Mittwoch, 6. Januar 2010

Irish Pub II

Bei alldem spielt die Musik bzw. live-Musik eine relativ untergeordnete Rolle.

Jetzt wird der eingefleischte Irlandkenner aufschreien: "ist doch ueberhaupt nicht wahr, es wird immer noch live-Musik in den Pubs gespielt und die Leute wollen das!"

Das stimmt, nur was die Leute wollen und was der Musiker will sind manchmal zwei voellig unterschiedliche paar Schuhe. Ich kenne einige Musiker, die vollkommen happy damit sind, jedes WE im gleichen Pub zu spielen, immerwieder die gleiche Nummer. Ich kenne aber auch welche, die haben ganz damit aufgehoert. Der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen ist, dass die erstere Musik nur des Geldes wegen spielt, waehrend die zweite die Musik progressiver betreibt, versucht sich zu verbessern und voranzukommen. Das Problem der zweiten Gruppe ist, dass es eben sogut wie niemanden interessiert!

Dann gibt es noch eine dritte Gruppe, die relativ selten zu finden ist: die Profis! Das sind diejenigen, die Musik ernsthaft betreiben und damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Hier findet ein staendiger Balanceakt statt zwischen Pflicht und Kuer, also zwischen dem was man nicht so gerne spielt und dem was man liebt.

Ich will nicht darueber urteilen welche von den drei Gruppen die besseren Musiker sind oder was generell besser ist ... jeder hat das fuer sich selbst zu entscheiden. Wenn ich Strassenmusik mache, weil ich der Meinung bin es waere das Gelbe vom Ei, so ist das meine Sache. Deshalb bin ich nicht besser oder schlechter. Fuer jemand anderen ist das vielleicht der Alptraum, fuer mich schon seit 25 Jahren Alltag!

An anderer Stelle habe ich schon mal beschrieben wie so ein Gig in einem Pub aussieht:

In der Regel finden die Auftritte an WE statt, also Fr und Sa, beginnen so um 22.00Uhr und enden um 0.30Uhr. Je nach Art und Groesse des Pubs hat man einen guten bzw. schlechten Platz, wo man spielt. Meistens sind die Raeumlichkeiten gut, vor allem bei music-pubs, wo oft eine kleine Buehne steht. Wenn man Pech hat steht man irgendwo in der Ecke auf dem Weg zum Klo.

Seit ung. drei Jahren laufen die Gigs ziemlich aetzend. Die Leute feiern sich selbst, d.h. sie sind die Stars, sie stehen im Mittelpunkt. Als Musiker steht man da auf verlorenem Posten: kein Applaus, kein Mitsingen, keine Resonanz. Mitlerweile ist es schon so, dass ich ueberhaupt nichts mehr ansage oder mich vorstelle. Ich komme, zieh mein Ding durch und gehe wieder. Kein Hallo, kein Aufwiedersehen. Oft denke ich mir “Ihr koennt’ mich mal”. Hoert sich vielleicht schraeg an aber ich habe das Gefuehl, dass diese Meute uns Musiker hasst. Nirgendwo sonst habe ich sowas erlebt!

Auch ist es voellig wurscht wie gut man spielt. Das ist ueberhaupt keine Garantie! Ich hatte Gigs, wo regelmaessig die Post abging. Nach ein paar Wochen wurde das Ganze eingestellt und es gab ueberhaupt keine live-Musik mehr. Ein halbes Jahr spaeter ging die ganze Chose wieder von vorne los ... nur ohne mich! Ich war draussen. Warum? Weil der Manager ausgewechselt wurde und der Neue seine eigenen Leute reingebracht hat ... egal wie gut oder schlecht die waren. In Ennis ist sowieso jeder mit jedem verwandt oder verschwaegert, man kuemmert sich schon umeinander.

2 Kommentare:

  1. Wie bereits erwähnt: Der Auftraggeber erwartet ein Gesamtpaket, welches auch einen gutgelaunten, interaktiven Entertainer auf der Bühne beinhaltet.

    Ich habe schon gegen Eintritt vor 5 zahlenden Gästen gespielt - also finanziell gesehen eine Drauflege (Sprit/Zeit/Schlepperei).
    Trotzdem haben wir für die 5 genauso alles gegeben, als wäre der Saal rappelvoll ...

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  2. ... mach ich jeden Tag auf der Gass'.

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