, dass von dem Saitenhalter an der Kopfplatte ja gar nix mehr raussteht... guck ich mir die Kopfplatte an: Da sind ja zwei übereinander geleimt! Ey, hast du das gemacht, du Gauner? Hast du das Geld dabei???"

    "Jaja, schon gut, aber ich versteh nicht, was du meinst?" Ein Kumpel vom Käufer - etwas weniger temperamentvoll veranlagt - sagte: "Schau hier mal genau hin (Seite der Kopfplatte). Da siehst du, dass es zwei Kopfplatten sind. Das ist keine Gibson. Außerdem haben wir uns die Elektronik angeschaut, das sind weder Gibson-Abnehmer, noch Gibson-Potis, das ist alles billiges Zeug. Die Mechaniken sind auch nicht original, der Hals auch nicht. Bei wem hast du die denn gekauft?"

    „Bei Bingenheimer+Kortmann in Oberursel.“ Die beiden gucken sich an, "aah ja!". Ich frag, was denn los ist. "Ok, pass auf, ich sehe von ner Anzeige ab, ich seh' du hast gar keine Ahnung, was du da gekauft hast... jetzt machen wir die Kopfplatte runter." Die haben das mit einer Wärmelampe gemacht, und da löste sich die Gibson-Kopfplatte ab. Unten drunter erscheint der "Epiphone"-Schriftzug. Ich hab ziemlich die Klappe gehalten und war sprachlos. Der Rolf.... verkauft mir für 2.400 DM ne Gibson und legt mich rein??? Das kann doch nicht sein!!

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  14. Fortsetzung:

    Ich gehe zwei Tage später mit den beiden in Rolfs Laden. Rolf wüsste ja nicht mehr, was ich da gekauft hätte, bei ihm geht so viel über den Tisch, da kann er sich doch nicht an so ne popelige Gibson erinnern, da gibt’s ganz andere, die koste 6, 7000 Mark! Du hattest ja auch nur Geld für ne einfache Gibson…

    Nix mehr von wegen „guter Kumpel…Freund…“, alles verflogen, ich konnte es nicht fassen. Ich hätte ihm am liebsten eine gelatscht, der Verkauf war ja höchstens 1 Jahr her, und wir kannten uns ja schließlich aus Oberursel und der Pilzvilla!

    Ja, warum habe ich ihn nicht angezeigt? Irgendwie war das damals uncool, jemanden "aus der eigenen Szene" bei den Bullen anzuzeigen, obwohl mir der Verlust finanziell damals sehr!!! weh getan hat. Ich habe dann noch 800 Mark dafür bekommen, Verlust eben 1.600 Mark. Bei nem Std.verdienst von 10 DM ein brutaler Verlust.

    Naja, ich hab Rolf später mal, als er schon Diabetes hatte, nochmal in Oberursel drauf angesprochen, da war er in Begleitung seines früheren Begleit- oder Sologitarristen (Namen will ich hier nicht nennen). Der bot mir gleich Schläge an und ich soll mich sofort verpissen. Der Typ war auf Droge, Rolf anderweitig daneben, keine Ahnung, vielleicht auch nur krank.

    Als ich hörte, er sei gestorben, dachte ich so: "Is doch scheiße, wenn man sein Leben so verbringen muss und so viele Leute verarscht und beschissen hat. Ich hoffe, dass er irgendwie+irgendwo zur Ruhe gekommen ist, denn so ein Leben, wie Rolf es geführt hat, ist doch traurig. Auch diese ganzen sog. "Freunde" (Pilzvilla, Jocco & co.) konnten ihre durchaus vorhandenen Talente nur in geringem Ausmaß leben (wenig davon und kurz).

    Was hätte Rolf alles bewirken können, wenn er viele junge oder alte Leute gut beraten, Gitarren ehrlich hergerichtet und anderen von seinem Können -von mir aus auch was- verkauft hätte. Vielleicht wäre er ein gern gesehener Gast bei Sessions, ein gefragter Fachmann für Gits und Rock oder einfach nur ein netter Typ geworden, den man auf'n Schoppen einlädt.

    Ob Rolf sich das tasächlich alles so "alleine ausgesucht" hat, wage ich zu bezweifeln. Meistens liegen tiefere Ursachen zu Grunde, die jemanden daran hindern, (s)ein gutes Leben zu führen, um glücklich oder zufrieden zu sein. Aber er hatte mit Sicherheit ganz oft die Wahl, Leute zu beglücken oder zu bescheissen. Er hat sich eben oft für die dunkle Seite entschieden.

    Die ganze Pilzvilla-Szene hat seinen früh beginnenden Untergang bewirkt, und seine damalige Freundin T. war noch die letzte, die ihn da rausholen wollte. Aber gegen die bereits bestehende Abhängigkeit kam auch die Liebe nicht an. Ich habe mich dann nur noch sehr selten in der Pilzvilla eingefunden, das war einfach eine kriminelle Arschloch-WG, die auch "Freunde" bis zum geht nicht mehr beklaut und betrogen hat. Als ich da mal mitgekifft habe, war mein nagelneuer Parka und mein Portemonnaie weg.

    Eigentlich schade um Rolf, er hatte viele Talente, die er liegengelassen hat. Vielleicht hat er jetzt seine Ruhe.

    Henry
    -------------

    @Anonym: Warum schreibst du nicht, wer du bist???

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  15. Tja, Henry, das waren "richtige Rock & Roller" in der Pilzvilla. Da konnten weder du noch sonst jemand mithalten.

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  16. Übrigens: letztens hat mir jemand, der Rolf besser kannte als ich gesagt, dass ich noch nicht mal die Hälfte wüsste. Naja, ich kann nur das schreiben, was ich weiß. Warum ich das alles schreibe, ist meine Sache.

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  17. Nenad, Henry...was ihr hier öffentlich macht ist unter aller Würde. Sich über einen Verstorbenen in dieser Form zu Äußern ist mehr als Geschmacklos...da gebe ich den anonymen Schreiber Recht. In der Pilzvilla bin auch ich ein und aus gegangen....diese als "Kriminelle Arschloch WG die Freunde beklaut und bestiehlt" zu bezeichnen ist schlicht und ergreifend unwahr...mir ist dort in den langen Jahren weder was abhanden gekommen noch wurde ich betrogen...Wenn mich jemand betrügt oder beklaut zeig ich ihn an und fertig und schreib net Jahre später sone Geschichten! Wüßte nur zu gerne was ihr damit bezweckt aber das ist ja eure Tasse Tee......Ich finde es nur schäbig!

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  18. Ich hab nur das geschrieben was sich ohnehin jeder, der Rolf Kannte hinter vorgehaltener Hand erzählt. Na und? Man könnte mir zwar vorwerfen, dass ich es geschrieben habe aber es ist die Wahrheit.

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  19. Hallo Nenad, habe das jetzt erst gelesen. Ich wusste nicht, dass Rolf gestorben ist. Ich kann deine Wut/ Enttäuschung gut verstehen. Ich habe mit Rolf viele Jahre zusammen in einem Musikgeschäft in Bockenheim gearbeitet und ihn damals auch als den lustigen sportlichen Typen kennengelernt. Wir hatten viel Spass zusammen und haben uns auch privat das eine oder andere mal getroffen. Genau wie du habe ich aber auch seine dunkle Seite und den Absturz in Raten erlebt und mich nach und nach von ihm distanziert. Ich denke, die Trennung von seiner damaligen Freundin hat ihm den Rest gegeben. Danach gab es nur noch „Pulver“ wie Rolf es gerne nannte und er wurde immer realitätsferner, unnahbarer und auch unangenehmer. Das gequatsche hier von wegen „ihm in den Rücken fallen“ verstehe ich null. Rolf selbst hat nie ein Blatt vor den Mund genommen, wenn es darum ging über andere zu reden. Trotz allem tut es mir sehr leid, dass er das zeitliche gesegnet hat. Ich habe ihn ein, zwei mal in Bad Homburg auf der Strasse gesehen und war jedes mal schockiert wie schlecht er aussah. Jetzt hat er hoffentlich seinem Frieden gefunden.

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    1. Hall cb23, ich glaub, ich weiß wer du bist. Das war doch der Musikladen vom Ebi, oder?

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  20. Hi Nenad, interessanter Blogeintrag. Wir hatten uns ja vor kurzem auf Andis Geburtstag ein wenig unterhalten. Ich kannte Rolf nicht wirklich, sondern nur von meinen 4 bis 5 Besuchen im Laden. Der Eindruck, den er damals auf mich machte, führte letztendlich dazu, dass ich mir einen anderen Gitarrenbauer gesucht habe. Offenbar hatte mich mein Gefühl nicht unbedingt getäuscht, sonst wäre ich vielleicht irgendwann auch ein „glücklicher“ Besitzer einer Pre-CBS Squier oder etwas ähnlich kuriosem geworden :-)

    Aus der ganzen Szene kannte ich nur Jocco ein wenig näher, da wir mal ein paar Wochen zusammen im Studio verbracht hatten. Leider auch ein Sklave des weißen Pulvers. Nun denn, mögen sie in Frieden ruhen und Dir weiter alles Gute!

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  21. Hallo, ich bin durch Zufall auf diese Seite geraten. Ich lebe in Norddeutschland und kenne niemanden der erwähnten Personen, kann aber behaupten, dass es diese Spezies in allen Teilen der Republik gibt, ja, in allen Teilen der Welt. Und ich finde es auch keineswegs verwerflich, in ehrlicher und direkter Weise darüber zu berichten, wenn es der Wahrheit entspricht. Weil es ja ein warnendes Beispiel ist: der Typ war ok, sah gut aus, war allseits beliebt, hatte Fähigkeiten und dann trat das weiße Pulver in sein Leben und änderte seinen Charakter grundlegend.
    Ich spiele seit fast 40 Jahren in Bands und genau solche Leute sind mir in der Szene auch begegnet. Wir haben alle gesoffen, gekifft und die eine oder andere Substanz ausprobiert, aber die Leute, die auf das Pulver abgefahren sind, sind zum großen Teil heute nicht mehr unter uns. Und es gibt vorwiegend schlechte Erinnerungen an sie.
    Weswegen ich hier bin: ich bin Gitarrist und Liebhaber alter Gitarren und mir sind im Laufe der Zeit immer wieder mal Modelle der Marke Bingenheimer und Kortmann aufgefallen, die bei Ebay angeboten wurden. Meine Frage: wurde diese Teile tatsächlich komplett in Deutschland gefertigt und mit den damals besten Zutaten ausgestattet? Oder wurden mittelgute Japanmodelle von Pearl, Ibanez oder Greco aufgehübscht und als Custom Made Ware verkauft? Taugen die Dinger wirklich etwas?
    Vielen Dank im voraus, beste Grüße, Detlev

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    1. Hallo Detlev, B&K (Bingenheimer&Kortmann) Gitarren wurden ausschließlich in Deutschland von Thomas Kortmann gebaut. Er verwendete erstklassige Hölzer und experimentiete mit verschiedenen Holzsorten für bestimmte Gitarren. So nahm er z.B. für die LP Cedro statt Mahagoni. Dadurch wurde die Gitarre leichter. Es gibt unzählige Paulas und Teles von B&K, die ich jedem Gitarristen nur wärmstens empfehlen kann.
      Was das "weiße Pulver" angeht: Ich find's einfach nur zum kotzen! Deshalb habe ich das auch alles geschrieben. LG Nenad

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    2. Super, vielen Dank für die kompetente Antwort.

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