Dienstag, 16. März 2010

Home sweet home



Nach diesem langen Winter (der noch nicht zu ende ist), dem Regen und der Flut im November 2009, der darauf folgenden Eiszeit und dem ungewoehnlich schoenen, sonnigen Wetter im Februar geht es jetzt anscheinend wieder zurueck zu business as usual: Regen! Die Wettervorhersage fuer diese Woche ist nicht gerade berauschend. Doch hey, ich will nicht undankbar sein: wir hatten wochenlang super Wetter! Also lasst uns hoffen, dass es nach dieser Regenwoche wieder schoen wird. Ausserdem herrscht ja in Deutschland momentan immer noch die Eiszeit: Schnee, Schnee und nochmal Schnee ... wohin man auch schaut! Also geht's uns hier in Irland wettermaessig garnicht mal so schlecht ... im Moment wenigstens.

Deutschland: Unsere lieben Freunde, die Andullis (Andi und Ulli) machen in baldiger Kuerze einen Abgang zurueck nach Deutschland. Es ist schon alles vorbereitet: Ulli hat dort einen neuen Job und eine Wohnung wurde auch schon angemietet. Andi organisiert den Umzug. Irgendwie beneide ich die beiden. Nicht weil sie wieder zurueck nach Deutschland gehen, sondern weil sie aus Irland weggehen.

Natuerlich haben Ella und ich schon darueber nachgedacht wie es wohl waere, wenn auch wir wieder zurueck in die alte Heimat gehen wuerden. Die Vorstellung ist nicht gerade berauschend. Fuer mich als Musiker gibt es dort nichts, aber auch wirklich garnichts zu holen! In Irland laeuft das pub-business zwar auch nicht mehr so gut wie frueher, bietet aber fuer einen local musician nach wie vor die Moeglichkeit live aufzutreten. Ausserdem ist die irische Mentalitaet allgemein pro-musikalisch gepraegt ... trotz der hier von mir schon beschrieben negativen Begleiterscheinungen.

Deutschland ist im Vergleich dazu eine musikalische Wuestenlandschaft. In Hanau z.B. gibt es z.Zt. 150 Bands. Wo ausser im Proberaum spielen denn all' diese Bands? Wo spielen denn so Leute wie ich? Im Hanauer Jazzkeller, auf dem Buergerfest, im Fruehschoppen des Olof Palme Hauses? Wieviele Irisch Pubs gibt es denn noch im Rhein-Main Gebiet und wie gut laufen die?
Ich mache mir da gar keine Illusionen. Sollte ich jemals wieder aus irgendeinem Grund nach Deutschland zuruek gehen muessen, werde ich wieder genau da landen, wo ich vorher war: im nirgendwo! Als normalsterblicher Musiker ist man dort ein nobody. Mit "normalsterblich" meine ich so jemanden wie mich, der einfach nur Gitarre spielt, dazu singt und versucht damit seine Broetchen zu verdienen ... und der vor allem auch schon auf seine 50 zugeht. Vergesst diesen ganzen DSDS Quatsch und vor allem vergesst den ganzen Hip-Hop Scheiss! In meinen Augen alles nur ein Abklatsch der amerikanischen und englischen Originale. Wo waere denn die neue deutsche Pop-Rock Szene gaebe es nicht solche Sponsoren wie VW oder die Telecom? Wo ist die deutsche, musikalische Identitaet geblieben? Haben wir ueberhaupt noch eine?

Doch ich will jetzt nicht darueber phillosophieren. Tatsache ist: trotz oder gerade wegen des grossen, kulturellen Angebotes ist Deutschland fuer einen "kleinen" Musiker ein Alptraum! Aehnlich verhaelt es sich im Rest Europas. Dagegen ist Irland ausnahmsweise mal ein Traumland ... ob man's glaubt oder nicht. Das ist es, was mich hier haelt. Und deshalb kann und muss ich den ganzen anderen Scheiss, der hier ablaeuft ertragen.

Also wenn wir irgendwann mal aus Irland weggehen sollten, dann auf jeden Fall nicht wieder zurueck nach Deutschland.

5 Kommentare:

  1. Ich denke Deutschland ist derzeit für jedermann ein Alptraum ... kein Platz für Individualisten und Exzentiker. Alles "Mainstream" ... und man(n) muss "etwas gescheites gelernt haben" ... sonst wird man schief angesehen.

    Wie sagt mein Schwiegervater immer ....

    Wer nix wird, wird Wirt. Wer garnix wird, wird Bahnhofswirt. Wem auch dieses nicht gelungen, der reiset in Versicherungen.

    Ob er mir damit etwas sagen will ?

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  2. Good point, Liam! Werde das Thema noch ein wenig vertiefen ...

    Was Dein Schwiegervater vielleicht sagen will ist, dass Du vielleicht einen Pub aufmachen solltest ... ;o)

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  3. Ein eigener Pub wäre mein Tod ... ich würde zwangsläufig zu meinem besten Kunden werden.

    Was meinen Schwiegervater betrifft, nun, "besser" als er kann man(n) es natürlich nicht machen.

    Man werde braver deutscher Beamter (Eisenbahn), bekomme wegen der lebensbedrohlichen Tätigkeit im Büro (ohne Kundenkontakt) mit knapp über 50 alle möglichen Zipperlein und lasse sich frühpensionieren ... natürlich zu einem Zeitpunkt, zu dem die Pensionsabschläge noch nicht so gravierend / drastisch waren als heute. (Was natürlich nicht davon abhalten darf, ständig und fortwährend zu klagen und zu heulen.)

    Das Thema sollten wir wirklich vertiefen ...

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  4. Mhhm ... ich stimme dir zum Teil zu.
    Ja, es gibt viele Musiker hier. Ja, die Pubs/Veranstaltungslokale zahlen schlecht. Ja, es gibt viel zu wenig Auftrittsmöglichkeiten. Aber man auch in Deutschland durchaus als low-level-'Profi'-Musiker seine Brötchen verdienen - nur ist das sehr mühselig, erfordert viel flexibilität und vielseitigkeit. Kollegen wie Robert Kohlmeyer, Dieter Plaue oder Michel Hofmann sind der Beweis. Aber die spielen dann in 3-5 Bands, geben Instrumentalunterricht und verbringen in der Woche garantiert mehr zeit mit Musik als ich mit meinem Job...und das bevorzugt Abends und/oder am Wochenende - nicht gerade familienfreundlich ...

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  5. Stell Dir vor in Deutschland gaebe es so eine Pub-Szene wie in Irland! Dann muessten die Jungs vielleicht nicht mehr in 3-5 Bands spielen und nur noch die Haelfte ihrer Zeit mit Musik verbringen. Unterrichten muessten sie aber trotzdem, denn von Auftritten allein kann man nur sehr schwer leben.

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