Freitag, 24. Juni 2011

Oireland ridiculous: das Leben auf der Kackinsel - part III

Weather today: 70% chance of precipitation, 14° C. Weather tomorrow: same shit! Wir haben den 24.Juni wohlgemerkt.

Ach was solls, übers Wetter hab ich alles gesagt. Fuck it! Zurück zu meinem Lieblingsthema: the mentals.

Heute morgen saß ich im Kaffe und unterhielt mich mit Ben, dem Vater von Bernard. Ben ist schätzungsweise so um die 65 und noch ziemlich gut in Form. Nach alter irischer Tradition hat er schon die ganze Welt bereist, kennt alles und jeden. Er ist die Informationsquelle schlechthin. Will man irgendwas über irgendwen in Ennis wissen, fragt man Ben.

Wir unterhielten uns übers Wetter. Und so kam das Gespräch auf das Thema mentals, Mord und Selbstmord. Komischerweise habe nicht ich damit angefangen, sondern Ben!

Vor ung. drei Wochen wurde Eoin Ryan (21) ermordet. Der angehende Jura-Student, der in den Sommerferien im Rowan-Tree-Restaurant arbeitete, wurde von Joe Heffernan erschlagen. Den Artikel dazu gibt es hier. Was nicht drinsteht und mir Ben erzählte ist folgendes: Mörder und Opfer fuhren mit dem Taxi von Knoxes Pub in Ennis nach Barefield. Dort wurde der Junge mit einem Stein erschlagen. Man hackte ihm beide Hände und Füße ab und warf ihn in einen nahegelegen Bach. Der Mörder ging dann nach Hause und schlief sich erst mal aus. Am nächsten Morgen erzählte er seiner Mutter was passiert war, die dann auch sofort die Polizei rief. Als sie ihn abholten sagte er: "I killed the devil!" (Ich habe den Teufel getötet).

Joe Heffernan war schon lange dafür bekannt, dass er nicht alle Tassen im Schrank hatte. Jedoch hatte niemand mit so etwas gerechnet.

Gestern war der jährliche Pferdemarkt in Spancil Hill. Es war auch der dritte Jahrestag zu Gedenken an Michael Doherty, einem damals 14 Jahre alten Traveller-Jungen, der von einem 17 Jährigen erstochen wurde. Direkt vor dem Supermacs in Ennis. Der Mörder John McGovern leugnete die Tat rund zwei jahre später vor Gericht. Niemand außer einigen, weiß bis heute was daraus geworden ist.

Was nicht in der Zeitung stand: Michael war zur Tatzeit nicht sofort tot, sondern verblutete langsam im Beisein von zwei Gardai, die es nicht über sich bringen konnten ihn in ein Auto zu laden, um ihn so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu bringen. Stattdessen wartete man lieber auf den Krankenwagen, der erst 45 Minuten später eintraf. Zu spät für Michael.

Es stand auch nicht in der Zeitung, dass die Irish Traveller Community weltweit ein Kopfgeld von über €10.000 auf John McGovern ausgesetzt hatte! Oder dass der Vater des Mörders ein berühmt berüchtigter Garda-Polizist ist, den man hier a dangerous cunt nennt. Oder dass eine Woche später bei der Beerdigung in Ennis Ausnahmezustand herrschte weil alle Angst hatten, dass die aus aller Welt angereisten Traveller die Stadt auseinandernehmen würden. Ich stand, nachdem der Trauerzug vorbei war am Tatort in der O'Connell Street und beobachtete die Traveller, wie sie dort ihre Kränze niederlegten, das Bild von Michael küssten und sich bekreuzigten.

Ben sagte, dass er zusammen mit Michael Doherty in einer Gruppe zusammensaß an dem Tag in Spancil Hill. Sie sangen Lieder während eine irish folkband spielte.

Es gab drei Selbstmorde in den letzten drei Monaten. Einer davon war ein junges Mädel (21), deren Vater sich vor einigen Jahren selbst erhängte. Sie folgte ihm auf die gleiche Art und Weise.
Oder das andere Mädel, die jahrelang von ihrem eigenen Vater auf der Farm misbraucht wurde. Als sie neun Jahre alt war, ertränkte sich die Mutter weil sie es nicht mehr mit ansehen konnte.

Es gab unzählige Selbstmorde in den letzten paar Jahren. Größtenteils junge Leute. Als ich Ben fragte was er glaubt warum das so ist, antwortete er: "Depression. The weather and drink!"

3 Kommentare:

  1. Ziemlich harter Stoff. Ich kann mir vorstellen, dass auch die Mentalitaet der Iren diese haeufigen Selbstmorde mitverursacht. Die Hinterlistigkeit, die hier ja leider weitverbreitet ist, fuehrt glaube ich auch dazu, dass man als verzweifelter Mensch gar nicht weiss, wem man hier vertrauen kann. Die Probleme werden in sich hineingefressen und es ist dann im entscheidenden Moment niemand da, der vielleicht noch auf den Selbstmordgefaehrdeten positiv einwirken kann.

    Zu den Gardai brauch man hier ja gar nichts mehr zu sagen. Die dachten bestimmt "Ah, he'll be grand".
    Ich bin zwar meistens bei meiner Freundin, habe aber trotzdem noch ein Minizimmer in einer eher rauen Gegend. Vor 6 Monaten war das Haus fast leer, nur ein netter irischer Vollalkoholiker war (und ein Glueck ist er immer noch) mein Mitbewohner. Eines Tages zog eine junge unauffaellige Tusse ein. Alles ganz normal, bis ein Wochenende spaeter ihre 5-8 Travellerfreunde zum Party machen vorbeikamen. War uebelst laut und meine Freundin meinte sie haette ein wenig Angst. Nachdem der erste Typ die Treppe runterflog sind wir dann ganz schnell zu ihr gefahren. Hatte dann vergessen, meinen Mitbewohner, der gradim Pub, vorzuwarnen.
    Um es kurz zu machen. Als er dann um 2 Uhr nach Hause kam haben sie ihm ein Messer an die Kehle gehalten und meinten "We'll sort you out". Er schloss sich in sein Zimmer ein und rief die Bullen, waehrend die Bande die Tuer bearbeiteten. Nach 45 Minuten kamen sie dann, zu zweit. Ein Milchbubi und ein zierliches Maedchen, natuerlcih unbewaffnet.
    Ein Glueck hatten die Burschen sich kurzfristig entschlossen die Sauf und Drogentour woanders abzuhalten. Auf dem Weg bauten sie nen Unfall, einer starb.
    Danke Garda, fuer den professionelllen Einsatz.
    BTW die Garda station ist 1.5 Meilen entfernt.

    Mario

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  2. Ich glaube in Dublin ist es am schlimmsten. Wegen der Population. Ich beneide Dich nicht, Mario. Leben wollte ich da auf keinen Fall! Obwohl: wir ziehen nächste Woche in eine Gegend, die es in sich hat. Traveller, Afrikaner, Rumänen, Polen. Buntgemischt. Jeder, der hört wo wir hinziehen schlägt quasi die Hände überm Kopf zusammen. Wir werden sehen ...

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  3. Dietzenbach, Spessartviertes ( ehem. Starkenburgring ) .... if you know, what I mean ...

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