Mittwoch, 27. Januar 2010

Der richtige Fahrrad-Sattel



Dieses Photo kommt von meinem Kumpel Gerhardt aus Austin, Texas.
Man beachte den Fahrrad-Sattel!

Montag, 25. Januar 2010

Der Januar ist schon fast rum!

Der Januar verging ziemlich schnell. Die Strassenmucke verlief relativ unspektakulaer. Erst letzte Woche Freitag und Samstag fing es wieder an einigermassen "normal" zu laufen. Bis dahin war Armut angesagt. Abgesehen von ein paar Tagen war das Wetter garnicht mal so schlecht.

Ella geht es im Moment nicht so gut: nachdem sie Krank war, hat sie jetzt Probleme mit ihrem Knie. Nach der Arbeit gestern war es so geschwollen, dass sie sich vor Schmerzen kaum noch bewegen konnte! Ice-packs sind jetzt angesagt. Angefangen hatte das Ganze nach der letzten Behandlung beim Chiro und der Akupunktur: eine von den Nadeln aktivierte wohl einen Nerv, der ihr jetzt tierisch zu schaffen macht. Auch nicht schlecht: da geht man zum Spezialisten, damit es einem besser geht und genau das Gegenteil ist der Fall!

Shit happens ... aber auch damit werden wir fertig!

Sonntag, 24. Januar 2010

Busking in Ireland



... laeuft (abgesehen vom Wetter) besser als in Deutschland. Dafuer gibt es einen einfachen Grund: es ist so eine Art Tradition ... vor allem in Clare. Man sagt sogar, Co. Clare waere die Wiege der irischen Musik. Was Strassenmusik angeht, habe ich mich hier von Anfang an wohl gefuehlt. Nachdem ich auf der Grafton Street in Dublin gespielt hatte, tingelte ich Richtung Sueden nach Wexford, Waterford, Clear Island, Schull, Dingle. Nach zwei Wochen kam ich nach Ennis und war begeistert. Ich lief die O'Connell Street entlang und dachte mir: das ist die schoenste Stadt, die ich bisher in Irland gesehen habe! Im Abbey-Youth-Hostel (heute Rowan-Tree-Hostel) konnte ich mein Drei-Mann-Zelt auf dem
campground fuer 7.50 Euro am Tag inkl. Fruehstueck und Dusche aufschlagen und blieb den ganzen Sommer.

Spaeter spielte ich jeden Tag am Hintereingang des Tesco-Supermarkts. Da habe ich mir fast eine goldene Nase verdient: ich bekam fast jeden Euro der zurueckgebrachten Einkaufswagen! So ging es monatelang bis zu jenem Tag, als genau gegenueber ALDI seine Pforten oeffnete! Ich weiss noch, es war ein Donnerstag als Pat, der alte Security-Gard zu mir kam und mir bedauernd mitteilte, ich muesste mein Zeug zusammenpacken. Spaeter erzaehlte er, das Tesco Management waere Amok gelaufen. Es kamen sogar welche aus England, um sich die Auswirkungen der ALDI-Eroeffnung anzusehen. Es wurde so eine Art Kriesenstab gebildet, alle waren schlecht drauf ... und ich musste gehen!
Das Spielen bei Tesco war so lukrativ, dass ich Existenzaengste bekam nachdem ich dort aufhoeren musste! Zudem war die Stelle ueberdacht und ich war gut vor dem Regen geschuetzt. Ich musste mir einen neuen Platz suchen.

Das war garnicht so einfach, denn im Gegensatz zu Deutschland sind die Frontseiten der Geschaefte in Irland nicht ueberdacht, obwohl es wegen dem Regen vielmehr Sinn machen wuerde. Zuerst machte ich es genauso wie in Deutschland: ich fuhr durch die Gegend auf der Suche nach neuen Plaetzen, musste jedoch schnell feststellen, dass es nicht viel zur Auswahl gab! Abgesehen von Galway und Limerick, gibt es nur noch zwei Staedte, wo es sich lohnt: Kilrush und Killaloe. Am Ende fand ich meinen Platz in Ennis, wo ich auch heute noch jeden Tag spiele.

In Irland ist nicht alles so reglementiert wie in Deutschland. Z.B. muss man nicht jede Woche die Strasse vor dem Haus kehren oder regelmaessig seinen Rasen maehen. Eigentlich muss man es ueberhaupt nicht, wenn man nicht will und der Nachbar steigt einem deswegen auch nicht auf’s Dach. Wie schon erwaehnt, gibt es fuer Strassenmusiker in Deutschland Regeln. In Irland dagegen sogut wie garnicht. Hier ist man mehr oder weniger auf sich allein gestellt.
Mit einfachen Worten: habe ich hier meinen Platz gefunden, gehoert er mir.

Natuerlich laeuft das nicht so reibungslos, wie sich das jetzt anhoert. Ich hatte am Anfang teilweise tierischen Stress mit anderen Buskern bzw. nur mit einem, der im Grunde genommen ein Saeufer und stadtbekannter troublemaker ist. Vor drei Jahren an Weihnachten ging’s dann richtig rund: als er wieder mal damit anfing mich zu beschimpfen, ging ich auf ihn los. Pech war nur, dass zum gleichen Zeitpunkt der oberste Garda Inspektor um die Ecke kam und sich das Ganze live ansehen konnte. Ich wurde verhaftet und in Handschellen abgefuehrt. Nachdem man mir auf der Polizeiwache meine Rechte vorgelesen hatte, durfte ich wieder gehen. Am naechsten Tag entschuldigte ich mich fuer meinen Ausraster, die Anklage wurde fallen gelassen und damit war das Thema erledigt. Komischerweise stieg danach mein Ansehen und ich wurde noch mehr respektiert! Die Leute fanden es naemlich gut, wie ich reagierte und klopften mir deswegen auf die Schulter. Die ganze town stand geschlossen hinter mir! Das muss man sich mal vorstellen!!

Seitdem habe ich meinen festen Platz in Ennis. Kommt es mal vor, dass ich aus irgendeinem Grund nicht auftauche, fragt sich jeder: where is he?! Wenn ich wieder da bin, heisst es: welcome back!

Ich spiele auch lieber auf der Strasse als im Pub. Auf der Strasse sind die Leute (meistens) nuechtern. Ich habe meine feste Arbeitszeit, sechs Tage die Woche. Mein Erfolg liegt auch darin, dass ich Strassenmusik als Job sehe und diesen auch regelmaessig ausuebe. Das ist auch der Unterschied zwischen mir und den irischen Buskern: ich betreibe das Ganze mit einer gewissen german efficiency.

Ein Ire hat mal folgendes zu mir gesagt:
You know why you’re so good? Because you’re not irish!

Donnerstag, 21. Januar 2010

Busking II

Zwischendurch ging ich fuer ein paar Monate in die USA. Ein Tripp wie ein Roadmovie: ich tingelte kreuz und quer durch das Land auf der Suche nach Abenteuern. Wurde auch nicht enttaeuscht. Alleine darueber koennte man ein Buch schreiben. Noch heute bereue ich, dass ich nicht laenger geblieben bin. Vielleicht fuer den Rest meines Lebens? Die Chance hatte ich und habe sie nicht genutzt!

Ab ung. 1992 spielte ich dann Strassenmusik fulltime. Kein Gitarrenunterricht mehr. Ein paar Jahre vorher viel die Berliner Mauer. Wo vorher Suedamerikaner spielten, tauchten ploetzlich Polen, Russen und Tschechoslowaken auf! Die Jungs waren bestens organisiert und nach und nach gingen die guten Plaetze verloren. Irgendwann hoerte man nur noch Kalinka und Blasmusik aus Boehmen und Maehren! Ich versuchte so gut wie moeglich ueber die Runden zu kommen, was mir aber immer weniger gelang. Ich unterhielt mich mal mit einem Polizisten darueber. Er erzaehlte, dass die russische Mafia diese Leute in ganz Russland einsammelte. Man brachte sie mit Flugzeugen nach Moskau und von dort mit Bussen in den Westen. Tagsueber spielten sie sich die Finger wund und man nahm ihnen regelmaessig das bischen verdiente Geld ab. Dafuer hatten sie Unterkunft, was zu essen, Taschengeld und vor allem: Vodka! Natuerlich waren diese Menschen in Deutschland besser dran als da, wo sie herkamen.


Kurz vor der Jahrtausendwende
war dann Schluss mit der Benutzung meines Verstaerkers in der Fussgaengerzone. War niemals erlaubt aber jetzt schauten die Ordnungshueter genauer hin. In Bad Homburg z.B. wurde es ziemlich eng fuer einen Strassenmusiker: man musste den Platz alle 15 Minuten wechseln! Als ob einem die Leute dann mit dem Geld hinterherlaufen!

Das Beste habe ich aber in Bad Orb erlebt: nachdem ich dort schon Wochen gespielt hatte, wurde ich eines schoenen Tages zum Herrn Krieger in’s Ordnungsamt bestellt. Der wollte meinen Reisegewerbeschein sehen. Natuerlich hatte ich keinen. Nicht weil ich keinen haben wollte, sondern weil ich keinen brauchte. Ich verkaufe keine Ware. Also brauche ich auch keinen Gewerbeschein. Der wollte aber nix davon hoeren und drohte mir, mich naechstes mal einzusperren! Ich mied Bad Orb fuer eine gewisse Zeit. Spaeter spielte ich wieder dort, musste aber 10 Euro zahlen.

Die Fussgaengerzone ist ein Freiraum, ein Ort der Komunikation, wo man sich trifft, sich miteinander austauscht und auch Musik spielt. Das ist die Grundregel. Deshalb kann man die Strassenmusik auch nicht verbieten. Doch jede Stadt stellt ihre Sonderregeln auf, die wiederum ueberall anders ausfallen und einem Busker das Leben schwer machen. Nach einer gewissen Zeit weiss man wo Strassenmusiker nicht so gerne gesehen werden. Herr Krieger aus Bad Orb hatte sich da einen Orden verdient.

Das Leben eines Buskers ist voller Hoehen und Tiefen ... und Ueberraschungen. Es gab schon Schlaegereien, ich wurde von einem anderen Busker mit der Waffe bedroht, mein Hund wurde angefahren, ich hab mein Auto zu Schrott gefahren, habe mich mit Polizisten, Starfzettelverteilern und Sicherheitsbeamten gefetzt, habe an Orten gespielt, wo vorher noch niemand gespielt hatte (Raumschiff Enterprise ... ich weiss). Man hat versucht mir mitten im Winter in Frankfurt auf der Bergerstrasse aus dem obersten Stock eines Wohnhauses einen Eimer Wasser ueberzugiessen! Ging dann aber gluecklicherweise wegen dem Wind ein paar Meter daneben. Ich habe die verruecktesten Leute getroffen. Freunde gefunden und wieder verloren.

Es war immer spannend und um es mal mit Edith Piafs Worten zu sagen: Non, je ne regrette rien ... oder nur wenig.

Warum Irland und wie geht's weiter?

Um Ninas Frage zu beantworten muss ich ein wenig mehr ausholen. Der Grund warum ich nach Irland gekommen bin ist alleine wegen der Musik. Nicht wegen der irischen Musik oder weil ich ein Fan davon waere, sondern wegen der Moeglichkeit Strassenmusik zu spielen und in Pubs aufzutreten.

Dass ich nach Irland gekommen bin war ein absoluter Zufall und nicht geplant: an einem Wochenende, als ich auf der Frankfurter Landstrasse verspaetet zu einem Auftritt fuhr und dabei etwas zu sehr auf's Gaspedal trat, wurde ich geblitzt! Bei 90km/h musste ich dann einen Monat meinen Lappen abgeben. Was tun? Ich hatte die Moeglichkeit mir entweder einen Chauffeur zu suchen oder daheim rumzuhaengen. Wegen der Finanzen war die Sache mit dem Chauffeur schnell vom Tisch und daheim rumhaengen auch. Also kam mir die Idee mit Rucksack und Gitarre nach Irland zu gehen. Lange Rede, kurzer Sinn: Here we are!

Die ersten Jahre in Irland waren voller Euphorie aber auch hart: meine Familie war in Deutschland und ich war hier. Ein staendiges auf und ab, kommen und gehen, weinen und lachen, Einsamkeit, dass ich Bauchschmerzen von bekam. Nach zwei Jahren schafften meine Frau und meine Tochter den Sprung.

Jetzt bin ich 5 Jahre hier und habe langsam aber sicher die Nase voll. Wir ueberlegen uns jetzt so langsam nach Portugal oder Spanien auszuwandern. Das wird zwar nicht so schnell gehen aber alt werden wir hier auf keinen Fall.

So einiges ueber das wie und warum kann man auch hier nachlesen:
http://www.irlandforum.de/weg-von-hier-t20752.html

Busking

... nennt man in Irland Strassenmusik. Ich buske schon seit fast 30 Jahren. Angefangen habe ich damit waehrend meiner Studienzeit. Ich war damals auf dem Hochs Konservatorium in Frankfurt als ich eines Tages ueber die gerade fertiggestellte Zeil lief und Gitarrenmusik hoerte. Ich weiss noch, es war Winter, bitterkalt und ein wunderschoener Tag. Dort sah ich also diesen Typ auf einem kleinen, batteriebetriebenen Verstaerker sitzen und klassische Gitarre spielen. Er spielte genau die gleichen Stuecke von Bach und Villa-Lobos, die ich gerade auf dem Konservatorium lernte. Ich war total gefangen und fragte mich: Wie kann denn jemand bei so einer Eiseskaelte virtuose Gitarrenmusik spielen?!

Bald kaufte ich mir auch einen kleinen Amp (Fender Sidekick, 10W), nahm meine Lowden-Gitarre und ging auf die Zeil. So begann meine Kariere als Strassenmusiker. Ned (so hiess der andere Gitarrist) und ich waren die Einzigen, die damals dort spielten. Wir teilten uns die Zeil.

Ned und seine Frau Helena erzaehlten, sie kaemen aus Kanada. In Wirklichkeit kamen sie aus Makedonien. Sein richtiger Name war Nenad (was fuer ein Zufall :o) und beide wollten mich erstmal richtig kennenlernen bevor sie mir ihre wahre Herkunft verrieten. Eines sollte man naemlich wissen: mit uns Jugoslawen ist nicht immer gut Kirschen essen und man muss vorsichtig sein mit wem man es da zu tun hat! Ned und Helena zogen schon seit einigen Jahren durch die Weltgeschichte. Dabei trugen sie ihr ganzes Hab und Gut bei sich: drei Gitarren, Video-Rekorder, Schallplatten und Klamotten. Sie hielten sich illegal in Deutschland auf und lebten in einer kleinen Wohnung in Offenbach. Hinzu kam noch Bob, ein Rumaene und ehemaliger Musiker, der jahrelang auf Schiffen in einer Jazzband Schlagzeug spielte. Er kreuzte ueber die Weltmeere bis zu dem Tag als sein Schiff wegen Reparaturarbeiten in Rotterdamm einlaufen musste und er arbeitslos wurde. Seitdem lebte und arbeitete er in einem Hotel in Offenbach. Soweit mir bekannt, ist er heute noch dort.

Wir waren eine Clique und es war die schoenste Zeit waehrend meinem Studium. Nach ungefaehr zwei Jahren zogen Ned und Helena nach Amsterdam. Bob und ich kamen einmal zu Besuch. Kurz davor brach jemand in ihre Wohnung ein und klaute Ned's suendhaft teure Jazzgitarre, eine Gibson L-5. Kostenpunkt: 8.000$!!! Helena erzaehlte, Ned haette danach einen Monat Tag und Nacht gespielt, um sich wieder eine neue L-5 kaufen zu koennen! Er war ein ausgezeichneter Gitarrist und Musiker, spielte hervorragend Klassik und noch besser Jazz! Wir haben uns dann irgendwann aus den Augen verloren und ich habe die Beiden nie wieder gesehen. Wenn ich etwas von Ned und Helena gelernt habe: Live your dreams!

Nach insgesammt fuenf Jahren brach ich mein Musikstudium ab. Ich langweilte mich an der Uni zu tode. Jeden Tag schaute ich bei den Vorlesungen aus dem Fenster und dachte, ich sitze hier und draussen zieht das Leben vorbei. Ich konnte es kaum erwarten wieder auf die Zeil zu kommen! Einmal kam sogar meine damalige Gesangslehrerin mit, um sich das ganze mal anzusehen. Wir fuhren beide mit der Ubahn von Bockenheim zur Hauptwache: ich mit meinem Krempel und sie in ihrem suendhaft teurem Nerz. Oben auf der Zeil stand sie dann mir gegenueber und klatschte begeistert Beifall. Sie war eine wunderbare Frau! Gott segne sie.

Ich weiss nicht wie lange das mit der Zeil so weiterging. Irgendwann wurde es mir zu hektisch und zu voll! Ich kaufte mein erstes Auto und begann kleinere Staedte zu erkunden. Kleinere Fussgaengerzonen. Nach ein paar Jahren hatte ich dann ung. 15 Staedte in einem Radius von ca. 80-100km um Hanau. Es gab so eine Art Zwei-Wochen-Rhytmus, d.h. alle 14 Tage spielte ich in der gleichen Stadt. Ausserdem gab ich noch Gitarrenunterricht.

Dienstag, 19. Januar 2010

Bleib gesund II

Ach ja: selbst Krankenhauskosten muss man manchmal selber tragen. Naemlich dann, wenn man wegen einem Notfall eingeliefert wird. Kostet in der Regel 60 Euro.

Ich hatte Behandlungen beim Chiropraktiker. In meinem Versicherungsvertrag steht, dass ein Teil der Kosten uebernommen wird. Ok, dachte ich mir, wenigstens etwas. Am Jahresende, nachdem ich 800 Euro Vorkasse geleistet hatte, schickte ich die Rechnung an meine KV. Eine Woche spaeter bekam ich die Antwort. Der Antrag wurde abgelehnt mit der Begruendung, ich haette zuviel aus der eigenen Tasche bezahlt. Das ist jetzt kein Witz, sondern die Wahrheit: ich wurde dafuer bestraft, dass ich zuviel bezahlt habe!

Bei alldem fragt man sich, was ist denn ueberhaupt noch der Sinn einer solchen Krankenversicherung?! Ich bezahle 130 Euro im Monat. Damit ist die ganze Familie abgesichert. Aber genauso koennte ich das Geld in's Klo werfen!

Wer mal den Film "Sicko" von Michael Moore gesehen hat, kann sich ungefaehr ein Bild machen. Die Zustaende hier sind zwar noch nicht so schlimm wie in den USA, gehen aber schon in die Richtung!

Uebrigens hat die Notaufnahme hier in Ennis auch nur eine begrenzte Oeffnungszeit. Ausserhalb dieser Zeit wird man nach Limerick gefahren. Das sind 40km. Auf dem Weg dorthin hat man wenigstens Zeit zu beten, dass man auch lebend ankommt ... sofern man bei Bewustsein ist.

Irland ist so schoen ...

Montag, 18. Januar 2010

Bleib gesund

... ist in Irland die Devise! Wenn nicht, ist man aufgeschmissen! Es geht noch bei kleineren Wehwechen, sollte man jedoch ernsthaft krank werden, hat man ein riesen Problem.

Irlands Gesundheitssystem ist ein schlechter Witz. Man koennte sogar sagen: es gibt garkeins. Meldungen ueber Stellenstreichungen in Krankenhaeusern, fehlende Betten, mangelnde Hygiene, unqualifiziertes Personal etc. sind Nachrichtenalltag. Neurdings will man sogar den Zugang der Patienten in die Krankenhaeuser reduzieren. Natuerlich liegt es mal wieder am fehlenden Geld.

Das muss man sich mal vorstellen: dieses Land wurde in den letzten 20 Jahren von der EU gesponsert. Auslaendische Firmen haben hier investiert.

Was ist daraus geworden? Was hat sich veraendert?

Einfache Antwort: nicht viel, ausser das alles sehr viel teurer wurde und einige sehr viel reicher geworden sind, nachdem sie sich dieses Geld unter den Nagel gerissen haben! Der Geldfluss aus der EU versiegte und Investoren investieren jetzt woanders. Der Traum vom immerwaerenden Wohlstand ist geplatzt und geblieben ist ein unvollendetes Projekt. So wie ein Rohbau, an dem nicht mehr weitergebaut wird.

Ich will jetzt auch garnicht weiter darueber fabulieren. Es wurde und wird nach wie vor viel davon in den Medien berichtet. Vielmehr will ich einfach mal erzaehlen, wie es uns kleinen Leuten so geht.

Hat man eine Krankenversicherung bedeutet das im Grunde genommen, dass man nur versichert ist wenn man in's Krankenhaus geht. Natuerlich kann man auch eine Versicherung abschliessen die alles abdeckt, nur das koennen sich die wenigsten leisten. Also ist man im Krasnkenhausfall versichert, den Hausarzt und Zahnarzt muss man aus der eigenen Tasche zahlen.

Je nachdem kostet das beim ersten Praxisbesuch zwischen 80 bis 180 Euro und danach 40 bis 65 Euro fuer jeden weiteren. Das gilt mehr oder weniger fuer Haus- und Zahnarzt.

Es gibt die Moeglichkeit die Medical-Card zu beantragen. Das ist so eine Art Sozialunterstuetzung, wo der Staat die Arztkosten uebernimmt. Die bekommt man aber nur, wenn man nachweisen kann, dass man auch wirklich beduerftig ist. Die Medical-Card ist nur ein halbes Jahr gueltig. Danach muss man wieder zum Healthboard, um eine neue zu beantragen. Das Healthboard ist das Gesundheitsamt und hier in Ennis eine relativ kleine Institution. Der oder die Sachbearbeiter/in fuer die Medical-Card kommt nur einmal die Woche: Mittwochs von 11.00 - 13.00 Uhr. So kommt es nicht selten vor, dass die Leute bis hinaus auf die Strasse Schlange stehen. Bei ung. 30.000 Einwohnern kann man sich ja vorstellen, wie es dort zugeht. Viele, die wirklich beduerftig sind, gehen erst garnicht da hin und manchmal hat man den Eindruck, dass die Behoerde genau das beabsichtigt! Antraege per Post schicken ist nicht drin.

Sollte man in den Genuss einer Medical-Card kommen, so ist das keine Garantie fuer eine Behandlung, da gerade Zahnaerzte sie oft nicht akzeptieren. Kommt auch auf die Behandlung an.

Die Qualitaet bzw. das Know-How der Aerzte ist auch so eine Sache. Einer von fuenf hier in Ennis ist gut. Den Rest kann man sich sparen. Ella geht zu einer deutschen Frauenaerztin nach Limerick. Eine Strecke von hin und zurueck 90km. Die Erstbesuch kostete 180 Euro. Jeder weitere 45 Euro.

Das "Lustige" an der ganzen Sache: Jahrelang haben wir in Deutschland in das Gesundheitssysem eigezahlt, obwohl wir es relativ wenig in Anspruch genommen haben. Man war jung und gesund. Jetzt, wo man aelter wird und die Zirpelein zum Alltag gehoeren, lebt man in einem Land, wo man sich den normalen Arztbesuch nicht leisten kann!

Ein weiterer Grund hier wieder zu verschwinden ...

Sonntag, 17. Januar 2010

Ruhestoerung

Gerade wird in einem Forum ueber Ruhestoerung in Irland diskutiert. Was macht man als Betroffener?

In Deutschland ruft man die Polizei. Die kommen dann auch meistens und oft ist die Sache damit erledigt. In Irland ruft man die Garda und die kommen meistens nicht. Warum? Keine Ahnung! Entweder ist die Polizei hier unterbesetzt oder sie hat gerade was besseres zu tun oder sie kuemmert sich einfach nicht drum. Traurige Tatsache: man ist eben oft auf sich allein gestellt.

Was macht man in so einem Fall?

Es gibt mehrere Moeglichkeiten:

1. Man zieht um oder zieht von vorneherein in eine Gegend wo's ruhiger ist
2. Man wendet sich an den Vermieter. In einem Appartement-Block kuemmert sich das Management darum indem sie eine Security-Firma beauftragt.
3. Man geht zur Garda-Station (wenn's sein muss auch mitten in der Nacht) und geht denen solange auf den Sack, bis sie was unternehmen
4. Man spricht mit dem obersten Garda Inspektor persoenlich. In meinem Fall hat das Wunder gewirkt!
5. Man schliesst sich mit den Nachbarn zusammen und rueckt dem Unruhestifter gemeinsam auf die Pelle.

Last but not least: man wendet die Mafia-Methode an, d.h. man beauftragt jemanden, der sich der Sache annimmt oder man macht es selbst. Das sollte jedoch nur als allerletzte Option in Erwaegung gezogen werden, naemlich dann wenn die o.g. fuenf Methoden nicht funktionieren. Doch hier ist Vorsicht geboten: diese Methode ist nicht nur illegal, sondern auch gefaehrlich! Eine genaue Planung zur Umsetzung ist daher dringend erforderlich. Ein wichtiger Faktor ist, dass man erstmal weiss, mit wem man es da ueberhaupt zu tun hat. Es gibt genug Verrueckte da draussen, mit denen nicht zu spassen ist. Diese sind jedoch der Polizei meistens schon bekannt und damit deren Sache. Bei "normalen" Leuten helfen oft die simpelsten Methoden. Beispiel:

Eine deutsche Bekannte hatte rumaenische Nachbarn, die Tag und Nacht Randale veranstalteten.
Nachdem sie versuchte im gegenseitigen Gespraech die Sache zu regeln und auch mehrere Anrufe bei der Garda nichts brachten, wendete sie sich an ihren Freundeskreis. Kurzerhand beschloss eine deutsche Familie (Vater, Mutter und Sohn) zu handeln: sie zogen ihre Fussball-Trikots an (Bayern Muenchen), nahmen die deutsche Fahne, fuhren zum rumaenischen Haus, parkten dort, stiegen aus und liessen deutsche Musik laufen. So blieben sie ung. eine Stunde stehen und starrten mit finsteren Blicken zu den Rumaenen, die sich eingeschuechtert in ihr Haus verkrochen. Seitdem gab es auch keine Randale mehr.

Manchmal muss man eben einfach mal seine Fantasie spielen lassen ...

Samstag, 16. Januar 2010

November, Januar und Februar

... sind die schlimmsten Monate in Irland! Wer sich's leisten kann macht in dieser Zeit einfach die Flatter.

November: Wetter ist scheisse, niemand geht weg, keiner hat Geld, alle sparen fuer Weihnachten.
Januar und Februar: Nach Sylvester tote Hose, die Leute haben noch weniger Geld, Wetter ist wieder scheisse, alle sind frustriert.

Eigentlich koennte man den Dezember noch mit dazunehmen, um dem Weihnachtswahnsinn zu entgehen. Sylvester in Irland ist sowieso ein Lacher.

Freitag, 15. Januar 2010

NCT



Gestern war ich beim NCT (irisch
er TÜV). Mein Nissan XTrail ist jetzt vier Jahre alt und muss nach irischen Bestimmungen auf den Pruefstand. Hatte keinerlei Bedenken deswegen. Das Auto ist top in Schuss. Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es mein Auto zu pflegen: regelmaessige Inspektionen und Oelwechsel sind Pflicht. Es gibt nix schlimmeres als morgens einzusteigen, den Schluessel umzudrehen und es passiert nichts! Oder vollbeladen zu einem Gig fahren und mitten in der Pampa wegen einer Panne stehenzubleiben! Alles schon passiert ...

Der XTRail ist von der Anschaffung und Unterhaltung das teuerste Auto das ich jemals hatte. Vor zwei Jahren hatte ich mir bei Sheils in Ennis einen gebrauchten Ford Focus gekauft: 150.000 km, sehr geraeumig und gut in Schuss. Trotzdem war ich nicht zufrieden. Bei den irischen Strassenverhaeltnissen haette das Auto nach ein zwei Jahren genauso ausgesehen wie mein von Deutschland ueberfuehrter Passat: total zerlegt! Also musste etwas robusteres her. Wenn es ein europaeisches Land gibt wo SUV's eine Daseinsberechtigung haben, so ist es Irland. Nirgendwo sonst sind die Strassen schlimmer als hier!

Der XTrail vereinigt alles was mein Herz begehrt: er ist robust, geraeumig, schnell und fuer ein SUV relativ klein. Der 115PS starke Diesel verbraucht 10 Liter bei 100 km/h. Er hat mich bis jetzt noch nie im Stich gelassen. Was will man mehr?

Dienstag, 12. Januar 2010

Karaoke



Gestern Abend wurde die Weihnachtsfeier im Rowan-Tree-Hostel nachgeholt. Ella hatte die Idee einen Karaoke Abend daraus zu machen. Anfaenglich war ich nicht so begeistert, da ich meinen Karaoke Krempel erstmal wieder zusammensuchen musste. Doch letztendlich war es eine gute Entscheidung und der Abend war ein voller Erfolg!

Ungefaehr 30 Gaeste waren anwesend, alles Mitarbeiter des Hostels/Restaurants. Es gab genuegend zu essen und zu trinken, die Stimmung war gut. Nachdem die Geschenke verteilt wurden ging's los. Am Anfang traute sich niemand so recht, doch dann kamen nach und nach die Leute und am Ende wollten sie garnicht mehr aufhoeren. Das Besondere: man stelle sich einen Karaoke Abend mit gut angetrunkenen Iren, Russen, Ungarn, Franzosen, Deutschen, Polen, Slovaken und Argentiniern vor! Will jetzt nicht in's Detail gehen und sage deshalb nur: lustig war's!

In Deutschland haben wir oft Karaoke in Irisch Pubs veranstaltet. Als ich dann nach Irland kam dachte ich, dass es hier bestimmt supergut laufen wuerde. Doch im Gegensatz zu den Englaendern sind die Iren nicht so Karaoke begeistert. Warum? Weil sie sich in der Oeffentlichkeit nicht vor allen Leuten blamieren wollen! Auf privaten Veranstaltungen koennte es ganz gut laufen (so wie gestern), doch in Pubs ist das kein Thema. In Dublin soll es jedoch Pubs geben die es anbieten: dort kann man sich in kleinen Gruppen in Kabinen zurueckziehen und loslegen.

Wer haette gedacht, dass die Iren da so scheu sind!

Wenn ich mir aber auf der anderen Seite vorstelle wie es abgehen wuerde wenn sich trauen wuerden! So eine Karaoke Veranstaltung in einem Pub koennte dann sehr schnell im absoluten Chaos enden!

Von daher bin ich ganz froh,. dass es so ist wie es ist ...

Sonntag, 10. Januar 2010

Irish Pub IV



Auftreten im Pub ist nicht immer nur scheisse. Gottseidank! Ich habe auch sehr viele gute und vor allem ereignisreiche Gigs gespielt. In Deutschland ist es schon so, dass das Irish-Pub-Publikum ein gewisses Mass an Interesse mitbringt. Wo kann man denn sonst einen gemuetlichen Abend mit einem pint Guinness und live-Musik verbringen? Jedesmal wenn ich dort gespielt habe, versuchte ich Stimmung zu machen. Meistens hat es auch geklappt. Komischerweise dachte ich immer, dass die Leute keine Lust haetten und man sie deshalb irgendwie animieren muesste. Verglichen mit dem irischen Publikum ist das deutsche aber um einiges besser. Wer haette das gedacht?

Bevor ich nach Irland gegangen bin habe ich Storys von Leuten gehoert, die schon da waren: Du musst unbedingt dorthin, das ist das Mekka fuer Musiker. Was Musik angeht, sind die Menschen dort ganz anders als wir Deutschen, die schaetzen das viel mehr. Fuer die ist Musik Leben ... usw.

Ich frage mich: Was ist daraus geworden?!

Ich denke, es ist der Wohlstand, der nicht nur das Leben, sondern auch die Pub-Kultur der Iren veraendert hat. And the grass is not always greener on the other side ... auch wenn es Irland ist!

Was sich nicht veraendert hat ist der Alkoholkonsum! Genauso der Sportwahn.

Werde nie vergessen, wie ich an einem Sonntag Nachmittag in der “Library Bar” gespielt habe. Zuerst war ueberhaupt nix los. Alle waren beim oertlichen Hurlingmatch. Danach kamen jedoch die Fans beider Mannschaften. Innerhalb weniger Minuten ging es von 0 auf 100! Vor mir stand eine junge Dame, die nach einem Song fragen wollte. Sie machte gerade den Mund auf als die Schlaegerei losging und flog quer ueber mich drueber hinten in die Ecke! Nur ihre hochhackigen Schuhe blieben vor mir stehen! In solchen Momenten wuenscht man sich als Musiker in einem Kaefig zu spielen ... so wie die Blues Brothers “We play everything: Country and Western ... you know!”

Oder mein Bekannter “Martin from Ireland”, dem ein paar Jungs bei einem Auftritt die komplette Anlage regelrecht niedergerissen haben, weil ihnen sein Gesicht nicht gefiel! Danach packte Martha einfach ein und fuhr nach hause.

Kevin, ein anderer Musiker-Kollege und Freund, spielte jahrelang jeden Samstag Abend im “Cruises”. Versoff seine halbe Gage mit Jameson-Whiskey und lebte so seinen Traum vom “Rock’n Roll”. Heute lebt Kevin in Frankreich und rockt die Franzosen.

Jeder hat so seinen Traum. Ich lebe meinen schon seit ueber dreissig Jahren, als ich zum ersten mal die Gitarre in die Hand genommen habe. In dieser Beziehung hat sich nicht viel bei mir geaendert. Bin genauso bekloppt wie damals, nur etwas zynischer. Werde auch weiterhin in Pubs spielen. Wo sonst?

Samstag, 9. Januar 2010

Irish Pub III

Als ich vor fuenf Jahren nach Irland kam, hatte ich meinen ersten Gig in einem Pub in Wexford. Ich tingelte damals mit Rucksack und Gitarre durch die Gegend und an einem Samstag Nachmittag machte ich Strassenmusik genau gegenueber besagtem Pub. Die Leute kamen raus und luden mich ein am Abend zu spielen. Es war eines der schoensten Erlebnisse und ich dachte mir: Das ist also die vielgeruehmte, irische Gastfreundschaft!

Spaeter in Ennis sass ich eines Abends in der “Diamond Bar” wo gerade drei Musiker spielten. Ich kann mich noch an deren versteinerte Gesichter erinnern und dachte mir: Mein Gott Jungs, was ist denn euch ueber die Leber gelaufen?! Den ersten, richtigen Auftritt hatte ich dann in den “Barge Rooms”. Ich weiss noch, dass ich versuchte das Ganze so aufzuziehen wie in Deutschland: ich wollte die Leute zum mitmachen/mitsingen animieren. Doch keine Chance, niemand kuemmerte sich drum! Schnell wurde mir klar, dass es hier so nicht laeuft. Mir vielen die drei Musiker in der “Diamonds Bar” wieder ein und da wusste ich, warum die so einen zerknirschten Eindruck gemacht haben.

Die Regel ist ganz einfach: Man spielt in einem Pub und es interessiert kein Schwein!

Das soll frueher aber anders gewesen sein. Gerade neulich unterhielt ich mich darueber mit einem Bar-Manager, der schon seit ueber 20 Jahren in dem Business arbeitet. Er erzaehlte, schuld an der heutigen Misere waeren unter anderem auch die Musiker. In Zeiten als der Celtic-Tiger boomte, schossen Pubs an jeder Ecke wie Pilze aus dem Boden. Musiker hatten damals nicht nur zwei Gigs an WE, sondern oft zwei Gigs an einem Tag! So kam es nicht selten vor, dass ein und die gleiche Band zehn Auftritte uber die ganze Stadt in einem Monat spielte. Mehrere Bands teilten sich den Kuchen und es kamen neue Bands und Musiker hinzu, die ebenfalls ein Stueck davon abhaben wollten.

Doch dieses Musiker Paradies hatte auch Nachteile. Wenn viel Geld im Spiel ist, leidet die Qualitaet. Jeder Depp war ploetzlich Musiker! Das Ergebnis kann man sich vorstellen: die Darbietungen wurden immer schlechter. Ueber Jahre hinweg mutierte live-Musik zum Klischee ... gerade auch im irish-trad Bereich. Dass heute immer noch live-Musik angeboten wird, ist diesem Klischee zu verdanken. Die Touristen fahren nach wie vor voll drauf ab ... die Einheimischen eher weniger.

Trotzdem kann man auch heute noch viel Geld damit verdienen. Regelmaessige Auftritte bringen 1000 – 1500 Euro im Monat ... Schmerzensgeld!

Was wird denn so gespielt, mag sich jetzt mancheiner fragen.

In der Regel kommt man am besten klar, wenn das Repertoire folgendermassen aussieht:

50% irische Songs (davon eine Haelfte Rebell- und die andere Haelfte Christy Moore-Songs), 30% Country (Johnny Cash, Kenny Rogers etc.) und der Rest middle-of-the-road-stuff wie Bruce Springsteen, Neil Young, Beatles usw. Am besten, man schreibt sich jedesmal die Titel, die vom Publikum verlangt werden auf.

Das ist jedoch nicht zwingend so. Jeder kann sein Programm gestalten wie er moechte. Manchmal ist es auch gut, wenn man aus dem Rahmen faellt. Ich z.B. spiele zu 95% middle-of-the-road-stuff, 5% Country und garkeine irischen Songs. Warum? Weil mir die irischen Songs nicht gefallen ... oder wie sagt man hier: It’s not my cup of tea! Bisher bin ich deswegen nicht besser oder schlechter gefahren wie alle anderen. Mein Motto ist ganz einfach: ich spiele nur Songs, die ich mag. Natuerlich muss man hier und da Kompromisse machen aber wenn man nur das spielt, was die Leute hoeren wollen ist man kein Musiker, sondern eine Musikbox ... und da hoert der Spass bei mir auf.

Ich trete als One-Man-Band auf, d.h. ich spiele akustische- und e-Gitarre mit Drummachine und Backingtracks. Am Anfang gruendete ich eine Band, die sich jedoch nach einem Jahr wieder aufloeste. Danach spielten wir im Duo oder Trio. Heute spiele ich nur noch alleine. Abgesehen davon, dass Musiker hierzulande noch unzuverlaessiger sind als in Deutschland, lohnt es sich nicht mehr in einer Band zu spielen. Warum auch, wenn ich alleine mit weniger Aufwand mehr Geld verdienen kann?

Mittwoch, 6. Januar 2010

Irish Pub II

Bei alldem spielt die Musik bzw. live-Musik eine relativ untergeordnete Rolle.

Jetzt wird der eingefleischte Irlandkenner aufschreien: "ist doch ueberhaupt nicht wahr, es wird immer noch live-Musik in den Pubs gespielt und die Leute wollen das!"

Das stimmt, nur was die Leute wollen und was der Musiker will sind manchmal zwei voellig unterschiedliche paar Schuhe. Ich kenne einige Musiker, die vollkommen happy damit sind, jedes WE im gleichen Pub zu spielen, immerwieder die gleiche Nummer. Ich kenne aber auch welche, die haben ganz damit aufgehoert. Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen ist, dass die erstere Musik nur des Geldes wegen spielt, waehrend die zweite die Musik progressiver betreibt, versucht sich zu verbessern und voranzukommen. Das Problem der zweiten Gruppe ist, dass es eben sogut wie niemanden interessiert!

Dann gibt es noch eine dritte Gruppe, die relativ selten zu finden ist: die Profis! Das sind diejenigen, die Musik ernsthaft betreiben und damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Hier findet ein staendiger Balanceakt statt zwischen Pflicht und Kuer, also zwischen dem was man nicht so gerne spielt und dem was man liebt.

Ich will nicht darueber urteilen welche von den drei Gruppen die besseren Musiker sind oder was generell besser ist ... jeder hat das fuer sich selbst zu entscheiden. Wenn ich Strassenmusik mache, weil ich der Meinung bin es waere das Gelbe vom Ei, so ist das meine Sache. Deshalb bin ich nicht besser oder schlechter. Fuer jemand anderen ist das vielleicht der Alptraum, fuer mich schon seit 25 Jahren Alltag!

An anderer Stelle habe ich schon mal beschrieben wie so ein Gig in einem Pub aussieht:

In der Regel finden die Auftritte an WE statt, also Fr und Sa, beginnen so um 22.00Uhr und enden um 0.30Uhr. Je nach Art und Groesse des Pubs hat man einen guten bzw. schlechten Platz, wo man spielt. Meistens sind die Raeumlichkeiten gut, vor allem bei music-pubs, wo oft eine kleine Buehne steht. Wenn man Pech hat steht man irgendwo in der Ecke auf dem Weg zum Klo.

Seit ung. drei Jahren laufen die Gigs ziemlich aetzend. Die Leute feiern sich selbst, d.h. sie sind die Stars, sie stehen im Mittelpunkt. Als Musiker steht man da auf verlorenem Posten: kein Applaus, kein Mitsingen, keine Resonanz. Mitlerweile ist es schon so, dass ich ueberhaupt nichts mehr ansage oder mich vorstelle. Ich komme, zieh mein Ding durch und gehe wieder. Kein Hallo, kein Aufwiedersehen. Oft denke ich mir “Ihr koennt’ mich mal”. Hoert sich vielleicht schraeg an aber ich habe das Gefuehl, dass diese Meute uns Musiker hasst. Nirgendwo sonst habe ich sowas erlebt!

Auch ist es voellig wurscht wie gut man spielt. Das ist ueberhaupt keine Garantie! Ich hatte Gigs, wo regelmaessig die Post abging. Nach ein paar Wochen wurde das Ganze eingestellt und es gab ueberhaupt keine live-Musik mehr. Ein halbes Jahr spaeter ging die ganze Chose wieder von vorne los ... nur ohne mich! Ich war draussen. Warum? Weil der Manager ausgewechselt wurde und der Neue seine eigenen Leute reingebracht hat ... egal wie gut oder schlecht die waren. In Ennis ist sowieso jeder mit jedem verwandt oder verschwaegert, man kuemmert sich schon umeinander.

Dienstag, 5. Januar 2010

Irish Pub I

Es gibt den drinking Pub, music Pub mit trad- und/oder moderner Musik, lokal Pub, tourist Pub und den Restaurant-Pub. Alle Pubs haben eines gemeinsam: in allererster Linie geht man dorthin um sich zu besaufen.

An Wochenenden koennte die Prioritatetenliste eines unverheirateten Durchschnittsiren im Alter zwischen 18 bis 30 im Pub auch folgendermassen aussehen:

1. Saufen
2. Sich darstellen
3. Saufen

4. Jemanden kennenlernen
5. Saufen
6. Komunikation
7. Saufen

8. Anbaggern
9. Noch mehr saufen
10. Sich feiern
11. Noch viel mehr saufen


Frauen tragen Kostueme, die mehr zeigen als dass sie verbergen und high-heels, in denen sie kaum laufen koennen. Maenner tragen koerperbetonte Hemden, Jeans und Turnschuhe. Bevor man in den Pub geht wird schon mal getankt, damit man locker ist und spaeter nicht mehr soviel ausgeben muss.

Ein typisches Szenario zwischen Mann und Frau sieht so aus: man lernt sich in einem Pub kennen, betrinkt sich, geht in's Hotel, verbringt eine Nacht zusammen. Man verabredet sich fuer's naechste WE und macht genau das Gleiche. Irgendwann wird sie schwanger, es wird geheiratet, eine Mortgage aufgenommen. Nach ungefaehr einem Jahr lernt man sich erst richtig kennen und stellt fest, dass man garnicht zusammenpasst. In der Zwischenzeit ist vielleicht schon das zweite Kind unterwegs, das Haus ist endlich eingerichtet, er hat ein Auto, sie auch. Trennung oder gar Scheidung sind kein Thema. So geht's immer weiter.

"Ist in Deutschland genauso!" koennte man jetzt sagen.

Ja, ausser dass dort die Scheidungs- und Abtreibungsrate sehr viel hoeher ist. Ausserdem wird nicht so einfach geheiratet. Mann baggert Frau an, um sie in's Bett zu kriegen und nicht um sie zu heiraten. Und vor allem: es wird auf keinem Fall soviel gesoffen!

Also ist es doch nicht so wie in Deutschland (hahaha)!

Fortsetzung folgt ...

Montag, 4. Januar 2010

Pub-Gigs storniert!

Heute erhielt ich einen Anruf von Ciaran, einem der Manager von J.P.Clarks in Bunratty, wo ich Sylvester gespielt habe. Genauer Wortlaut:

"Hey Ned, New-Years-Eve was shite!"
"Oh really, who told you that?"
"Ah ... you know, some customers. They were not happy!"
"Hmmm ... strange, because people told me it was good. They looked happy to me!"
"Well you know, some of the lads were complaining about you ..."
"Well, I can't make everybody happy and there will be always somebody complaining!"
"That's true!"
"So, what now?"
"Ned, I have to cancel all your gigs for next year!"

1000 Euro futsch!

Was mich an der ganzen Sache aergert ist die Tatsache, dass wegen ein paar dickheads mir der Hahn zugedreht wird ... einfach so. Natuerlich gab es auch Abende, da war es nicht so berauschend. Ein- oder zweimal hatte ich einen total beschissenen Sound und kam deswegen ueberhaupt nicht klar. Es gab aber auch Abende, da haben die Leute getanzt und waren total happy! Ist ganz normal.

Es wird jedoch immer schwieriger regelmaessige Auftritte zu ergattern. Vor nicht allzulanger Zeit war es normal, dass man zwei- oder drei Pubs hatte, wo man regelmaessig das ganze Jahr ueber an den WE gespielt hat. Jetzt ist es so, dass man zwei-, dreimal spielt und danach ist schluss mit lustig.

Auch habe ich das Gefuehl, dass lieber Iren genommen werden. So zum Beispiel in einem neu eroeffneten Pub hier in Ennis: da hab ich zwei mal gespielt. Danach ging's fuer zwei Wochen in Urlaub. Als ich wiederkam wurden meine Termine an eine irische Truppe vergeben!

Jetzt koennte man sagen ist doch klar, die Konkurenz schlaeft nicht, man muss immer am Ball bleiben etc. Stimmt ja auch ... und trotzdem habe ich das Gefuehl da steckt mehr dahinter!

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich eben nicht einer von denen bin, die sich einfach nur mit einer Klampfe hinstellen und Christie Moore, Rebell-Songs, "The Town I Loved So Well" usw. vorwaerts und rueckwaerts spielen. Da hab' ich naemlich ueberhaupt keinen Bock drauf! Dann lieber garnicht.

Ich glaub' ich muss mir ernsthaft eine Alternative ueberlegen. Der Pub-Business scheint sowieso mehr und mehr vor die Hunde zu gehen ...

Sonntag, 3. Januar 2010

Gestern und heute

Komme gerade von einem Spaziergang mit den Hunden. Habe nicht schlecht gestaunt: auf dem Sportplatz im Lees Road-Park trainierten die irischen Jungs in kurzen Hosen und Joppelchen Hurling. Es sind gefuehlte 0 Grad und der eiskalte Wind pfeift einem um die Ohren! Die Iren sind da echt schmerzfrei. Meine Theorie: wer einemal den Selbstversuch unternommen hat ein irish-breakfast zu sich zu nehmen, weiss wovon ich rede. Manchmal geht's gut, manchmal aber auch nicht ... je nach der aktuellen, koerperlichen Verfassung. Eins ist jedoch so gut wie immer der Fall: man kann danach erst mal mindestens zwei Tage lang nicht auf's Klo! Es ist ja nicht so, dass die Iren jeden Tag sowas fruehstuecken (das haellt wirklich kein normaler Mensch aus) aber die essen das oefter als wie wir Kontinentaleuropaer. Und nu' meine Theorie: dadurch, dass man garnicht oder nur sehr selten kackt, verbrennt der Koerper eben viel mehr. Irgendwie muss das Zeug ja wieder raus! Ausserdem kommt da noch der Alklohol mit in's Spiel. Beides zusammen ergibt eine hoch brennbare Mischung! Dadurch sind die Eingeborenen hier viel kaelteresistenter. Ist doch einleuchtend, oder?! Anders kann ich's mir nicht erklaeren ...

Ich dagegen habe mir gestern wieder mal den Arsch abgefroren ... mehr oder weniger fuer die Katz! In der Town ist im Moment ueberhaupt nix los ... nicht mal an einem Samstag! Die Leute sind noch ganz benebelt von Sylvester und verbringen die meiste Zeit zuhause im Bett. Bis ung. 11.30Uhr war sogut wie kein Mensch unterwegs. Ich stand da schon fast vier Stunden und sinnierte ueber Kaminfeuer, Gluehwein und Schlaf. Um 14.00Uhr packte ich zusammen, fuhr nach Hause und legte mich in's Bett. Am liebsten haette ich bis zum naechsten Tag durchgeschlafen und musste mich echt zwingen wieder aufzustehen.

Abends hat es doch tatsaechlich geregnet ... wenn auch nur ganz kurz. Der Regen gefror sofort und saemtliche Plaene auszugehen wurden auf Eis gelegt. Wir blieben zuhause und guckten in die Roehre: Desperate Houswifes ... die erste Staffel auf DVD. Einfach nur genial! Ich bin ja ein totaler Fan und habe mich tierisch drueber aufgeregt als bei der Fussball-WM (oder war es die EM?) die Folgen ausfielen! Wer braucht denn Fussball?!

Morgen geht's nach Limerick: ich muss ein Paket mit GLS verschicken und Ella braucht winterfeste Schuhe.

Freitag, 1. Januar 2010

Happy New Year!

Ein frohes neues Jahr! Ich hoffe, ihr habt gut gefeiert. Sylvester in Irland ist nicht so der Renner. Letzter Abend im J.P.Clarks war wie jeder andere: ein ganz normaler Gig mit dem Unterschied, dass auf dem Plasma-Screen Party-Uebertragungen aus der ganzen Welt gezeigt wurden. Die Leute starrten wie gebannt drauf und wunderten sich. Ella meinte, man haette doch zum gegebenen Anlass wenigstens ein paar Girlanden anbringen koennen. Passend zur fehlenden Deko war auch die Stimmung: das typische Sylvester-Feeling fehlte voellig! Deshalb einigten wir uns darauf, dass wir naechstes Jahr wonders feiern, z.B. in Berlin.

Wir feierten uebrigens auch unser Hochzeitsjubilaeum: vor genau 10 Jahren, am 1.1.2000 um 0.10Uhr haben Ella und ich geheiratet! Wir beide wundern uns wie schnell diese 10 Jahre vorueber gegangen sind!

Wettermaessig faengt das Jahr gut an: es herrscht Frost und strahlender Sonnenschein! Zwischen den Jahren habe ich ueberhaupt keine Strassenmucke gemacht, das Wetter war einfach zu schlecht. Morgen (so der Wettergott will) geht's wieder raus auf die Gass'. Ende Januar fliegen wir fuer vier Tage nach Portugal ... mein Weihnachtsgeschenk an Ella.

Der Komentar zum Jahresrueckblick faellt eher bescheiden aus. Unser taegliches Leben auf der Insel verlief relativ unspektakulaer. Ausser dass wir im November eine wunderschoene Zeit in der Algarve verbrachten, gab es keine besonderen Hoehepunkte. So wie ich gerade hier sitze und mir die Sonne durch das Fenster in's Gesicht strahlt, denke ich ueber meine guten Vorsaetze fuer's neue Jahr nach. Ich muss endlich mal meine CD fertig machen. Seit fuenf Jahren mache ich damit schon rum und manchmal habe ich das Gefuehl, der Zug waere da schon laengst abgefahren. Doch zwischendurch gebe ich mir immerwieder einen Ruck und gehe zurueck in's Studio, zumal das Ding ja schon fast fertig ist!

Was noch? Ich hoffe, dass wir gesund und munter bleiben, den Lotto-Jackpot knacken und hier endlich verschwinden koennen. Ab in den Sueden!