Sonntag, 30. Mai 2010

Ein kleines Mädchen macht alle platt!



Loik
ä Säti-loit
... ich hätt's nicht für möglich gehalten! So wie viele andere war ich der Meinung, dieser Song wäre nicht Eurovisionstauglich. Vielleicht würde Lena einen Platz unter den ersten 10 ergattern aber auf keinen Fall gewinnen! Nicht in so einem Schieberverein wie dem ESC. Vor allem dachte ich, dass dieser Song für Deutschland nicht repräsentativ ist. Gesungen in einer Art Cockney-Englisch, das noch nicht mal die Engländer verstehen, hat das nicht viel mit Germanistan zu tun.

Doch ich habe mich getäuscht. Gottseidank!

Lange Zeit hab ich mir diesen ganzen Schwachsinn überhaupt nicht mehr angeschaut bzw. angehört: eine Aneinanderreihung von sülzigen Balladen, gespickt mit kettensägenden, schleifhexenden Einlagen, klischeehaften Arrangements, rumhopsender Zirkusartisten und halbnackter Striptease-Tänzerinnen. Ich dachte, wenn diese Geräuschkulissen die jeweiligen Staaten und die dort lebenden Menschen repräsentieren, sind wir nicht mehr weit von einem dritten Weltkrieg entfernt! Gerade die Art und Weise, wie sich die osteuropäischen Staaten die Punkte zuschoben ging mir tierisch auf den Sack!

Auch gestern hätte ich's mir mal wieder nicht gegeben, wenn ich nicht im Vorfeld den Lena-Rummel verfolgt hätte. Als sie dann als Zweiundzwanzigste auf die Bühne kam, war ich total überrascht: der Song und die Darbietung stachen unter dem bis dahin gebotenem tonal hervor! Sie stand da in ihrem schwarzen Kleidchen, mit einfacher Frisur und Make-Up, sang und strahlte besser denn je! Wow, dachte ich mir, sie hat die Kurve gekriegt!

Warum auch nicht?!

Wir haben von fast allen Staaten Punkte bekommen. Neun davon gaben uns die volle Punktzahl! Bei einer Veranstaltung, wo es vordergründig um Musik gehen soll und sich dann letztendlich doch alles nur um Politik, Prestige und Image dreht, haben die Leute diesmal richtig gewählt.

Denn Lena hat Stil und Satellite ist eine gute Nummer!

Nur mal als Vergleich:

England mit Josh Dubovie und einer Art Boy-Group-Nummer That Sounds Good To Me - ganz hinten, Platz 25! Well, that doesn't sound good to me anymore, does it?!

Irland mit Niamh Kavanagh und einer Ballade (was sonst) im Titanic-Stil It's For You - untergegangen auf Platz 23!

Portugal mit Filipa Azevedo und der sülzigen Ballade dias assim, bei der man noch nicht mal eine Melodie erkennen konnte - eines schönen Tages vielleicht irgendwo unter den ersten zehn, doch diesmal nur auf Platz 18!

Israel mit Harel Skaat und einer dramatischen Ballade auf hebräisch Milim - am Schluss ging ihm dermassen die Intonation floeten, dass einem die Worte fehlten. Vielleicht hätte er doch lieber daheim bleiben und Skat spielen sollen ... Platz 14!

Am lustigsten fand ich die Russen Peter Nalitsch & Friends mit Lost and Forgotten - erinnerte mich an die russischen Strassenmucker, die kurz nach der Wende rüberkamen, um die Deutschen in ihren Fußgängerzonen zu quälen. Platz 11 (aber auch nur weil wieder geschoben wurde!)

Gut hingegen fand ich die Ukraine (gothic!), Georgien (wie kann man nur so gut singen wenn man so rumgewirbelt wird?!) und Belgien (erinnerte mich an mich).

Was mir auch auffiel und mich wirklich überraschte: wie die Länder des ehemaligen Jugoslawien sich die besten Punkte zu schoben! Ist noch nicht ganz so lange her, da sind sie sich gegenseitig an die Gurgel gegangen! Es kam einem fast so vor, also ob der ESC in diesem Fall als Friedensgebiet des gemeinsamen "aufeinander Zugehens" genutzt wurde und macht in meinen Augen die Schieberei fast zu einer Art guten Sache. Mir kamen die Tränen!


Auch diesmal ging es mal wieder mehr um das ganze Drumherum. Doch auch da stach Lena mit ihrer natürlich quirligen Art heraus, überzeugte die Zuschauer und Journalisten.

Bei der finalen Abstimmung lagen Ella und ich im Schlafzimmerbett. Umgeben von unseren Haustieren jubelten wir jedesmal wie die Verrückten, wenn 12 Punkte an Lena vergeben wurden! Für uns war's einer der schönsten ESC's, den wir bis dahin gesehen haben! Es sollen leben hoch die Norweger!

Und die Welt ist doch nicht so schlecht ...

5 Kommentare:

  1. Harel Skaat hat mit "Milim" am meisten Herzblut reingelegt, ich fand seine Performance ergreifend schön! Wär mein Favorit gewesen. Daneben gefällt mir noch Didrik Solli-Tangen mit "My heart is yours" (auch wenn er gestern, anders als bei den Proben, nicht ganz auf der Höhe war) und Tom Dice mit "Me and my guitar" sehr gut.

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Nach Lena waere mein Favorit Sofia Nizharadze aus Georgien gewesen. Vom Ausssehen war Eva Rivas aus Armenien der Knaller ;o)

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  4. Wieso entfernst du deinen eigenen Post ???

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  5. Wegen ungebuehrlichen Benehmens! Nein, es war ein Doppelpost ... accidentally. Trotzdem, gut aufgepasst, Don!

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