Auftreten im Pub ist nicht immer nur scheisse. Gottseidank! Ich habe auch sehr viele gute und vor allem ereignisreiche Gigs gespielt. In Deutschland ist es schon so, dass das Irish-Pub-Publikum ein gewisses Mass an Interesse mitbringt. Wo kann man denn sonst einen gemuetlichen Abend mit einem pint Guinness und live-Musik verbringen? Jedesmal wenn ich dort gespielt habe, versuchte ich Stimmung zu machen. Meistens hat es auch geklappt. Komischerweise dachte ich immer, dass die Leute keine Lust haetten und man sie deshalb irgendwie animieren muesste. Verglichen mit dem irischen Publikum ist das deutsche aber um einiges besser. Wer haette das gedacht?
Bevor ich nach Irland gegangen bin habe ich Storys von Leuten gehoert, die schon da waren: Du musst unbedingt dorthin, das ist das Mekka fuer Musiker. Was Musik angeht, sind die Menschen dort ganz anders als wir Deutschen, die schaetzen das viel mehr. Fuer die ist Musik Leben ... usw.
Ich frage mich: Was ist daraus geworden?!
Ich denke, es ist der Wohlstand, der nicht nur das Leben, sondern auch die Pub-Kultur der Iren veraendert hat. And the grass is not always greener on the other side ... auch wenn es Irland ist!
Was sich nicht veraendert hat ist der Alkoholkonsum! Genauso der Sportwahn.
Werde nie vergessen, wie ich an einem Sonntag Nachmittag in der “Library Bar” gespielt habe. Zuerst war ueberhaupt nix los. Alle waren beim oertlichen Hurlingmatch. Danach kamen jedoch die Fans beider Mannschaften. Innerhalb weniger Minuten ging es von 0 auf 100! Vor mir stand eine junge Dame, die nach einem Song fragen wollte. Sie machte gerade den Mund auf als die Schlaegerei losging und flog quer ueber mich drueber hinten in die Ecke! Nur ihre hochhackigen Schuhe blieben vor mir stehen! In solchen Momenten wuenscht man sich als Musiker in einem Kaefig zu spielen ... so wie die Blues Brothers “We play everything: Country and Western ... you know!”
Oder mein Bekannter “Martin from Ireland”, dem ein paar Jungs bei einem Auftritt die komplette Anlage regelrecht niedergerissen haben, weil ihnen sein Gesicht nicht gefiel! Danach packte Martha einfach ein und fuhr nach hause.
Kevin, ein anderer Musiker-Kollege und Freund, spielte jahrelang jeden Samstag Abend im “Cruises”. Versoff seine halbe Gage mit Jameson-Whiskey und lebte so seinen Traum vom “Rock’n Roll”. Heute lebt Kevin in Frankreich und rockt die Franzosen.
Jeder hat so seinen Traum. Ich lebe meinen schon seit ueber dreissig Jahren, als ich zum ersten mal die Gitarre in die Hand genommen habe. In dieser Beziehung hat sich nicht viel bei mir geaendert. Bin genauso bekloppt wie damals, nur etwas zynischer. Werde auch weiterhin in Pubs spielen. Wo sonst?
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