Freitag, 12. Juli 2019

Ich habe ein Problem

Wie viele andere aus meiner Generation bin auch ich in einem linken Spektrum aufgewachsen. 1968, ich war gerade mal fünf Jahre alt, gingen die Studentenunruhen in Deutschland los. Die sog. 68er Revoluzer kamen dann nach und nach als Lehrer in unsere Schulen, was wir Schüler damals super fanden. Es waren coole Lehrer, die auch mal den einen oder anderen Scheiß, den wir veranstalteten durchgehen ließen, die sich für uns einsetzten und mit denen man reden konnte. Gerade ich, der in der 2. und 3. Klasse im damaligen Jugoslawien zur Schule gegangen war, wo wir regelmäßig mit Rohrstöcken verprügelt wurden, wusste das zu schätzen. Mit 14 lernte ich Gitarre spielen und wurde ein Hippie.
Später wurden die Grünen als politische Partei gegründet und kamen in den Bundestag. Als ich volljährig wurde, wählte ich natürlich die Grünen. In den 80ern gab es Proteste gegen den Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen. Alle gingen hin, um zu demonstrieren außer ich, denn ich hatte da irgendwie keinen Bock drauf. Später kam die Hausbesetzer Szene. Wir fanden das alle geil und hatten das Gefühl man könnte den Staat und das verkrustete, alte System in die Knie zwingen. Das Leben in Deutschland wurde zunehmend liberaler und die Welt war irgendwie doch nicht so schlimm. Wir dachten, es wird besser.
Als dann die Mauer fiel und später der Euro kam dachten wir, das wäre der Anfang einer besseren Welt oder wie ein Freund damals sagte: Europa wird ein Haus mit offenen Türen und Fenstern, wo jeder hinein gehen kann. Demokratie vom Feinsten.

Niemand von uns merkte, wie wir langsam aber sicher einer linken Gehirnwäsche unterzogen wurden und das schon seit Jahren.

Heute weiß ich, dass die Idee einer freien, demokratischen Welt verraten, verkauft und pervertiert wurde und zwar von denjenigen, die diese Idee hervorgebracht haben. Alles hat sich gedreht, d.h. diejenigen, die früher als sog. Schwarze (also CDU/CSU) bezeichnet wurden sind heute bei der AfD. Sie sind Demokraten. Die Linksgrünen und Sozialdemokraten haben uns verkauft und sitzen heute an der Macht. Sie wurden zu Ökofaschisten oder wie ich sie gerne bezeichne: Linksfaschisten. Sie sind die neuen Nazis.

Mein Problem ist nicht nur, dass ich den Glauben an die Menschheit verloren habe oder besser gesagt an die Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin, sondern dass ich langsam auch den Glauben an die Musik verliere. Die Musik, die ich liebe hat nichts an ihrer Schönheit und Kraft verloren aber die Message von Freiheit, Liebe, Revolution, Aufbegehren gegen das Establishment, das We are the world, we are the people ist zu einer Farce verkommen. Heute sind diejenigen, die den Rock & Roll groß gemacht haben das Establishment.

Wie sieht denn die Musik aus, die gegen ein solches Establishment gespielt werden soll? Für mich ist die Antwort ganz einfach: es gibt sie nicht. Rap & HipHop, ursprünglich als neue Rebellion gefeiert war nie mein Ding und wurde ebenfalls pervertiert. Der R&R ist klinisch tot und wird nur noch künstlich am Leben erhalten. Ich bezweifle, dass er sich jemals wieder erholt. Ich komme vom Folk, Blues, Jazz und Rock und zwar genau in der Reihenfolge. Heute spielt das alles so gut wie keine Rolle mehr. Ich höre überhaupt kein Radio und schaue erst recht kein Fernsehen, denn ich kann und will es nicht mehr ertragen. Die Junge Generation, die glaubt das alles wäre das Gelbe vom Ei tun mir leid. Es gab eine Zeit, da war das alles viel besser, denn es war alles schon mal da aber eben viel besser. Wenn jetzt jemand denkt, ich würde genauso reden wie unsere Eltern, die sagten "Früher war alles besser", dann muss ich sagen, ja, sie hatten recht.

Jeden Tag, wenn ich da draußen stehe und meine Musik spiele, muss ich immer daran denken woher sie ursprünglich kommt. Sie wurde von Menschen geschrieben, die an etwas glaubten, eine Vision hatten, einen Traum. Die Erinnerung daran, die Schönheit und Kraft dieser Musik hält mich noch am Leben. Würde man mir das weg nehmen, wüsste ich überhaupt nichts mehr mit mir und meinem Leben anzufangen.

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